07.09.2022 16:57 Uhr

Sturm startet mit Schlüsselspiel

Wüthrich (links) und Stankovic vor richtungsweisender Partie
Wüthrich (links) und Stankovic vor richtungsweisender Partie

Schon der Auftakt ist richtungsweisend. Sturm Graz startet am Donnerstag (21 Uhr) mit dem so wichtigen Heimspiel gegen den dänischen Vizemeister Midtjylland in die Europa League. "Wir müssen gut starten, um ein gehöriges Wörtchen in der Gruppe mitzureden", forderte Kapitän Stefan Hierländer vor den Auftritten in der unangenehmen Gruppe F mit Lazio Rom und Feyenoord Rotterdam. Für Christian Ilzer ist Sturm auch am Donnerstag "klarer Außenseiter".

Nach den Erfahrungen der Vorsaison, als die Grazer gegen Eindhoven, Monaco und Real Sociedad viel Lehrgeld zurückließen, ist in Graz weitläufig Understatement angesagt. Der Sportdirektor hatte das Feld bereits bereitet. Man hoffe, ein Match zu gewinnen, erklärte Andreas Schicker nach der Auslosung.

Liveticker: Sturm Graz gegen FC Midtjylland

Ilzer legte am Mittwoch nach: "Der Gegner ist höher einzuschätzen als wir", sagte der Trainer über Midtjylland, den am Papier schlagbarsten Gegner. "Wir sind klarer Außenseiter. Sie waren vor zwei Jahren in der Champions League und haben internationale Rufzeichen gesetzt. Die Mannschaft ist älter, reifer, routinierter."

Insgeheim trachtet Österreichs Vizemeister freilich nach mehr. Nach sechs Auftritten sollen zum Abschluss am 3. November mehr als jene zwei Punkte aus der Vorsaison und zudem aufmüpfigere Auftritte stehen. "Wir haben die Qualität und das Rüstzeug, um unser Spiel auf den Platz zu bringen", meinte Hierländer.

Fragezeichen im Sturm-Angriff

10.000 Tickets waren Mittwochnachmittag verkauft. Nicht wenige Kartenbesitzer dürften sich fragen, ob der international gestählte, aber ohne Praxis nach Graz gekommene Torjäger Albian Ajeti schon in die Startelf rückt. Und wenn ja, neben wem. Es bieten sich mit Emanuel Emegha (19), William Bøving (19) und Mohammed Fuseini (20) ausschließlich Hoffnungsträger von morgen an.

Einige für das Heute fehlen: Jakob Jantscher ist wie Otar Kiteishvili verletzt, Manprit Sarkaria aus dem Kiew-Rückspiel gesperrt. Und Rasmus Højlund steht nach seinem Millionenabgang im schnelllebigen Business schon für das Gestern. Immerhin: Goalie Jörg Siebenhandl meldete sich rechtzeitig fit.

Ausgerechnet vor dem heißen Herbst steckt Sturm offensiv in der Findungsphase. Statt öffentlich zu jammern, will Ilzer "die Hebel stärker in die Hand nehmen" und die "Neuen an unsere Intensität gewöhnen". Sein Gefühl: "Wir kommen mit jedem Training und Spiel einen Schritt weiter." Automatismen müssen über Matches verinnerlicht werden, es warten 14 Spiele in acht Wochen. Spätestens nach dem Heim-Auswärts-Doppel gegen Lazio (6. und 13. Oktober) dürfte klar sein, ob eine Sensation gemäß Sturm-Sprech möglich ist. Der Erste steht direkt im Achtelfinale, der Zweite im Sechzehntelfinale, der Dritte steigt in die K.o.-Phase der Conference League um.

Mit einem 0:0 zuhause gegen zehn Hartberger hat sich Sturm nicht gerade warm geschossen. Das gilt umgekehrt auch für den folgenden Gegner. Der fand mit neun Punkten aus acht Spielen und Platz acht mäßig aus den Startlöchern der Zwölferliga in Dänemark. Und hat seit 24. August mit Albert Capellas einen neuen Trainer, der Midtjylland mit neuer Grundaufstellung (4-3-3 statt 3-4-3) zu einem Sieg (2:0 gegen Brøndby) und einer Niederlage zuletzt (0:2 gegen Ålborg) coachte. Ilzer will beim früheren Barcelona-B-Trainer ein "gewisses Cruyff-Erbe" erkannt haben.

Wo Daten Trumpf sind

Capellas, das versicherten die Klubverantwortlich bei dessen Vorstellung, erfülle alle sieben "Knock-out"-Kriterien, die ein Midtjylland-Trainer zu erfülle habe. Welche, das blieb das Geheimnis des Computers. Denn der FC Midtjylland steht für das Daten-Mekka des dänischen Fußballs, regiert von einem Multimillionär und Zahlenrreak.

Matthew Benham ist ein studierter Physiker und Besitzer der Wettfirma Smart Odds. Der Brite liebt Statistik und verlangt, dass Spieler und Betreuer (fast) ausschließlich nach Bewertung ihrer Daten verpflichtet werden. Der Verein misst Erfolg statistisch statt nach Bauchgefühl, und gestaltet sein Spiel strenggläubig nach Wahrscheinlichkeitsrechnungen.

Ilzer kann dem durchaus etwas abgewinnen: "Big Data kann wichtiger sein als subjektive Wahrnehmung. Viele quantitative Daten geben oft einen guten Blick für eine gute Aufarbeitung." Der Grazer Trainer sieht den Klub aus Herning diesbezüglich als Vorreiter, aber: "Mittlerweile ist es Standard. Ich habe für diese Daten ein super Team."

Die Truppe um den dänischen Nationalspieler Pione Sisto steht an guten Tagen für schnörkellos-physisches Umschaltspiel, arbeitet defensiv aber manchmal schlampig. Das untermauert auch das Liga-Torverhältnis von 15:15. In der Champions-League-Qualifikation kam mit 2:7 ein deutliches Aus gegen Roger Schmidts Benfica, zudem wanderte der wichtige Sechser Raphael Onyedika nach Brügge ab.

apa

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