21.07.2022 11:12 Uhr

Bernd Schröder wird 80: Ein Leben für den Fußball

Bernd Schröder prägte den Frauen-Fußball
Bernd Schröder prägte den Frauen-Fußball

Trainer Bernd Schröder wird am Freitag 80 Jahre alt. Über Jahrzehnte führt er Turbine Potsdam aus dem Nichts an Europas Spitze.

Wenn Bernd Schröder mit seiner Frau auf seinen 80. Geburtstag anstößt, wird die Trainer-Ikone noch einmal zurückblicken. "Man kann es kaum selber glauben", sagt der langjährige Erfolgscoach von Turbine Potsdam im "SID"-Gespräch: "Früher hat man, wenn man ältere Leute getroffen hat, gesagt: 'Mensch wie alt sind die denn?' Jetzt bist du in einer Situation, wo du noch älter bist."

Ganz verarbeiten, so Schröder, könne er es vor seinem Ehrentag am Freitag nicht. Doch nicht, weil es ihn schmerze. Weil er selbst noch regelmäßig in Bewegung ist und Kraftsport macht - mit ein paar ehemaligen Olympiasiegern, wie Schröder berichtet. Der Sport ist für den früheren Torwart und Turbine-Ehrenpräsidenten immer noch ein Jungbrunnen "Es ist die Frage, wie man sich fühlt", sagt er.

Dabei ist Schröder mittlerweile seit sechs Jahren raus aus dem aktiven Trainergeschäft. Nach der Gründung 1971, im absoluten Anfangsstadium des weiblichen Fußballspiels, schenkte er Turbine 45 Jahre seines Lebens und formte den Klub zu einer der Top-Adressen in Europa. Meist als Coach, zwischendrin war er auch mal fünf Jahre lang Manager.

Titel in Bundesliga und Champions League

Und über die Zeit füllte sich die Vitrine. Sechsmal Meister in der DDR, später genauso oft in der Bundesliga und zweimal die Champions League (2005 und 2010) gewonnen: Schröder kann sich vor Ehrungen und Pokalen kaum retten. Und trotzdem kommen ihm drei Momente immer wieder in den Sinn.

Die erste gesamtdeutsche Meisterschaft 2004, der UEFA-Pokalsieg im Jahr darauf - und natürlich der Gewinn der Königsklasse vor zwölf Jahren. An den Triumph von Getafe, diesen Elfer-Krimi gegen Olympique Lyon, denkt Schröder heute noch oft. "Das kann man nicht toppen", erinnert er sich.

Der einzige kleine Makel auf seiner großartigen Laufbahn ist dieses eine verflixte Spiel. Am 9. Mai 1990 stand er als Auswahltrainer der DDR-Frauen an der Seitenlinie, als sie ihr erstes und einziges Länderspiel kurz vor der Wiedervereinigung gegen die Tschechoslowakei chancenlos 0:3 verloren. Eine Niederlage mit Ansage.

Bodenständige Fußball-Ikone

Lange Jahre hatte es an Förderung gefehlt, mittlerweile waren auch Spielerinnen in den Westen gegangen. Doch die Funktionäre wollten kurz vor dem Zusammenbruch des Arbeiter-und Bauernstaates noch einmal etwas beweisen.

Der Druck war viel zu groß, berichteten die Spielerinnen Schröder später: "Da haben die mir bestätigt: Wir hatten richtig Schiss in der Hose, haben uns nicht konzentriert und nur gehofft, dass das irgendwie gutgeht".

Den 80. Geburtstag selbst will Schröder nun im kleinen Rahmen begehen - im Burgenlandkreis, wo er einst aufwuchs. Dort buchten sich die Schröders "in einem wunderbaren privaten Hotel" ein.

"Alle fahren sie an die Ostsee oder nach Malle - aber wir fahren dahin. Man fährt zwei Stunden mit dem Auto und ist dann unter sich", sagt er. Die Kinder weilen in Italien, die Eltern feiern beschaulich. Oder wie Schröder sagt: "Gediegen, ruhig und ohne großes Tam-Tam."

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