16.04.2023 11:30 Uhr

BVB beim VfB Stuttgart: Dümmer geht's nimmer

Der BVB war nach dem Remis sichtlich frustriert
Der BVB war nach dem Remis sichtlich frustriert

"Unnötig", "dumm": Borussia Dortmund versinkt nach dem aberwitzigen 3:3 beim VfB Stuttgart in Fassungslosigkeit. Trainer Edin Terzic hat Mühe, sich zu beherrschen.

Edin Terzic litt wie ein geprügelter Hund. "Enttäuschung" und "Wut" dominierten seine Gefühlswelt, und am liebsten hätte der schockierte, fassungslose Trainer von Borussia Dortmund seine Mannschaft wohl mal so richtig zur Schnecke gemacht. Nach dem aberwitzigen 3:3 (2:0) beim VfB Stuttgart wäre dies auch angebracht gewesen. Der von allen guten Geistern verlassene BVB verschenkte am Samstag gegen eine Mannschaft in Unterzahl den Sieg, er verspielte auch eine vielleicht einmalige Chance im Titelkampf.

Auf die Frage nach dem Warum hielt sich Terzic so gut es eben ging zurück, allerdings stellte er nichts weniger als die Willenskraft des gesamten Vereins infrage. "Es gibt Gründe", sagte er so angefasst wie genervt, "warum wir es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft haben, ganz oben zu stehen". Einer der Gründe: Wer unter besten Voraussetzungen ein solches Spiel, einen Sieg "herschenkt", wie der Trainer feststellte, der hat ganz offensichtlich, auch wenn er es nicht hören will, ein Mentalitätsproblem.

Die beste Dortmunder Leistung vollbrachte Terzic in seinem Bemühen, nicht komplett die Beherrschung zu verlieren. Was er dennoch sagte, war deutlich genug. Er habe ja schon nach dem 2:3 im August gegen Werder Bremen, als seine Mannschaft in den letzten Minuten drei Gegentreffer kassierte, geglaubt, "ich habe das Dümmste schon erlebt", er habe "gedacht, es kann nicht schlimmer werden, und trotzdem ist es passiert". Weshalb auch Sportdirektor Sebastian Kehl "Frust und eine gewisse Aggression verspürte".

All das war nur allzu verständlich nach einem unfassbaren Spielverlauf: Dortmund führte durch Treffer von Sebastien Haller (26.) und Donyell Malen (33.), und spielte ab der 39. Minute nach Gelb-Rot für den Stuttgarter Konstantinos Mavropanos in Überzahl. Und dann? Lattentreffer von Jude Bellingham und Marco Reus, die Tore von Tanguy Coulibaly (78.) und Josha Vagnoman (84.), das 3:2 von Giovanni Reyna (90.+2), das 3:3 durch Silas (90.+7). Das Stadion glich danach einem Tollhaus, der BVB einer Ansammlung von Salzsäulen.

Kehl: "Haben vieles kaputt gemacht"

"Vier Tore in einer Halbzeit, das musst Du erst mal schaffen gegen zehn Leute", ätzte Kehl eingedenk des wegen Abseits aberkannten Treffers von Serhou Guirassy (52.) und ergänzte: "Wir haben vieles kaputt gemacht". Vieles, wenn nicht alles.

"Unnötig" und "dumm", betonte der aufgewühlte Terzic, sei dieses Unentschieden gewesen, zumal er in der Halbzeit ja noch davor gewarnt habe, jetzt nur nicht die Disziplin zu verlieren. Seine Mannschaft? Spielte derart lasch, als sei der Sieg nur noch eine Frage der Zeit.

"Wir haben noch sechs Spiele Zeit"

Dass seine Mannschaft ihre Chance nicht ergriff, dass es statt Gleichstand mit dem dahindümpelnden FC Bayern jetzt noch immer zwei Punkte Rückstand sind, das wollte Terzic nicht in den Kopf. Schon gleich gar nicht, weil sich der BVB nach seinen zahlreichen Problemen und nach dem Sturz auf Rang sechs "mit viel Fleiß und Wut" in die Situation gebracht habe, die Münchner tatsächlich mal zu stürzen. "Es war alles vorbereitet um hier mit drei Punkten nach Hause zu fahren", sagte Terzic. Tja, dumm gelaufen.

Und nun? Terzic rang sich eine Antwort ab: "Es ist noch so viel, um das es sich lohnt zu kämpfen." Zwei Punkte, und: "Wir haben noch sechs Spiele Zeit." Allerdings, betonte der Trainer: "Wir müssen endlich anfangen, aus diesen unnötigen Rückschlägen zu lernen. Das wird keiner für uns tun." Mit der Selbstheilung eines jahrelangen Problems aber scheint auch diese Version des BV Borussia Dortmund überfordert.

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