05.02.2023 10:29 Uhr

Neuers gefährliches Spiel mit der Zukunft

Hat Manuel Neuer noch eine Zukunft beim FC Bayern?
Hat Manuel Neuer noch eine Zukunft beim FC Bayern?

Manuel Neuers herzzerreißender Seelenstriptease im Anklagemodus fand bei den "Richtern" in der Chefetage keine Gnade. Der schwer getroffene Kapitän muss bei den erzürnten Bossen zum Rapport - und über allem steht die drängende Frage: Hat Neuer nach seinen vereinskritischen Interviews noch eine Zukunft beim FC Bayern?

Die Antwort liegt für die meisten Beobachter auf der Hand: nein! "Es wird ganz sicher schwierig, dieses zerschnittene Tischtuch wieder zusammenzubringen", sagte "Sky"-Experte Lothar Matthäus, dass Neuer "auf alle" losgegangen sei, würden sich die Bosse "nicht bieten lassen".

Auch Stefan Effenberg würde ein Neuer-Aus "nicht wundern". Der Torwart, schrieb er in seiner Kolumne bei "t-online", müsse "darüber nachdenken", ob ein Verbleib noch sinnvoll sei.

"Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen", sagte der 36-Jährige in wortgleichen Gesprächen mit der "Süddeutschen Zeitung" und dem Portal "The Athletic" über die Entlassung seines engsten Vertrauten Toni Tapalovic, "das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe."

Schlimmer als das "Drama dahoam" in der Champions League 2012, schlimmer als die historischen WM-Pleiten 2018 und 2022, schlimmer als alle Verletzungen.

Das überraschende Aus seines Kumpels als Torwarttrainer sei sogar "eine ganz andere Hausnummer" als die hasserfüllte "Koan Neuer"-Kampagne der Münchner Fans zu Beginn seiner Bayern-Ära 2011, betonte der in seinem Stolz und am Bein verletzte Keeper: "Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag." Rumms.

Neuer überrumpelt die Bayern-Bosse

Die Bayern-Bosse wurden von Neuers Verbalattacke überrumpelt, erfuhren erst kurz vor Veröffentlichung von den Interviews.

Neben der Wortwahl stieß Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor allem der Zeitpunkt auf - kurz vor den wichtigen Bundesliga-Spielen der ersatzgeschwächten Bayern beim VfL Wolfsburg, dann gegen Bochum und dem alles überlagernden Kracher bei Paris St. Germain in der Champions League.

Neuer habe "seine persönlichen Interessen über die Interessen des Klubs gestellt", schimpfte Salihamidzic in der "Bild am Sonntag". Die Bosse sind bitter enttäuscht, wollen die Angelegenheit "intern vernünftig mit ihm besprechen".

Neuer droht eine Geldstrafe, wie sie Philipp Lahm im November 2009 aufgebrummt worden war, als er sich öffentlich gegen die Klubführung gestellt hatte. Lahm spielte noch bis 2017 für den Rekordmeister, wurde sogar Kapitän. Gibt es auch für Neuer (Vertrag bis 2024) noch eine Basis?

Neuer glaubt an Rückkehr zum FC Bayern

"Ich bin ganz ehrlich: Ich habe an alles gedacht. Auch was meine eigene Zukunft im Verein angeht", sagte er. Mit Trainer Julian Nagelsmann, der als Treiber für das Tapalovic-Aus gilt, habe er "offen gesprochen", berichtete Neuer und ergänzte kühl, er werde mit ihm "professionell" zusammenarbeiten: "Ich (...) werde mich niemals querstellen. Weil ich Teamplayer bin und als Kapitän eine besondere Verantwortung habe."

Diese Verantwortung aber, heißt es bei den Bayern, habe er mit Füßen getreten. Kahn sieht Parallelen zum Aus seines Vertrauten Sepp Maier bei der Nationalmannschaft im Vorfeld der WM 2006. Der Vorstandschef, damals wie Neuer heute Kapitän der Bayern und der DFB-Elf, schluckte seine Wut herunter und stellte sein Ego zurück.

Neuer dagegen stellt sogar das berühmte "Mia san mia" infrage. "Wir wollen als Bayern München anders - eine Familie - sein", sagte er, "und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe."

Er glaubt fest an seine Rückkehr - in München wie im DFB-Team. Frei nach Uli Hoeneß: Das war's noch nicht!

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