07.12.2022 12:43 Uhr

DFB-Team liegt taktisch voll im Trend

Taktisch lag die DFB-Elf bei der Fußball-WM im Trend - flog aber trotzdem aus
Taktisch lag die DFB-Elf bei der Fußball-WM im Trend - flog aber trotzdem aus

Torhüter als Feldspieler, seltsam wenig Pressing und wichtige Außen: Die Fußball-WM 2022 in Katar zeigt überraschende Erkenntnisse bei Trends und Taktik. Die deutsche Nationalmannschaft stand der Konkurrenz in nichts nach. Eigentlich.

Die Fußball-WM 2022 in Katar scheint wie gemacht für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.

Mitspielende Torhüter wie "Manu, der Libero", starke Mittelfeldzentren wie jenes um "Boss" Joshua Kimmich, dazu schnelle, trickreiche Außen im Stile eines Leroy Sane oder Serge Gnabry. Und wenn es trotzdem mal hakt, helfen die "Lückenfüller" von der Bank - Niclas Füllkrug lässt grüßen.

Doch obwohl die DFB-Auswahl bei all diesen WM-Moden voll im Trend liegt, schaut sie nur zu, wenn die besten acht Teams der Welt ab Freitag den Titel ausspielen.

Genau wie die hoch gelobten Spanier, deren allzu verschnörkelter Ballbesitzfußball längst nicht mehr der Stil der Stunde ist. Oder Deutschland-Schreck Japan, deren modernes Pressing letztlich ins Leere lief.

DFB-Analysten tun sich noch schwer

Die Analysten, darunter ein Team des DFB vor Ort um Akademiechef Tobias Haupt und Meikel Schönweitz, den "Cheftrainer U-Nationalmannschaften", tun sich noch schwer mit abschließenden spieltaktischen Bewertungen. Doch nach 56 von 64 Spielen sind Trends erkennbar.


Kein Spiel der FIFA-WM 2022 verpassen? Dieser TV-Sender überträgt alle 64 Partien live*


Freie "Zehner" sterben aus, dafür agieren Torhüter als Regisseure. "Das ist eine große Veränderung", sagte der frühere Starcoach Arsène Wenger, der für die FIFA WM-Spiele analysiert.

Sein Kollege Jürgen Klinsmann attestierte: "Wir sehen, dass der Torhüter der Spielmacher Nummer eins ist. Er ist das Rückgrat der Mannschaft." Weil Neuer und Co. mit- und den Gegner häufig überspielten, blieb der erwartete Anstieg an Pressing-Situationen aus.

Zudem wird das Spiel oft auf außen verlagert. Wenger ist "überzeugt, dass die Teams mit den besten Flügelspielern die größten Chancen auf den Titel haben". Weltmeister Frankreich werde "bis zum Ende gefährlich bleiben", glaubt er.

Im modernen WM-Fußball brauche es Spieler, "die Flanken schlagen können oder das Eins-gegen-Eins beherrschen", betonte Klinsmann.

DFB-Elf hat die höchste "expected Goals"-Zahl

Für den Ex-Bundestrainer stechen hier die Südamerikaner mit ihrer "Liebe für den Straßenfußball" hervor.

Doch wenn das "letzte Drittel" wie vernagelt scheint, müssen frische Impulse her - von der Bank. In Katar sind erstmals fünf, bei einer Verlängerung sogar sechs Wechsel möglich. Die Qualität der Spiele, meinen die Experten, steige so. Weil oft bis zum Schluss wach verteidigt wird, gibt es weniger späte Tore als 2018 - trotz längerer Nachspielzeit.

Nicht einmal viele Abschlüsse garantieren Treffer, das musste die DFB-Elf schmerzvoll erfahren. Sie kam auf die höchste Zahl "erwarteter Tore" ("expected Goals", kurz xG), gewann aber nur ein Spiel - und lag seltsamerweise auch hier im Trend.

Von 38 Siegen in der Gruppenphase gingen immerhin zwölf auf das Konto der Mannschaften, die weniger oft schossen. Das galt auch in drei der acht Achtelfinals. Nur bei der Hälfte der Spiele gewann das Team mit dem höheren xG-Wert - in der Bundesliga lag die Quote in einem vergleichbaren Zeitraum zuletzt bei 66,6 Prozent.

Aber WM- und Klubfußball zu vergleichen, sei ohnehin unmöglich, meinte Jesse Marsch. "Das", sagte der Teammanager von Leeds United und frühere Leipzig-Coach, sind "fast zwei unterschiedliche Sportarten".

*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen."

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten