Späte Erlösung für die Wiener Austria
Der Wiener Austria ist am Sonntag in der Bundesliga unter schwierigen Voraussetzungen der erste Saisonsieg geglückt. Der Druck vor dem Heimspiel gegen den WAC war nach den Rückschlägen im Europacup und zum Ligaauftakt immens hoch, die Stimmung rund um den Verein angespannt. Zwei späte Treffer in der Nachspielzeit sorgten - zumindest vorübergehend - für eine Erlösung. "Es war eine emotionale Achterbahnfahrt", sagte Austria-Trainer Stephan Helm nach dem 3:1-Erfolg.
Dabei mussten die "Veilchen" in der ersten Hälfte einen weiteren Dämpfer hinnehmen. Der WAC ging mit der ersten Chance in Führung. Diesmal zogen die Wiener aber den Kopf aus der Schlinge, und das völlig verdient. "Wir bekommen aus einer vermeidbaren Situation das Tor. Es ist uns dann glücklicherweise gelungen, das Spiel zu drehen", sagte Helm, der trotz Kritik auch Unterstützung von den Fans spürte. "Es war eine unfassbare Atmosphäre im Stadion."
Bei den Wechseln bewies Helm ein goldenes Händchen. Die Hereinnahmen von Muharem Huskovic und Dominik Fitz waren spielentscheidend. Fitz, Denker und Lenker der Veilchen-Offensive, saß gegen den WAC zur Überraschung vieler zunächst auf der Bank. "Im Laufe der Woche hat es bei Fitz physisch ein kleines Thema gegeben. Ich habe mir dann gedacht, ich bringe ihn lieber frisch, wenn die Räume offen sind", erklärte Helm. Der Schachzug ging auf. Fitz bereitete das viel umjubelte 2:1 von Huskovic vor und traf drei Minuten später zum Endstand.
Austria-Fans wegen Werner und Ortlechner aufgebracht
Wie angespannt die Situation in Favoriten ist, zeigte auch ein Plakat der violetten Fans. "Unsere Wunschlösung: Werner und Orti raus" war darauf zu lesen. Rückkehrer Aleksandar Dragovic nahm Sportvorstand Jürgen Werner und Sportdirektor Manuel Ortlechner in Schutz: "Sie geben Tag für Tag 100 Prozent für den Verein." Er zeigte aber auch Verständnis für die Anhänger: "Es ist legitim, dass die Fans 'haß' sind und ihren Unmut nach den letzten zwei Jahren rauslassen."
Der 100-fache ÖFB-Teamspieler erlebte bei seiner Heimkehr nach über 13 Jahren einen frenetischen Empfang. Dressen mit Beflockung von Dragovic waren ausverkauft, im Spiel wurden einfachste Aktionen des Abwehrspielers bejubelt, bei der Auswechslung kam es zu Standing Ovations. "Es geht nicht um mich, es geht um Austria Wien", betonte Dragovic. Das erste Pflichtspiel nach zweieinhalb Monaten sei besonders anstrengend gewesen. Am Ende habe er schon ein Sauerstoffzelt gesucht. "Wieder ein Klassiker, mein Debüt bei gefühlten 40 Grad spielen zu müssen."
Für reichlich Diskussionsstoff sorgte der Ausgleichstreffer von Andreas Gruber. Referee Stefan Ebner erklärte die strittige Situation wie folgt: Durch das absichtliche Handspiel von WAC-Abwehrspieler Dominik Baumgartner sei eine neue Spielsituation entstanden. Daher stand der Austria-Angreifer nicht im Abseits. Hätte Gruber nicht aufs Tor geschossen, hätte es Elfmeter gegeben. Gäste-Trainer Dietmar Kühbauer hatte dazu eine klare Meinung: "Er (Schiedsrichter Ebner, Anm.) wird selbst wissen, dass es falsch war. Schade, dass so etwas schon in der zweiten Runde passiert."
Kühbauer haderte aber auch mit dem Auftritt seiner eigenen Mannschaft. "Das war sicher nicht unser Leistungsstand, den wir da geboten haben. Wir haben alles vermissen lassen, was uns im ersten Spiel ausgezeichnet hat", meinte der Burgenländer. Die Austria habe am Ende verdient gewonnen. Für den WAC geht es am kommenden Sonntag in Altach weiter, die Austria ist zeitgleich in Hartberg gefordert.
apa