16.09.2023 10:50 Uhr

Verwundbarer FC Bayern stellt sich auf "Marathonlauf" ein

Der FC Bayern musste sich mit einem Remis zufrieden geben
Der FC Bayern musste sich mit einem Remis zufrieden geben

Der FC Bayern München zeigt sich nach einem rasanten Spitzenspiel von Herausforderer Leverkusen beeindruckt und erwartet einen engen Titelkampf.

Nach der Achterbahnfahrt der Gefühle in einem hochklassig-turbulenten Spitzenspiel schob Thomas Müller beeindruckt die Unterlippe nach vorne. Die frechen Herausforderer von Bayer Leverkusen hätten "gezeigt, wieso sie da oben stehen", sagte der Ur-Münchner, "sie haben absolute Qualitäten".

Aber reicht es auch, um den Serienmeister auf Strecke zu fordern und für einen engen Titelkampf zu sorgen? Das war nach dem atemraubenden Kräftemessen zweier Klassemannschaften und einem gerechten 2:2 (1:1) neben den Debatten um zwei knifflige Schiedsrichterentscheidungen die meistdiskutierte Frage. Die Antwort: Sieht so aus, ja.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel tat sich jedoch schwer mit einer Prognose. "Da habe ich keine schlaue Antwort drauf", sagte er und betonte: "Es ist ein Marathonlauf." Bayer aber, meinte der neue Sportdirektor Christoph Freund, wirke "sehr stabil". Auch andere Klubs wie RB Leipzig seien "sehr gut aufgestellt". Er erwartet daher "eine spannende Saison".

Der Freitagabend war dafür eine Blaupause. Tabellenführer Leverkusen kam nach den Münchner Toren durch Harry Kane (7.) und Leon Goretzka (86.) zweimal zurück, allein das verdiene "Respekt", sagte Mittelfeld-Chef Granit Xhaka. Kann Bayer gegen Bayern also mithalten im Titelkampf? "Ich glaube ja", antwortete Xhaka selbstbewusst.

Man habe "den härtesten Härtetest bestanden", ergänzte der starke Bayer-Keeper Lukas Hradecky: "So gut waren wir hier noch nie. Die Bayern hatten ein bisschen Schiss vor uns."

Für "DAZN"-Experte Michael Ballack stand fest: "Leverkusen hat die Zweifel beseitigt." Doch Trainer Xabi Alonso warnte vor zu viel Euphorie: "Der Mai ist weit weg. Daran zu denken, wäre ein Fehler."

FC Bayern will "stabiler und griffiger" werden

Doch der Freitag gab vielfach Anlass zu Optimismus. Coach Alonso bewies abermals seine Klasse, indem er seine Mannschaft nach dem wackligen Start mit ein paar wenigen Kniffen stabilisierte. Leverkusen überzeugte mit klarem Plan, dem Kurzpassspiel im Mittelfeld, oder der Wucht von Sturm-Entdeckung Victor Boniface.

Und die Bayern sind längst nicht so gefestigt wie über Jahre gewohnt. "Wir müssen insgesamt stabiler und griffiger werden", mahnte Tuchel, der sich phasenweise vorkommen musste wie bei einer Fahrt in der "Wilden Maus" auf der Wiesn. "Mal hatten wir die Kontrolle, mal keine, mal waren wir kompakt, mal nicht", haderte Tuchel und meinte: "Es ist ein Wellental."

Kimmich unzufrieden?

Daneben gibt es bei den Bayern vor dem Start in die Champions League mit dem Kracher gegen Manchester United am Mittwoch einige störende Nebengeräusche. Die von Tuchel höchstpersönlich angestoßene Debatte um den dünnen Kader konnte auch Freund nicht abräumen. "Er ist nominell nicht riesengroß", gab er zu, "aber das kann Energie entfachen."

Dazu waren mit Joshua Kimmich wegen der frühen Auswechslung ("Fragt den Trainer!") und Matthijs de Ligt wegen seiner Reservistenrolle ("Furchtbar") gleich zwei Stars verschnupft. Tuchel verwies bei Kimmich auf dessen muskuläre Probleme ("60 Minuten waren das Maximum"), Freund nannte de Ligt "ganz, ganz wichtig".

Einig waren sich die Bayern in ihrer Kritik an Schiedsrichter Daniel Schlager. Müller verwies auf seinen "blauen Zeh" und versicherte, vor Alejandro Grimaldos Traum-Freistoß (24.) sei er gefoult worden - nicht umgekehrt. Der späte Strafstoß, den Exequiel Palacios zum verdienten Ausgleich genutzt hatte (90.+4), sei "supersoft" gewesen, monierte Tuchel. "Opfer" Jonas Hofmann dagegen verwies nach dem ungestümen Einsteigen von Alphonso Davies auf seinen "ganz kleinen Bluterguss" in der Wade. Aha.

Der mögliche Bayern-Dreier jedenfalls war dahin. "Das tut weh", sagte Müller, "der Sieg wäre sehr süß gewesen." Eben weil Leverkusen ein ernstzunehmender Rivale ist.

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