11.08.2013 10:10 Uhr

«Torklau» in Hoffenheim erhitzt die Gemüter

Hoffenheims Coach Markus Gisdol war nach der Fehlentscheidung des Schiedsrichters bedient. Foto: Uwe Anspach
Hoffenheims Coach Markus Gisdol war nach der Fehlentscheidung des Schiedsrichters bedient. Foto: Uwe Anspach

Sinsheim (dpa) - Nach dem «Torklau» von Hoffenheim plagte Thorsten Kinhöfer das schlechte Gewissen.

Sichtlich bedröppelt entschuldigte sich der erfahrene FIFA-Schiedsrichter für seine fatale Fehlentscheidung beim 2:2 des Fast-Absteigers der Vorsaison gegen den 1. FC Nürnberg und plädierte wie alle Beteiligten für die Einführung technischer Hilfsmittel im Fußball. «Wo Menschen urteilen, passieren Fehler - und das war halt einer. Wir Schiedsrichter würden es begrüßen, wenn diese Geschichte uns abgenommen wird. Aber das ist halt nicht so. Dementsprechend müssen wir die Entscheidung treffen - und die war heute leider falsch», erklärte Kinhöfer.

Hoffenheims Trainer Markus Gisdol war nach Ansicht der Fernsehbilder fassungslos über den Fauxpas. «So ein Ding muss gewertet werden. Es tut weh, wenn man das sieht.» Zum Buhmann wollte er Kinhöfer und dessen Assistenten Detlef Scheppe jedoch nicht stempeln. «Über den Chip im Ball muss man nach so einer Szene nicht mehr diskutieren. Die Einführung wäre einfach nur fair», sagte Gisdol. «Keiner will, dass ein reguläres Tor nicht zählt oder ein Tor gegeben wird, das keines war.»

Anders als in England, wo ab dieser Saison die Torlinientechnik eingeführt wird, konnte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bisher noch nicht zu einem Einsatz von Hilfsmitteln durchringen. Und so blieb dem Treffer von Kevin Volland, dessen Lupfer über «Club»-Torwart Raphael Schäfer klar hinter der Torlinie aufgesprungen war, die Anerkennung verwehrt. «Es ist sehr ärgerlich, dass mir das passiert ist. Mein erster Gedanke im Spiel war, dass der Ball nicht hinter der Torlinie war», schilderte Kinhöfer die Schlüsselszene beim Stande von 1:0. «Da ist Hoffenheim benachteiligt worden», räumte selbst «Club»-Coach Michael Wiesinger ein.

Schon auf dem Weg in die Halbzeitpause erhielt Kinhöfer beim Blick auf die TV-Monitore in den Stadionkatakomben Gewissheit, dass er falsch gelegen hatte. «Da schluckt man natürlich. Es gab eine kurze Aufregung», erzählte TSG-Abwehrspieler Stefan Thesker. «Die sind alle auf den Schiri los», berichtete Nürnbergs Manager Martin Bader und übte leise Kritik am Schiedsrichtergespann: «Heute hätte man die Technik nicht gebraucht. Das hätte man vielleicht auch so erkennen können. Es ist brutal, weil der Ball ganz langsam unterwegs war.»

Gäste-Torwart Raphael Schäfer sprang Kinhöfer dagegen bei. «Wenn man technische Hilfsmittel eingeführt hätte, hätte man dem Schiedsrichter helfen können. Es geht ja nicht darum, ihn als Deppen oder schlechten Menschen dastehen zu lassen. Er hat nach seinem besten Wissen und Gewissen entschieden», erklärte er.

Ob das auch auf Schäfer zutraf? «Ich habe es nicht richtig gesehen», beteuerte er auf die Frage, warum er den Schiedsrichter nicht auf den Fehler hingewiesen habe. Die Fernsehbilder und vor allem die Aussage von Volland ließen anderes vermuten. «Schäfer hat mir gleich gesagt, der Ball war drin», erklärte der verhinderte Torschütze.

Gisdol zeigte Verständnis für Schäfer: «Es wäre zu viel erwartet, dass die Spieler zum Schiedsrichter rennen und ein Gegentor anzeigen. Da stehen die Vereinsinteressen im Vordergrund. Das Problem muss anders gelöst werden.»

Dafür plädierte auch Mike Frantz, der die Franken mit seinem Anschlusstreffer in der 54. Minute nach den Gegentoren von David Abraham (34.) und Anthony Modeste (51.) aufrüttelte. «Ich glaube, man würde allen Spielern, Vereinen und Schiedsrichtern einen Gefallen tun, wenn man die Technik endlich einführt. Dann gäbe es diese Diskussionen nicht mehr», sagte Frantz. Weil dies noch nicht geschehen ist, durften die Nürnberger nach dem Ausgleich von Daniel Ginczek (57.) einen glücklichen Punkt mit auf die Heimreise nehmen.

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