20.03.2023 17:52 Uhr

DFB startet Charmeoffensive bei Bratwurst-Duft

Flick und Völler wollen die DFB-Elf zu einer guten Heim-EM führen
Flick und Völler wollen die DFB-Elf zu einer guten Heim-EM führen

Rudi Völler löste sein erstes großes Versprechen ein und stürzte sich gleich höchstpersönlich ins Getümmel. Während Bundestrainer Hansi Flick den kreischenden Fans seine sechs Debütanten bei der öffentlichen Trainingseinheit erstmals präsentierte, posierte der neue Nationalmannschaftsdirektor für Selfies mit den überglücklichen Anhängern und schrieb fleißig Autogramme.

Die angekündigte Charmeoffensive der DFB-Auswahl zeigte erste Wirkung. Unter den 3500 Zuschauern im gut gefüllten Stadion am Frankfurter Brentanobad herrschte Volksfeststimmung, Bratwurst-Duft lag in der Luft. "Wir versuchen, alle glücklich zu machen", sagte Fan-Liebling Völler.

Das gelingt nach drei herben Turnier-Enttäuschungen in Serie in erster Linie durch Leistung. Daher schwor Völler vor der 45-minütigen Regenerationseinheit das Team in einer Willkommensrede auf das große Ziel 2024 ein. "Das ist ein Glück, diese EM zu haben. Das habe ich den Spielern noch einmal vor Augen geführt", sagte der Weltmeister von 1990 mit Blick auf das "wunderbare und besondere Turnier".

Bayern-Star Musiala muss verletzungsbedingt passen

Jamal Musiala entgingen Völlers Worte. Der Münchner Zauberer zog sich in Leverkusen (1:2) einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu und reiste am Montag bei trübem Wetter aus dem DFB-Quartier in der Mainmetropole ab. Flicks Ergebnis nach einer Besprechung mit seinem Trainerteam, wegen der er sogar Völlers Einladung auf ein Bier an der Hotelbar ausschlug: Er wird keinen Ersatz für die Länderspiele am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) gegen Peru in Mainz und drei Tage später in Köln gegen Belgien nominieren.

Trotz des geplatzten "Dates" ist sich das Führungsduo Völler-Flick über den Weg zu einer erfolgreichen Heim-EM einig, der Masterplan lautet: mehr Leidenschaft, mehr Gier, mehr Wille.

"Der Austausch", betonte Flick bei einer gemeinsamen "Regierungserklärung" auf dem DFB-Campus, "ist sehr gut." Niemand verkörpere schließlich "den deutschen Fußball so wie Rudi". Schon nach den ersten Wochen der Zusammenarbeit steht für Flick fest: "Er ist voll dabei." Auch beim Training steckten sie die Köpfe zusammen.

Bundestrainer Flick setzt auf sechs Neulinge

Flick sieht sich derzeit mitten in einer Experimentierphase nach der völlig verpatzten WM in Katar. Seine teils überraschend nominierten Neulinge Josha Vagnoman (Stuttgart), Marius Wolf (Dortmund), Mergim Berisha (Augsburg), Kevin Schade (Brentford), Felix Nmecha (Wolfsburg) und Malick Thiaw (AC Mailand) sollen alle debütieren. "Wir sind neugierig darauf, was sie uns anbieten", sagte Flick.

Einen ersten Eindruck erhielt er am Nachmittag. Alle Neuen standen auf dem Platz, während die etablierten Stars wie Joshua Kimmich und Mario Götze die Anhänger mit ihrer Unterschrift glücklich machten. "Das war ein schönes Gefühl", sagte der WM-Held von 2014. "Ob das bei jedem Länderspiel so sein wird, muss man sehen. Aber wir werden es immer mal hinbekommen", sagte Völler über die praktizierte Fannähe.

Flick verzichtete bewusst auf einige Leistungsträger wie Thomas Müller, Ilkay Gündogan oder Antonio Rüdiger. Es sei aktuell die Aufgabe, "dass wir die Mannschaft in der Breite aufstellen". Die 15 Monate bis zum EM-Start "sollten ausreichen", um sich einzuspielen. "Wenn ich nichts Neues gemacht hätte, hätte ich die Berichte gerne gelesen", verteidigte Flick seinen noch 23-köpfigen Kader gegen unter anderem von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus geäußerte Kritik.

DFB-Coach Flick genießt Rückendeckung von Völler

Völlers Rückendeckung hat er. "Ich unterstütze ihn in jeder Hinsicht", betonte er, der von Flick erhöhte Konkurrenzkampf tue "allen gut". Beim Zusammenspiel mit dem Chefcoach seien die Rollen klar verteilt: "Hansi ist der Bundestrainer!"

Das sah man am Montag auch an der Kleidung. Flick nahm im schwarzen Trainingsanzug auf dem Podium Platz, Völler saß fast staatsmännisch im weißen Hemd und dunklen Pullover neben ihm.

Völler legte auch den Finger in die Wunde. "Wir haben nicht gut verteidigt und unsere Torchancen nicht genutzt. Da wird das Trainerteam dran feilen", formulierte er im WM-Rückblick einen klaren Auftrag.

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