15.12.2022 16:32 Uhr

DFB-Taskforce tagt erstmals

Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, gehört auch der DFB-Taskforce an
Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, gehört auch der DFB-Taskforce an

Alles für ein Sommermärchen 2.0: Auf dem ersten "G7"-Gipfel begann die Weichenstellung für eine erfolgreiche Heim-EM.

Für einen "G7"-Gipfel war der Rahmen eher bescheiden. Wirkungsstarke Bilder in einem überdimensionierten Strandkorb oder vor der malerischen Kulisse des Alpenpanoramas gab es am Donnerstag nicht zu bestaunen. Zu sehen waren auf dem veröffentlichten Foto die bestens gelaunten Protagonisten in einem Sitzungszimmer im DFB-Campus in Frankfurt/Main.

Nun sind die Gesprächsinhalte bei der ersten Sitzung der neu gegründeten, siebenköpfigen Taskforce des Deutschen Fußball-Bundes auch nicht mit jenen bei den Treffen der Mächtigsten der Welt vergleichbar - die Ergebnisse werden aber ebenfalls mit Spannung erwartet.

DFB spricht "intensiv" über Verantwortlichkeiten

Immerhin waren sechs der sieben Mitglieder persönlich anwesend, nur Karl-Heinz Rummenigge wurde per Video zugeschaltet. "Wir haben nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der WM in Katar intensiv über Wege und Möglichkeiten gesprochen, wie wir künftige Turniere - insbesondere die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land - wieder erfolgreich gestalten können", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf laut einer DFB-Pressemitteilung.

Im Zusammenhang mit der Nachfolge des zurückgetretenen DFB-Geschäftsführers Oliver Bierhoff sei es zunächst um Profile, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten gegangen. Neuendorf: "Konkrete Personalvorschläge wurden noch nicht diskutiert. Wir sind übereingekommen, die Debatte über die notwendigen Weichenstellungen im Januar fortzusetzen."

Geleitet wurde die Diskussionsrunde von Neuendorf und Hans-Joachim Watzke, dem Aufsichtsratsboss der Deutschen Fußball Liga. Rudi Völler, Oliver Mintzlaff, Matthias Sammer und Oliver Kahn waren persönlich anwesend, Rummenigge via Bildschirm dabei.

Zielsetzung? "Deutschland muss hinter dem Team stehen"

Die Zielrichtung für die G7 ist klar. Wie kann man das havarierte Nationalmannschafts-Schiff wieder flott für die Heim-EM 2024 machen? Welche Tipps helfen "Kapitän" Hansi Flick? Und wer soll den von Bord gegangenen "Lotsen" Bierhoff ersetzen?

Über allem schwebt das Turnier im eigenen Land in bereits 18 Monaten. "Wir müssen die Nationalmannschaft wieder in ein anderes, besseres Licht rücken. Bei der EM 2024 muss ganz Deutschland wieder hinter dem Team stehen", forderte der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel in der "Bild".

Doch wie soll das gelingen? Die Entfremdung zwischen dem ehemals liebsten Kind der Deutschen und den Fans wurde zuletzt immer größer, das von Bierhoff einst beschworene "Lagerfeuer der Nation" ist erloschen. "Es muss nun klar werden, welchen Weg man mit der Nationalmannschaft zukünftig gehen will", sagte Heidel und fragte: "Wie positioniert man die Mannschaft?"

Neue Jobbeschreibung für Bierhoff-Nachfolger?

Dafür müssen Rummenigge, Völler, Kahn, Sammer und Mintzlaff den richtigen Bierhoff-Nachfolger finden und dessen Rolle neu definieren. Der neue Mann soll wohl als Sportdirektor nah an die Mannschaft und damit auch an Flick rücken. Als heißer Kandidat wird weiter Fredi Bobic gehandelt.

Bundesligist Hertha BSC würde seinem Geschäftsführer Sport keine Steine in den Weg legen, auch Bobic signalisierte Bereitschaft: "Ich lebe in der Realität, und so dynamisch kann der Fußball sein."

So schnell werden die Würfel aber nicht fallen. Neuendorf mahnte vor der ersten Zusammenkunft "Genauigkeit vor Schnelligkeit" an. Zu Beginn des Jahres werde man die Treffen "intensivieren". Ein Enddatum wurde nicht gesetzt, "aber wir wissen, dass wir Tempo brauchen". Für die EM habe man nur "einen Schuss, der sitzen muss", mahnte Neuendorf.

WM-Helden aus Marokko als Vorbild

Das gilt auch für Flick. Beim verletzten Kapitän Manuel Neuer stellt sich die Zukunftsfrage ebenso wie bei Thomas Müller und Ilkay Gündogan. Flick muss grundsätzlich sein Personal, aber auch seinen Spielstil überdenken. Bei der WM in Katar setzen die erfolgreichen Teams auf eine stabile Defensive.

Die Finalisten Frankreich und Argentinien haben in ihren sechs Spielen ebenso viele Tore kassiert wie Deutschland in drei (5). Die Sensationsmannschaft Marokko errichtete zumindest bis zum Halbfinale durch eine funktionierende Gemeinschaft ein schier unüberwindliches Bollwerk. "Die Mannschaft ist bei uns der Star. Bei Hansi Flick war das nicht so", kritisierte der ehemalige Bundesliga-Profi und marokkanische Nationalspieler Abderrahim Ouakili.

Diese Bereitschaft zur Arbeit, Disziplin, Leidenschaft und Gier muss der viermalige Weltmeister nach drei herben Turnier-Enttäuschungen mit Blick auf das erhoffte Sommermärchen 2.0 entwickeln. Das ist dem Expertengremium klar, dessen Zusammensetzung nicht nur Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Aber das ist beim echten G7-Gipfel auch nicht anders.

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