23.11.2022 16:05 Uhr

Trotz Führung! Deutschland blamiert sich zum WM-Start

Deutschland patzt bei der Fußball-WM
Deutschland patzt bei der Fußball-WM

Wie beim Desaster 2018 leistet sich Deutschland im ersten WM-Spiel eine Pleite. Ein starkes Zeichen gerät in den Hintergrund.

Der Wüstenhimmel war stockdunkel, als Hansi Flick und seine frustrierten Spieler zutiefst enttäuscht in ihrer Luxus-Oase ankamen.


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Die rund 70-minütige Fahrt zum Zulal Wellness Resort werde "nicht schön", hatte der Bundestrainer nach der WM-Auftaktpleite gegen Japan (1:2) gemutmaßt, und das war sie dann wohl auch nicht - genauso wenig wie das anschließende Abendessen.

"Die K.o.-Runde hat für uns früher begonnen"

Auch das beeindruckende 7:0 des kommenden Gegners Spanien gegen Costa Rica war beileibe kein Stimmungsaufheller, sondern im Gegenteil einigermaßen beängstigend. Die deutsche Nationalmannschaft hat ihren WM-Start erneut in den Sand gesetzt, am Sonntag droht vielleicht schon das Aus.

Als Erster hatte Thomas Müller die Sprache wiedergefunden. "Aberwitzig, dass wir mit einer Niederlage dastehen", sagte er und ergänzte: "Die K.o.-Runde hat für uns früher begonnen. Wir brauchen jetzt zwei Siege. Aber zwei Siege kann man nicht einfach so bestellen." Der erste muss gegen Spanien her.

Lange Zeit hatte es gut ausgesehen für die DFB-Auswahl - in jeglicher Hinsicht: Zum Einstieg ins WM-Turnier setzte sie mit einer starken "Maulkorb"-Geste ein bemerkenswertes Zeichen, die Jagd nach dem fünften WM-Stern begann dann aber wie beim Desaster 2018 mit einer Pleite.


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Der Bochumer Takuma Asano (83.) und der Freiburger Ritsu Doan (76.) entblößten die defensiven Schwächen und zeigten damit weit mehr Effizienz als die deutschen Angreifer bei einer Fülle von Chancen.

Effizienz und Defensive als Schwachpunkte

"Wir haben es ihnen zu einfach gemacht", klagte Ilkay Gündogan. Er hatte den Vorzug vor Leon Goretzka erhalten und mit einem Foulelfmeter die Führung erzielt (33.). Später traf er den Außenpfosten (60.), es war wie der Treffer von Serge Gnabry an die Latte (47.) eine der vielen Chancen, die er und seine Mitspieler sträflich ungenutzt ließen. "Was die Effizienz betrifft", sagte Bundestrainer Hansi Flick, "hat Japan uns klar geschlagen."


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Was die Effizienz betraf, fehlte sie allerdings auch in der Defensive, "wir haben sie vermissen lassen", monierte Flick. Er sah "individuelle Fehler, für die wir büßen mussten". Um diese Fehler zu verhindern, hatte der Bundestrainer Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck aufgeboten - doch bereits vor den Gegentreffern wirkte die deutsche Abwehr nicht sattelfest.

Gündogan, der in der 67. Minute für Goretzka Platz machte, fielen gleich mehrere Mängel auf. "Das 1:2, ich weiß nicht, ob jemals ein einfacheres Tor erzielt wurde bei einer Weltmeisterschaft", sagte er - und er zielte damit auf Süle und den oft unsicheren Schlotterbeck ab. Gündogan sagte aber auch die entlarvenden Sätze: "Wir haben das Gefühl gehabt, dass nicht jeder den Ball unbedingt haben wollte. Wir haben viel zu oft den Ball verloren."

Deutschland bei Fußball-WM unter Druck

Auch Neuer bemängelte offen, dass das Spiel der deutschen Mannschaft vor allem in der zweiten Halbzeit mehr Schein als Sein war - trotz zunächst noch guter Chancen. "Japan hat höher gepresst", sagte er, "da haben uns die Ruhe und die gute Positionierung gefehlt." Mit besseren Pässen und mehr Selbstvertrauen wäre es viel besser gewesen, ergänzte er, aber: "Wenn man keine Pässe mit Aussage macht, dann kommt irgendwann die Retourkutsche."

Und so steht die deutsche Mannschaft da wie jene, die vor vier Jahren mit einem 0:1 gegen Mexiko ins Desaster schlitterte. "Wir müssen die Spieler jetzt aufbauen. Jeder hat das im Kopf und wird sich ärgern", sagte Flick, "trotzdem muss man nach vorne blicken. Wir haben zwei Spiele, sechs Punkte sind zu vergeben, daran arbeiten wir."

Die Niederlage lenkte zu allem Überfluss auch den Blick weg von einem sehr starken und weltweit beachteten Zeichen, das die deutsche Mannschaft vor dem Spiel gesetzt hatte.

Beim Teamfoto vor dem Anpfiff legten sich die Spieler im stillen Protest die Hand vor den Mund, die Fotos von der Geste, die beim von der FIFA kontrollierten TV-Weltbild nicht zu sehen war, verbreiteten sich rasend schnell. Sie wurden aber nur zwei Stunden später schon verdrängt von jubelnden Japanern - und konsternierten Deutschen.

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