19.09.2022 14:23 Uhr

Länderspielpause ist für Bayern-Spieler "ungemütlich"

Bundestrainer Hansi Flick ist wegen der Krise beim FC Bayern als Mentor gefragt
Bundestrainer Hansi Flick ist wegen der Krise beim FC Bayern als Mentor gefragt

Es wird ernst: Hansi Flick und die deutsche Nationalmannschaft starten in die letzte Phase vor der WM. Die Bundesliga-Krise des FC Bayern soll bei der Zusammenkunft aber keine Rolle spielen.

Thomas Müller trommelte von innen gegen die Shuttle-Scheibe und feixte fröhlich. Zumindest er hatte beim Treffpunkt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seinen bekannten Humor noch nicht verloren.

Der Rest der tief geknickten Bayern-Achse um Kapitän Manuel Neuer und Joshua Kimmich schlich eher grimmig durch den Säulenvorbau und am Springbrunnen vorbei ins Kempinski Hotel Gravenbruch.

"Jetzt wird es erstmal eine ungemütliche Länderspielpause. Lieber würde ich ehrlich gesagt in drei Tagen das Ding wieder geraderücken mit Bayern. Aber jetzt ist es so wie es ist, da müssen wir jetzt durch", sagte Leon Goretzka.

Letzte Station für den DFB vor der Fußball-WM in Katar

Statt mit dem deutschen Rekordmeister schnell Wiedergutmachung für vier Bundesligaspiele ohne Sieg zu betreiben, steht für die DFB-Auswahl die letzte Maßnahme vor der WM in Katar, die von 20. November bis 18. Dezember steigt, auf dem Programm.

Daher lässt Oliver Bierhoff überhaupt keine Ausreden zu, die Probleme aus dem Verein sollen nicht mit in die Fünf-Sterne-Luxusherberge in Frankfurt/Main und die Nations-League-Spiele gegen Ungarn am Freitag in Leipzig (20:45 Uhr/ZDF) und drei Tage später in Wembley gegen England (20:45 Uhr/RTL) getragen werden.

Der DFB-Geschäftsführer rief den Gruppensieg in der Nationenliga für "das Prestige" und den "Aufbau von Selbstvertrauen" als klares Ziel aus: "Dieser Mannschaft würde dieses Erfolgserlebnis gut tun."

Das Team von Hansi Flick hat einen Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Ungarn. Der Bundestrainer will aber nicht nur die erstmalige Teilnahme am Final-Four-Turnier erreichen, sondern mit Blick auf das große WM-Ziel "jeden Einzelnen in Topform bekommen".

Bundestrainer Hansi Flick ist auch als Psychologe gefordert

Dafür ist Flick erst einmal als Psychologe gefragt. Gleich sieben Bayern-Profis müssen die nationalen Rückschläge der vergangenen Wochen aus den Kleidern schütteln. Am Dienstagmorgen bittet der 57-Jährige auf dem neuen DFB-Campus zur ersten Trainingseinheit.

"Wir müssen relativ schnell in den Turniermodus kommen und Leistung abrufen", forderte der in 13 Spielen noch ungeschlagene Bundestrainer.

Die Luftveränderung könnte dabei helfen. "Man sieht mal wieder andere Gesichter und kann die Zeit nutzen, um sich da vielleicht auch Selbstvertrauen zu holen", sagte Goretzka.

Dieses holte sich in den vergangenen Wochen Armel Bella Kotchap. Der 20 Jahre alte Innenverteidiger des englischen Erstligisten FC Southampton steht als einziger Neuling im 24-köpfigen Aufgebot von Flick. "Ich habe mich sehr gewundert, aber auch riesig gefreut", sagte Bella Kotchap.

Oliver Bierhoff über Katar-WM: "Das Thema Menschenrechte beschäftigt die Mannschaft"

Nicht nur für ihn geht es beim Katar-Casting um einen der begehrten Plätze im WM-Kader. "Es sind die letzten Eindrücke, die die Trainer gewinnen können. Deswegen werden es fokussierte und konzentrierte Tage werden", ist sich Bierhoff sicher. Flick ergänzte, dass "die Tür für jeden noch offen ist".

Für den verletzten Marco Reus wurde am Sonntag noch Benjamin Henrichs nachnominiert. Lukas Klostermann, Florian Wirtz und Florian Neuhaus fehlen ebenfalls verletzt, die Zeit tickt gnadenlos. Angesichts der anhaltenden Diskussionen über das Gastgeberland will der DFB eine Balance bei den Themen herstellen, um den sportlichen Erfolg nicht zu gefährden.

"Das Thema Menschenrechte beschäftigt die Mannschaft. Die Spieler sind alle politisch denkende Menschen", sagte Bierhoff bei einem Menschenrechtskongress auf dem Campus: "Aber wir müssen darauf achten, den Spagat zu schaffen - zwischen der Verantwortung als Personen und dem Ziel, erfolgreich Fußball zu spielen. Die vielen Geräusche dürfen nicht dazu führen, dass wir keine Lust mehr am Turnier haben."

Gleiches gilt für die Bayern-Krise.

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