21.05.2023 12:24 Uhr

Hertha BSC am Boden: "Es tut weh!"

Hertha BSC ist nur noch zweitklassig
Hertha BSC ist nur noch zweitklassig

Nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga steht Hertha BSC vor großen Problemen. Viele Zukunftsfragen sind offen.

Mit "gebrochenen" Herzen und schweren Beinen trabten Kevin-Prince Boateng und die Spieler von Hertha BSC in eine ungewisse Zukunft. Frust, Enttäuschung und Wut über den schmerzhaften Abstieg in die 2. Bundesliga sorgten auch beim kurzen gemeinsamen Lauf am Sonntagmorgen noch für ein Gefühl der Leere und Ohnmacht.

"Ich bin selber Hertha-Fan. Es ist einfach nur traurig", sagte Boateng über den siebten Bundesliga-Abstieg seines Herzensklubs.

"Es tut weh. Es ist hart. Es ist nicht schön"

Die Tränen, die nach dem dramatischen 1:1 (0:0) gegen den VfL Bochum geflossen waren, waren zwar getrocknet. An der Grundstimmung änderte sich nichts. "Es tut weh. Es ist hart. Es ist nicht schön", sagte Trainer Pal Dardai am Samstagabend: "Der Abstieg ist schlecht für alle."

Hertha hätte einen Sieg gebraucht, um die Hoffnungen auf ein blau-weißes Fußball-Wunder am Leben zu halten. Der Glaube daran war nach dem Treffer von Lucas Tousart (63.) stärker denn je. Dann sorgte Keven Schlotterbeck (90.+4) für kollektives Entsetzen. Hertha BSC muss in die 2. Liga.

Der Spielverlauf sei "ein Spiegelbild der ganzen Saison", sagte Sportdirektor Benjamin Weber und war sich mit Dardai einig. "Abgestiegen", sagte dieser, "ist Hertha BSC nicht heute. Die Leistung war gut."

Hertha bekommt knallharte Dardai-Analyse

Die Betroffenheit war dem Ungarn anzumerken. Der 47-Jährige lebt den Verein. Er ist Rekordspieler und zum dritten Mal Cheftrainer. Mitte April hatte das Klub-Urgestein die komplizierte Retter-Mission angenommen. Er scheiterte. Zu schwer wiegen die Altlasten, zu tiefgreifend sind die strukturellen Probleme im Klub, zu wenig Wir-Gefühl herrscht im unausgewogenen Kader.

Er werde dem Verein eine "schriftliche Analyse" vorlegen, kündigte Dardai an. Sie dürfte deutlich ausfallen. "Ich bin immer ehrlich. Wir werden sehen, wie der Klub das sieht", sagte Dardai, dessen Vertrag Ende Juni endet. Seine eigene Zukunft soll bis zum Saisonende nicht thematisiert werden. Erst "wenn die Zeit kommt, können wir über die Dinge reden."

Hertha BSC droht weitreichender Einschnitt

Die Trainerpersonalie ist nur eine von vielen Baustellen. Wie geht es weiter bei Hertha BSC? Mit welchem Kader startet man Ende Juli in die Saison? Und was ist mit der Lizenz? Die wirtschaftliche Lage ist bedrohlich. Bis zum 7. Juni muss der Verein bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Finanzierung für die kommende Saison nachweisen. Er habe "vollstes Vertrauen in die Geschäftsführung", sagte Weber.

Veränderungen sind unvermeidlich. Sie dürften und müssen tiefgreifend sein. "Man muss die Fragezeichen beantworten und das Ding von unten bis oben komplett sauber machen", sagte Boateng: "Wir müssen die Probleme ausbügeln und dann wieder angreifen."

Wann und ob Hertha in die Bundesliga zurückkehrt, lässt sich nicht abschätzen. Der Klub zahlt die Quittung für die Fehlentwicklung der vergangenen Jahre, in der Größenwahn herrschte und Geld in absurdem Ausmaß verbrannt wurde.

"Wir müssen jetzt für die Zukunft arbeiten", sagte Dardai. Wie diese aussieht, lässt sich derzeit nicht seriös beantworten.

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