WAC in Frühform, Klagenfurt mit Problemen
Spannend dürften sich die kommenden Wochen für die Klagenfurter Austria präsentieren. Im Kärntner Derby offenbarte die Elf von Trainer Peter Pacult große Probleme nach dem personellen Umbruch im Sommer und ging beim WAC mit 1:4 unter. Für Wolfsberg-Coach Dietmar Kühbauer bedeutete das ein fulminantes Trainer-Comeback. "Wir wollten den Sieg mehr, haben mehr die Tiefe gefunden, haben mehr Ideen gehabt", gab der Burgenländer an.
Nach 90 Minuten schien klar: Die Abgänge von Sinan Karweina, Philipp Menzel, Till Schumacher, Andy Irving oder des zum WAC abgewanderten Nicolas Wimmer kann Klagenfurt derzeit offenbar nicht kompensieren. Mit fünf Neuen in der Startelf taten sich die Gäste äußerst schwer, die spielfreudigen Hausherren sorgten dank Thierno Ballo (10./Foulelfer), Simon Piesinger (21.) und Dejan Zukic mit seinem ersten Ligator (23.) schon früh für klare Verhältnisse.
Pacult enttäuscht von Gkezos
"Wir haben diesen Kader, man muss damit arbeiten. Es bringt uns nichts (darüber zu spekulieren). Das entscheide nicht ich, das entscheidet der Verein", sagte Pacult zum Auftakt seiner vierten vollen Saison bei Violett. Eingeleitet war die Niederlage von einem Elferfoul von Routinier Kosmas Gkezos an Ballo worden, nach 25 Minuten beorderte Pacult den Griechen unter die Dusche. "Wir waren bis zum 0:1 wirklich gut drinnen. Dann kommt dieser unnötige Elfmeter, so ein erfahrener Spieler ...", erklärte der Coach hörbar enttäuscht.
Von Fatalismus hält der 64-Jährige nichts. "Wir brauchen nicht über Baustellen reden, die Saison hat gerade begonnen. Man muss schon eine gewisse Linie haben und die muss man auch bei einer Niederlage halten", stellte Pacult klar. Viel Zeit, Neuzugänge wie die Samstag-Starter Tobias Koch, Niklas Szerencsi, Jonas Kühn, Ben Bobzien, Philipp Wydra oder die eingewechselten David Toschewski und Laurenz Dehl auf Betriebstemperatur zu bringen, bleibt nicht. Am Sonntag kommender Woche kommt mit Rapid ein erwartet schwerer Gegner an den Wörthersee.
Zeitgleich wird dann der WAC bei der Wiener Austria gastieren, die Brust der "Wölfe" entsprechend breit sein. "Speziell in der ersten Hälfte war es ein unglaublich gutes Spiel von meiner Mannschaft", sagte Kühbauer, mit 53 Jahren der zweitälteste Coach der Liga. "Die Tore sind zur richtigen Zeit gefallen, es war sehr viel Energie drinnen."
Gelungner Einstand für Semlic
Durchaus erwähnt haben wollte Kühbauer den Umstand, dass auch sein Club im Sommer ein halbes Dutzend Stammspieler verloren hat. Neuzugänge wie Wimmer, Torschütze und Assistgeber Zukic oder Boris Matic fügten sich aber zum Auftakt gut ein. Außenverteidiger Maximilian Ullmann stand noch gar nicht im Kader. Und abgeschlossen ist die Personalplanung auch nicht. "Es ist schwierig, aber es fehlt definitiv noch ein Stürmer", meinte Kühbauer, der schon von 2013 bis 2015 den WAC trainierte.
Freuen konnte sich auch Philipp Semlic, dessen Einstand in der Bundesliga ganz nach Geschmack des Steirers verlief. Seine WSG Tirol siegte im West-Derby in Altach mit 2:1, mit dem Deutschen Jamie Lawrence trug sich ein weiterer Liga-Debütant in die Torschützenliste ein. Der Zwei-Meter-Mann in der Wattener Hintermannschaft sprach von einem "perfekten Debüt", zeigte aber auch Mut zur Selbstkritik, als er seinen Fehler beim zwischenzeitlichen Ausgleich thematisierte. Semlic freute sich wiederum, dass sich seine Elf dadurch "nicht aus dem Tritt bringen hat lassen". Der 41-Jährige ortete noch genug Luft nach oben. "Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns", meinte er über den "kleinen Schritt zu unserem Ziel."
Für die Altacher gab Pfiffe von den eigenen Fans. Das blamable Aus im ÖFB-Cup, nun die Heimniederlage - es beginnt nicht gut für die Rheindörfler. "Es deutet in der Trainingswoche nichts darauf hin. Sie fahren sich im Training mehr ins Getriebe wie in den Spielen. Das ist schwer zu erklären", sagte Trainer Joachim Standfest, der die nötige Zweikampfstärke vermisste und schon früh in der Saison angezählt wirkt. Von den Tribünen waren "Trainer raus"-Rufe zu hören.
Eins-gegen-eins-Situationen fielen zu oft gegen die Altacher aus. Dabei waren diese mit großen Ambitionen aus der Vorbereitung in die Saison gegangen. Statt Siege zu bejubeln muss sich Standfest bereits vor seine Mannschaft stellen. "Ich stehe in der Verantwortung und der stelle ich mich auch. Ich bin lange genug in dem Geschäft, ich kann das verkraften", erklärte er auf Sky. Sportdirektor Roland Kirchler bezeichnete die ersten beiden Auftritte der Saison als "schockierend" und nahm die Spieler in die Pflicht. "Ich möchte nicht, dass unsere Jungs sagen, dass sie am Platz alles gegeben haben, weil das stimmt nicht."
apa