Rapid tankt bei Sturm Moral
Rapid hat im Bundesliga-Hit gegen Sturm Graz Kampfgeist bewiesen.
Die Wiener, die am Samstag mehr als eine Hälfte mit zehn Mann spielen mussten, trotzten dem Meister in der Merkur Arena ein 1:1 ab - und erlebten dabei ein Déjà-vu. Denn Retter in letzter Not war wieder Stürmer Dion Beljo, der schon in der Vorwoche an selber Stelle ebenfalls dank eines späten Elfmeters zum 1:1 gegen den GAK getroffen hatte. "Ich denke, wir waren das bessere Team", meinte der Kroate.
Gegen den GAK hatte Rapid eine Vielzahl an Chancen verschleudert, ehe Beljo in der 93. Minute zum Elfmeter antrat und verwandelte. Dieses Mal hatte Sturm die Partie nach einer berechtigten Roten Karte gegen Mamadou Sangaré in der 39. Minute unter Kontrolle und ging in der 82. Minute durch Hoffenheim-Leihgabe Erencan Yardimci, der seinen ersten Treffer machte, in Führung. Doch kurz vor Ende der regulären Spielzeit bekam Sturm-Verteidiger Emanuel Aiwu den Ball im Strafraum unglücklich an die Hand - es gab wie auch vor sechs Tagen einen Penalty.
"Es war ein wirklich wichtiger Moment, aber ich habe es ziemlich gut gemacht, denke ich", sagte Beljo nach seinem siebenten Liga-Tor in der laufenden Saison. "Ich habe es immer schon gemocht, Elfmeter zu schießen. Ich mag die Verantwortung." Die Grün-Weißen sind in der Bundesliga damit schon acht Spiele in Folge ungeschlagen - das Cup-Out gegen den SV Stripfing wird dadurch zwar nicht ungeschehen gemacht, rückte aber schnell wieder aus dem Blickfeld. Er sei "stolz" auf seine Mannschaft, befand Rapid-Trainer Robert Klauß. "Sie hat das bravourös gemacht."
Auch seine Spieler freuten sich über den Punktgewinn. "Nach der Roten Karte und 0:1-Rückstand fühlt sich das wie ein Sieg an. Auswärts gegen Sturm Graz ein Punkt - da muss man zufrieden sein", sagte Linksverteidiger Jonas Auer. "Im Großen und Ganzen war es, glaube ich, ein gerechtes 1:1", meinte Guido Burgstaller. Torhüter Niklas Hedl urteilte: "In Summe zweimal 1:1 mit gemischten Gefühlen. Ich glaube, letzte Woche war die Heimfahrt nicht so angenehm." Torschütze Beljo sagte: "Ich denke, wir hätten auch gewinnen können mit einem Mann weniger, denn wir haben nicht zu viele Chancen zugelassen."
Christian Ilzer war nach dem Spitzenspiel der 12. Runde geknickt, aber um eine realistische Einordnung bemüht. "Aufgrund des Spielverlaufs war es ein bitterer Ausgang, wenngleich Rapid bis zur Roten Karte das bessere Team war. Wir haben nicht viele Torchancen zugelassen, hatten aber zu wenig Zugriff auf das Match und auch nicht die nötige Präsenz zum Beispiel nach Ballgewinnen", urteilte der Coach des Tabellenführers. "Rapid hat top verteidigt. Sie haben auch zwei sehr gute Innenverteidiger, die mitverantwortlich sind für Rapids Erfolge in dieser Saison." Faktum sei aber, "dass wir nach der Führung das Spiel nicht mehr aus der Hand geben dürfen".
Tatsächlich konnten die Grazer ihre Dominanz, die in der numerischen Überlegenheit begründet war, in der zweiten Hälfte nicht ausspielen. Rapid errichtete einen kompakten Block vor dem Sechzehner und ließ wenig zu. Wenn sich doch Räume öffneten, trafen die Sturm-Akteure oft die falschen Entscheidungen mit dem Ball. "Uns haben die zwingenden Torchancen gefehlt", gab Verteidiger Niklas Geyrhofer zu. "Schade um den Punkteverlust, wir hätten uns in der Tabelle absetzen können." Statt sechs Punkte Vorsprung auf die Hütteldorfer sind es für den Titelverteidiger weiterhin drei.
Vor der Brust hat Sturm jetzt den Champions-League-Kracher bei Borussia Dortmund am Dienstag (21.00 Uhr/live Sky). "Das wird kein leichtes Unterfangen, wir werden aber alles aufwenden, um auch dieses Spiel bestmöglich zu absolvieren", versicherte Ilzer. Man habe wieder nur zwei Tage Vorbereitungszeit. Am Montag steht der Flug nach Deutschland an. "Ab morgen ist der Fokus auf Dortmund gerichtet", sagte Geyrhofer.
Auch der von Sangaré grob gefoulte Dimitri Lavalée dürfte gegen den BVB mitwirken können. "Er hat eine offene Fleischwunde, es dürfte aber nicht zu schlimm sein", gab Ilzer nach dem Spiel einen Lagebericht ab. Der Belgier selbst meinte, er fühle sich gut, nur sehe sein Bein nicht schön aus. "Aber ich habe weiterspielen können, es war okay. Also wird es in den nächsten Tagen auch okay sein."
apa