15.05.2022 10:52 Uhr

Magath schwört Hertha ein: "Das ist nicht der Worst Case"

Felix Magath verlor mit Hertha BSC beim BVB
Felix Magath verlor mit Hertha BSC beim BVB

Die Strafrunde Relegation ist für Hertha BSC und Felix Magath ein Schock. Irgendwie muss der Trainer die Mannschaft aufbauen.

Felix Magath stürmte im zerknitterten Anzug los und drehte die Psychologie des Abstiegskampfes einfach um. "Das ist nicht der Worst Case", sagte der Trainer von Hertha BSC nach dem Absturz in die Relegation beschwörend, das habe er seiner Mannschaft in der Kabine umgehend eingeschärft: "Jetzt haben wir die Chance, zweimal zu zeigen, dass wir ein Erstligist sind!"

Spieler und Fans weinten, der dritte vergebene Matchball zum Klassenerhalt war ein Schock. Da war es an Magath, dem Magier, dem alten Schlachtross und Meistertrainer, alle aufzurütteln: Das war es noch nicht! "Wir haben ja von Platz 17 aus den direkten Abstieg vermeiden können", sagte der 68-Jährige, der schon so viele Vereine vor der 2. Liga gerettet hat. "Ich sehe uns gut gewappnet."

Doch wer sollte das nach dem Abpfiff des 1:2 (1:0) bei Borussia Dortmund glauben? Totenstill wurde es im blau-weißen Gästeblock, als die Kunde vom späten Tor des VfB Stuttgart hinüberschwappte. Diese Saison des Chaos, der Zwietracht, der Machtkämpfe, die gegen Ende im Hoffnungsschimmer glänzte: Sollte sie im Albtraum enden?

Hertha-Spieler moralisch im Keller

Die Hertha rannte noch mal zwei Minuten an und war doch wie gelähmt. Beim Regenerationstraining am sonnigen Berliner Morgen danach war die Stimmung im Keller.

"Die Jungs sind total fertig und aufgearbeitet", berichtete Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic, der selbst vor der Bus-Abfahrt wie in Trance über den Platz geschlichen war. "Sie müssen jetzt den Glauben haben, es in diesen zwei Spielen zu reißen." Aber das Schütteln fällt schwer. Sie waren doch fast gerettet! An diesem Samstag, vor Wochen schon.

Diese Mannschaft, vermeintlich deutlich zu gut besetzt für das Tabellenende, am Boden zerstört, müsse sich nun unbedingt "aufbauen für Donnerstag", forderte Bobic - dann empfangen die Berliner im Olympiastadion den Tabellendritten der 2. Liga zum Hinspiel.

"Ich weiß nicht, was ich denken oder hoffen soll", sagte Magath. Im Rückspiel am 23. Mai (beide 20:30 Uhr) geht es um alles. Wie zuletzt 2012 gegen Fortuna Düsseldorf. Auch keine schöne Erinnerung.

VfB Stuttgart schafft Wunder in der Nachspielzeit

"Ich kann mich jetzt aufregen oder das einfach abhaken", sagte Magath, "zu Letzterem neige ich." Seine Mannschaft habe dem (allerdings 45 Minuten lang am Spiel grundlegend uninteressierten) Vize-Meister auswärts schließlich "Paroli geboten".

Angesichts dessen, so seine Hoffnung, werde es wohl auch gegen einen Zweitligisten reichen. Doch das Phänomen der Zitterknie am Rande der Klippe war in dieser Rechnung kein Faktor.

Seine Mannschaft sei "in die Relegation geschubst" worden, jene garstig-dramatische Strafrunde der Fußballsaison - von Youssoufa Moukoko (84.) in Dortmund und von Wataru Endo (90.+2) in Stuttgart.

Und irgendwie auch vom Schiedsrichter: Der Handelfmeter zum 1:1 durch Erling Haaland (68.) habe "mit Sport oder Fußball überhaupt nichts zu tun", tobte Magath. Die Hertha selbst hingegen habe sich "nichts vorzuwerfen und alles gegeben".

Magath sprach mehrfach von "berechtigten Aussichten, den Klassenerhalt zu schaffen". Die Psychologie des Abstiegskampfes: kaum ein anderer kennt sie so gut.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten