12.09.2022 14:26 Uhr

Schlusslicht VfL Bochum entlässt Thomas Reis

Thomas Reis ist nicht mehr Trainer des VfL Bochum
Thomas Reis ist nicht mehr Trainer des VfL Bochum

Die einstige Musterehe zwischen dem VfL Bochum und Thomas Reis ist geschieden. Nach einem historischen Fehlstart in die Saison war selbst der Bonus des Fußball-Lehrers als Aufstiegsheld aufgebraucht.

Aus Sorge um den bedenklichen Zustand des Teams, das beim 1:3 im Kellerduell mit dem FC Schalke 04 am Samstag die sechste Niederlage in Serie hinnehmen musste, zog die Vereinsführung einen Schlussstrich. Damit verlor Reis als bereits zweiter Bundesliga-Trainer nach Domenico Tedesco in Leipzig zu einem frühen Saisonzeitpunkt seinen Job.

"Wir müssen dringend Lösungen finden, die sportlich sehr schwierige Situation zu verbessern und zugleich Themen, die darauf negativen Einfluss haben, auszublenden", kommentierte der neue Sportchef Patrick Fabian die Trennung. Der VfL will nun zeitnah die Nachfolge regeln. Zunächst übernimmt der bisherige Trainer der Bochumer A-Jugend, Heiko Butscher. Der neue Interimscoach und Ex-Profi des VfL dürfte auch am Sonntag gegen den 1. FC Köln auf der Bank sitzen.

Beben beim Revierklub

"Heiko Butscher hat sich bereit erklärt, das Team bis auf weiteres interimsweise zu übernehmen. Zugleich arbeiten wir daran, die Nachfolge auf der Cheftrainerposition zu regeln", sagte Fabian.

Das Aus für den ehemaligen VfL-Profi Reis (1995 bis 2003) nach langen Gesprächen am Sonntag zwischen Fabian, Finanz-Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Aufsichtsrats-Boss Hans-Peter Villis sorgt beim Revierklub für ein Beben. Schließlich genoss der im September 2019 verpflichtete Chefcoach sowohl bei den Fans als auch den Profis einen hohen Stellenwert. "Dass uns diese Entscheidung nicht leichtfällt, dürfte allen klar sein. Thomas Reis hat eine Verbindung zu Verein und Stadt, die über die erfolgreichen vergangenen drei Jahre hinausreicht", sagte Fabian weiter.

Die Rückkehr in die Bundesliga vor zwei Jahren und die starke vergangene Saison als Aufsteiger mit Siegen über die Spitzenteams FC Bayern und Borussia Dortmund waren eng mit dem Namen des 48 Jahre alten Fußball-Lehrers verbunden, der den VfL als Tabellen-17. der 2. Fußball-Bundesliga übernommen hatte.

Historische Negativmarke

Dass der VfL als erst dritter Klub der Bundesliga-Historie nach Fortuna Düsseldorf (1991/92) und Mainz 05 (2020/21) nach sechs Spielen noch immer ohne Punkt ist und mit 4:18-Toren zudem für eine historische Negativmarke sorgte, nahm Reis jedoch nahezu alle Argumente. Zudem trugen Medienberichte, wonach der einstige Bundesliga-Profi in diesem Sommer mit einem Wechsel zum FC Schalke geliebäugelt haben soll, zu weiteren Spannungen zwischen Vereinsspitze und Trainer bei. Die auf die Zeit der WM-Pause verlegten Verhandlungen über eine Verlängerung des bis 2023 laufenden Vertrages wurden als Indiz für schwindendes Vertrauen gewertet.

Reis hatte schon vor dem Saisonstart darauf hingewiesen, wie schwierig das zweite Jahr nach dem Aufstieg werden würde. Der finanziell nicht gerade luxuriös ausgestattete VfL investierte die geringste Summe aller 18 Erstligisten in Transfers. Die Abgänge mehrerer Leistungsträger konnte das Team bislang nicht auffangen.

Selbst das Werben von Simon Zoller für einen Verbleib von Reis im Anschluss an das Spiel beim FC Schalke, konnte die Vereinsführung nicht umstimmen. "Dieser Trainer kam vor drei Jahren und hat uns aus der Scheiße gezogen. Wir haben drei Jahre eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Und der VfL Bochum spielt Bundesliga. Da gehört der Trainer am meisten mit dazu", kommentierte der Angreifer.

Reis selbst hatte sich am Tag vor seiner Freistellung noch kämpferisch gegeben. "Ich kann nur sagen, dass ich weiterhin Bock habe, den Bock umzustoßen. Ich habe viel erreicht in Bochum, das ist für mich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Man kann es auch mit mir machen." Das sahen die VfL-Verantwortlichen indes anders.

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