14.11.2022 18:27 Uhr

Wanner, Hedl und Cham nachberufen

Paul Wanner dribbelt diese Woche im ÖFB-Training
Paul Wanner dribbelt diese Woche im ÖFB-Training

Paul Wanner trainiert diese Woche in Marbella erstmals mit dem österreichischen Nationalteam. Der 16-Jährige von Bayern München werde in den Testspielen am Mittwoch in Malaga gegen Andorra und am Sonntag in Wien gegen Italien aber nicht eingesetzt, gab der ÖFB am Montag bekannt. Neben Wanner nominierte Teamchef Ralf Rangnick aufgrund der Ausfälle von Daniel Bachmann, Patrick Wimmer und Karim Onisiwo auch Muhammed Cham sowie erstmals Rapid-Torhüter Niklas Hedl nach.

Wanner wird nicht in Länderspielen eingesetzt

Wanner traf wie die ebenfalls aus München angereisten David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Stefan Posch am Montagabend im Teamcamp ein, auf dem Trainingsplatz soll er das erste Mal am Dienstag (11.30 Uhr) stehen. Der Mittelfeldspieler ist österreichisch-deutscher Doppelstaatsbürger. Das Ausnahmetalent, jüngster Spieler der Bayern-Geschichte in der deutschen Bundesliga und in der Champions League, ist bisher allerdings ausschließlich in deutschen Nachwuchs-Nationalteams zum Einsatz gekommen.

Laut ÖFB-Angaben solle Wanner in Südspanien "die Möglichkeit erhalten, sich einen detaillierten Eindruck vom ÖFB zu verschaffen und das Trainer-Team um Ralf Rangnick samt Mannschaft kennenzulernen". Es sei jedoch vereinbart, dass Wanner in den kommenden beiden Länderspielen nicht eingesetzt werde. Rangnick hatte die Zukunftshoffnung zuvor bereits für den an das Italien-Match anschließenden Lehrgang für Perspektivspieler in Kroatien (21. bis 25. November) erstmals zum ÖFB eingeladen.

Wanner hat eine österreichische Mutter und einen deutschen Vater. Er ist in Dornbirn geboren, aber großteils in Baden-Württemberg aufgewachsen. Im Jänner, nur 15 Tage nach seinem 16. Geburtstag, debütierte Wanner für die Bayern in der Bundesliga. Im Oktober setzte ihn Trainer Julian Nagelsmann auch erstmals in der Champions League ein - damals als Linksverteidiger. Der Allrounder hat in seiner Karriere bisher fünf Liga- und zwei CL-Spiele für die Bayern-Profis absolviert und dabei 80 Einsatzminuten gesammelt.

Baumgartner sieht "super Gelegenheit für alle Parteien"

Der ÖFB hatte sich - in Person von Sportdirektor Peter Schöttel - bereits vor der Amtsübernahme von Rangnick um Wanner bemüht. Der Youngster hat seine Länderspiele bisher in der deutschen U17 und U18 bestritten, könnte aber noch zum österreichischen Verband wechseln. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte vergangenen Winter bereits die höheren Titelchancen mit deutschen Auswahlen ins Treffen geführt. In Österreich könnte Wanner aber womöglich in jüngeren Jahren von A-Länderspielen profitieren.

"Für junge Spieler ist es immer etwas Besonderes, wenn man das erste Mal dabei ist beim Nationalteam. In so einem jungen Alter ist das schon außergewöhnlich", meinte ÖFB-Kollege Xaver Schlager. "Es zeigt, er hat bisher sehr viel richtig gemacht. Jetzt heißt es natürlich auch richtig dranbleiben und sich bei uns beweisen." Dann könnte Wanner nach Ansicht des Leipzig-Profis künftig öfter beim Team zu sehen sein. "Für ihn ist es natürlich eine super Sache, weil je früher man auf einem superhohen Niveau trainiert, desto besser wird man. Das ist Fakt", betonte Schlager. "Je bessere Mitspieler man um sich hat, desto besser wird man selber."

Christoph Baumgartner sprach von einer "super Gelegenheit für alle Parteien" - auch für Wanner, der die Gelegenheit erhalte, einmal ins Team hineinzuschnuppern und sich ein Bild zu machen. "Wenn man als 16-jähriger Bursch bei Bayern München im Profikader steht, sagt das sehr viel über seine fußballerische Qualität", sagte der Hoffenheim-Legionär. Man könne Wanner kennenlernen. "Dann wird man sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Wir alle würden uns sehr freuen, wenn er sich für Österreich entscheidet, weil er ganz einfach ein Riesentalent ist."

Zwischen zwei Ländern wählen zu müssen, stellte sich der Niederösterreicher nicht einfach vor. "Wenn du beide Chancen hast, ist es natürlich eine sehr schwere Entscheidung. Da darf man ihm auch als Mitspieler oder Außenstehender keinen Druck machen", meinte Baumgartner. "Das ist rein seine Entscheidung mit seiner Familie."

Rangnicks Entscheidung waren die Nachnominierungen. Notwendig geworden waren sie durch Ausfälle. Onisiwo war am Samstag im Ligaspiel von Mainz gegen Frankfurt (1:1) in der Schlussphase ausgewechselt worden. Der Stürmer laboriert laut ÖFB-Angaben an einer Fußverletzung und wird durch Cham ersetzt, der für das Perspektivspieler-Camp in Kroatien ursprünglich keine Freigabe von seinem Club Clermont Foot erhalten hatte. Wimmer fehlte dem VfL Wolfsburg bereits am Wochenende wegen eines grippalen Infektes.

Watford-Keeper Bachmann zeichnete sich zuletzt in der zweiten englischen Liga beim 0:0 gegen Bristol City unter anderem mit einer Glanzparade gegen Landsmann Andreas Weimann aus. Aus dem ersten ÖFB-Lehrgang unter Rangnick wird für den 28-Jährigen aber nichts. Österreichs EM-Torhüter musste wegen Achillessehnenproblemen absagen. Weil Patrick Pentz von seinem französischen Club Stade de Reims keine Freigabe erhielt, dürfte Heinz Lindner für das Duell mit Italien die besten Karten haben. Der Sion-Keeper hat bisher drei von sechs Partien unter Rangnick absolviert.

Hedl wurde erstmals ins A-Team berufen. Der 21-Jährige Sohn von Ex-Goalie Raimund Hedl war im vergangenen Frühjahr zum Rapid-Stammtorhüter aufgestiegen. Er war auch bereits für Rangnicks Perspektiv-Lehrgang, den der Deutsche gemeinsam mit U21-Teamchef Werner Gregoritsch abhält, vorgesehen. Beim A-Team sind in Andalusien bis Samstag insgesamt fünf Trainings geplant. Auch die Abschlusseinheit vor dem abschließenden Länderspiel-Highlight des Jahres gegen Europameister Italien steigt noch in Marbella.

apa

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