"Fesseln abgelegt": RB Leipzig kommt ins Rollen

RB Leipzig wendet dank einer entfesselten zweiten Halbzeit gegen den VfB Stuttgart einen Fehlstart ab. Trainer Marco Rose erlebt ein Wechselbad der Gefühle.
Am Ende eines langen Abends überwog auch bei Marco Rose die Freude. Viel Frust in Sachen Videobeweis begleitete den Coach von RB Leipzig, ein aufmüpfiger VfB Stuttgart nervte seine Mannschaft - doch furiose 25 Minuten, fünf Treffer in der zweiten Halbzeit und ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz beruhigten schließlich das Gemüt des 46-Jährigen.
"Grobes Lob an meine Mannschaft für diese Energieleistung", sagte Rose, der den 5:1 (0:1)-Heimerfolg zum Auftakt des zweiten Spieltags der Fußball-Bundesliga an der Seite seines Teams mit den Fans feierte. "Das hat Spaß gemacht, wir haben so ein bisschen die Fesseln abgelegt", sagte Kapitän Willi Orban über die Leistungsexplosion der Sachsen nach der Pause: "Am Ende ein verdienter Sieg."
Fragezeichen wird zum Ausrufezeichen
Nach dem 2:3 in Leverkusen zum Ligastart war die Stimmung in Leipzig ein wenig gedämpft, die Euphorie vom Supercup-Sieg beim FC Bayern (3:0) war schnell verflogen. "Die Woche hast du schon gemerkt, dass das ein oder andere Fragezeichen mehr da war als die Woche zuvor. Genau darum geht es, dass wir aus den Fragezeichen step-by-step Ausrufezeichen machen", sagte Rose.
Und diese setzte seine Mannschaft vor 46.084 Fans nach der Pause - genau genommen sogar fünfmal. Benjamin Henrichs (51.), der von einem dicken Patzer von VfB-Keeper Alexander Nübel profitierte, Dani Olmo (63.), Lois Openda (66.), Kevin Kampl (74.) und Xavi Simons (76.) schossen RB wie im Rausch zu den ersten drei Punkten der jungen Saison. "Wir haben eine gute Mentalität gezeigt, wir sind happy und gucken jetzt nach vorne", sagte Rekordeinkauf Openda nach seinem zweiten Saisontor.
Dabei brachten auch insgesamt vier Videobeweise Leipzig nicht aus dem Tritt, doch Rose erneuerte seine Kritik an den langen Abläufen im Kölner Keller: "Es ist mein altes Lied", sagte der Coach, der sich über ein mögliches Foul an Orban (45.+5) echauffierte und nach einem Wutausbruch beim Halbzeitpfiff die Gelbe Karte sah.
Bis zum Auswärtsspiel bei Champions-League-Starter Union Berlin am Sonntag kommender Woche hat Rose nun noch genug Zeit, sein Gemüt weiter zu beruhigen, ehe in der Alten Försterei der nächste Gradmesser wartet. "Das ist eine riesen Herausforderung, ein hartes Brett", betonte Orban: "Aber es wird Zeit, dass wir da auch mal wieder etwas Zählbares mitnehmen."