09.01.2025 16:48 Uhr

Skandalspiel wird für Bochum gewertet - Union reagiert

Bochum-Torhüter Patrick Drewes war von einem Feuerzeug getroffen worden
Bochum-Torhüter Patrick Drewes war von einem Feuerzeug getroffen worden

Sieg am Grünen Tisch: Das Bundesliga-Skandalspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum wird für die Bochumer gewertet. Das hat das DFB-Sportgericht am Donnerstag entscheiden. Union wird das Urteil anfechten, teilte der Klub wenige Stunden nach Ende der Verhandlung mit. 

Das "Skandalspiel von Köpenick" wird mit 2:0 für das Bundesliga-Schlusslicht gewertet. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sah es nach der mündlichen Verhandlung am Donnerstag in Frankfurt/Main als erwiesen an, dass Bochum beim Duell bei Union Berlin irregulär geschwächt wurde. Das letzte juristische Wort ist aber noch nicht gesprochen - noch am Abend kündigten die Berliner an, in Berufung zu gehen.

"Entscheidungen am Grünen Tisch sind immer das allerletzte Mittel. Die Umstände ließen uns aber kaum andere Möglichkeiten", begründete der Sportgerichtsvorsitzende Stephan Oberholz seine Entscheidung: "Wir konnten keine Aspekte eines Komplotts oder eines Schmierentheaters erkennen."

Einspruch von VfL Bochum erfolgreich

Bochum hatte Einspruch gegen die Wertung des 1:1 im Kellerduell bei Union Berlin am 14. Dezember eingelegt und forderte drei Punkte. "Wir sind der Meinung, dass das Spiel hätte abgebrochen werden müssen", sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig. "Nach der Beweisaufnahme lässt der Sachverhalt nur eine Entscheidung zu - dass der VfL Bochum die Punkte zugesprochen bekommt", betonte Bochums Anwalt Joachim Rain bei seinem Plädoyer. Die Union-Seite widersprach und forderte die Beibehaltung des Resultats - ohne Erfolg.

Torhüter Patrick Drewes war kurz vor dem Abpfiff von einem Feuerzeug aus dem Union-Block am Kopf getroffen worden. Der 31-Jährige konnte nicht weiterspielen, musste nach eigenen Angaben mit Schwindel und Übelkeit ins Krankenhaus. Die Partie wurde nach rund 30 Minuten Unterbrechung ohne Drewes fortgesetzt, das Ergebnis mit einem "Nichtangriffspakt" ins Ziel gebracht. Laut Kaenzig habe Bochum aber "nur unter Protest" weitergespielt.

Die Bochumer sind durch den nachträglich zugeschriebenen Sieg mit Holstein Kiel gleichgezogen und haben vor dem Restart am Samstag beim FSV Mainz 05 mit acht Punkten nur noch zwei Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz - und damit eine deutliche bessere Ausgangslage im Kampf um den Klassenerhalt. Union hat vor der Partie beim 1. FC Heidenheim lediglich noch 16 Punkte auf dem Konto.

Drewes wurde aus Fankreisen vorgeworfen, eine Schauspieleinlage mit Teamkollege Felix Passlack abgesprochen zu haben. Das wies der Keeper im Zeugenstand zurück. "Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe. Danach wurde es diffus für mich und ich habe nicht alles wahrgenommen, Schwindelgefühle haben eingesetzt", sagte Drewes. Was Passlack zu ihm gesagt hat, habe er "nicht realisiert".

Unter Protest weitergespielt

VfL-Teamarzt Mark Sandfort sagte aus, dass es auf dem Platz "gedauert" habe, bis Drewes "reagiert hat". "In dem Moment war es zweifelsfrei, dass er aufgrund seiner Symptome nicht weiterspielen kann", erläuterte Sandfort: "Ich konnte ein Schädelhirntrauma nicht ausschließen." Der zugeschaltete Passlack gab an, "aus der Emotion heraus" einen "Spielabbruch beim Schiedsrichter gefordert" zu haben.

Der Unparteiische Martin Petersen führte aus, dass er "den Eindruck" hatte, "dass der Spieler nicht weiterspielen kann". Petersen selbst war in der Vergangenheit ebenfalls von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden und hatte in dem Fall das Spiel abgebrochen. Petersen bestätigt, dass Bochum die Partie nur "unter Protest" fortgesetzt habe.

Referee-Lehrwart Lutz Wagner bezeichnete die "Tat" an sich als "absolut inakzeptabel". Ob der Schiedsrichter in der Folge das Spiel dennoch fortsetzt, "liegt bei ihm, die Regel gibt ihm da ein relativ große Bandbreite". Nach Abklärung der "harten Fakten konnte er weiterspielen lassen".

Dass Petersen nur zwei der angezeigten fünf Minuten nachspielen ließ, sei aber "falsch" gewesen - trotz des "Nichtangriffspakts". Der Kontrollausschuss-Vorsitzenden Anton Nachreiner bezeichnete das Ballgeschiebe als "Sportwidrigkeit", die zukünftig mit Blick auf ähnliche Fälle vielleicht untersucht werden müsse: "Selbstverständlich war es eine Schwächung des VfL und faktisch war das ein Spielabbruch, der in der Verantwortung von Union Berlin liegt."

Dieser Einschätzung folgte das Gericht.

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