15.03.2023 12:41 Uhr

Bühne frei für die große Infantino-Show

Gianni Infantino wird als FIFA-Präsident wiedergewählt werden
Gianni Infantino wird als FIFA-Präsident wiedergewählt werden

Die erneute Krönung von Gianni Infantino auf dem 73. FIFA-Kongress wird zur reinen Formsache. Bernd Neuendorf lässt sein Stimmverhalten noch offen, Norwegen führt die kleine Opposition an.

Während Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness offensiv die schmale Gegner-Front mobilisiert, hält sich der deutsche Fußball-Boss noch bedeckt. Bernd Neuendorf grübelt bis zur letzten Sekunde intensiv über sein Stimmverhalten, Unterstützung für Gianni Infantino wäre angesichts der aufgerufenen Bedingungen aber schon überraschend. Seine Gegenstimme wäre zumindest ein bemerkenswerter symbolischer Akt, auch wenn davon unberührt der 73. Kongress in Kigali für den allmächtigen FIFA-Boss am Donnerstag (8.00 Uhr MEZ) sicher zum reinsten Triumphzug wird.

Mangels Gegenkandidat und beflügelt von seinem jüngsten WM-Coup ist die nächste große Infantino-Show bereits vorprogrammiert. Vor allem die Herzen kleinerer Nationen fliegen dem 52 Jahre alten Amtsinhaber zu, die Wiederwahl bis ins Jahr 2027 dürfte mit überwältigender Mehrheit erfolgen. Da die Wahl gemäß Statuten bei einem Einzelkandidaten per Akklamation mit zustimmendem Applaus erfolgen kann, dürfte die genaue Stärke der Gegnerfront ohnehin im Verborgenen bleiben. Das Bild einer in der FIFA vereinten Fußballgemeinschaft soll um die Welt gehen.

Dabei ist Infantino schon lange nicht mehr unumstritten, gerade in Europa mischen sich immer wieder Kritik und Widerstand. Der Deutsche Fußball-Bund hatte weit vor dem Wahltag in Kigali einen Fragenkatalog an den Fußball-Weltverband übermittelt, energisch Antworten zu umstrittenen Themen wie dem geforderten Entschädigungsfonds für die Arbeitsmigranten in Katar gefordert. "Ich werde ihn niemals persönlich attackieren oder aggressiv werden", sagte Neuendorf: "Wenn wir keine Rückmeldung bekommen, ist es aber natürlich schwer, ihn zu unterstützen."

Insbesondere im Norden Europas regt sich längst offener Widerstand. Infantino habe es verpasst, "dem Fußball allumfassende Werte zu implementieren", sagte die norwegische Verbandschefin Klaveness der Welt. Auch dessen Nähe zu gewissen Staatschefs wie zum Kronprinz von Saudi-Arabien sehe sie kritisch. "Wir werden ihn nicht wählen", betonte Klaveness. Selbiges kündigten Schweden und Dänemark bereits öffentlich an.

"Ein Diktator der unangenehmsten Art"

Deutschland und weitere Nationen könnten sich anschließen. Infantino sei "ein Diktator der unangenehmsten Art", schimpfte Antikorruptionsexperte Mark Pieth in einer ZDF-Dokumentation. Infantino wisse genau, seine Macht einzusetzen und geschickt die Strippen zu ziehen. Die von ihm nominierte Generalsekretärin Fatma Samoura arbeite ganz nach seinem Gusto, Kritiker würden gerne mal aus Ämtern gedrängt, so Pieth.

Doch die Gegnerfront dürfte nur eine kleine Minderheit bleiben. Jeder der 211 Nationalverbände hat eine Stimme, egal wie groß oder klein er ist - und auf anderen Kontinenten lieben sie Infantino eben. Und das nicht erst seit der am Dienstag beschlossenen Aufblähung der Mega-WM 2026, bereits zuvor profitierten sie von den florierenden Finanzen der FIFA. Die 211 Nationalverbände erhalten ihren (kleinen) Teil vom dank Rekordeinnahmen immer größer werdenden Kuchen - für die ärmeren ist das sehr bedeutsam.

Solange die Finanzen boomen, muss sich Infantino keine Sorgen machen. Im Rahmen der WM ließ er ja fast beiläufig verkünden, dass er nun erst in seine zweite Amtszeit gehe. Er habe Anfang 2016 ja schließlich mitten in der laufenden Periode das Amt des zurückgetretenen Joseph S. Blatter übernommen - dies zähle laut Statuten nicht. Also kann er nach den neuerlichen Periode nochmals antreten und bis 2031 regieren.

Die Show des allmächtigen Infantino wird vermutlich noch lange dauern.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten