03.05.2022 11:33 Uhr

Warum der Schlotterbeck-Transfer eine Zeitenwende ankündigt

Nico Schlotterbeck wechselt im Sommer zum BVB
Nico Schlotterbeck wechselt im Sommer zum BVB

Mit der Verpflichtung von Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg treibt Borussia Dortmund den Umbruch voran. Der designierte neue BVB-Sportchef Sebastian Kehl gewinnt mit ersten Toptransfers Profil.

Der Blick auf den Saisonverlauf ist jedem Verantwortlichen ein Graus. Da sind die schmerzhaften Blamagen von Borussia Dortmund in DFB-Pokal, Champions League und Europa League, selbstverständlich, da sind die verschenkten Bundesliga-Punkte im Dutzend - da sind aber vor allem auch: viel, viel zu viele Gegentore.

In 44 Pflichtspielen seit Saisonbeginn hat der BVB zwölfmal mindestens drei Treffer kassiert (FC Bayern München: dreimal), fünfmal waren es gar vier oder schlimmstenfalls fünf (FC Bayern München: zweimal). "Wenn ich auf die Tabelle schaue und 50 Gegentore sehe, dann ist klar, was die Kernthematik ist", klagte Trainer Marco Rose. Die Bayern haben 17 weniger. Rose verlangt mehr Stabilität - und die soll er bekommen.

Der am Montag stolz vermeldete Transfer von Nico Schlotterbeck, Nationalspieler vom SC Freiburg, kündigt im Paket mit der Verpflichtung von Niklas Süle eine kleine Zeitenwende an.

Weniger kühne Wildheit, mehr Kompromisslosigkeit und Wucht sollen die Wundertüte BVB berechenbarer und letztlich erfolgreicher machen. Zudem kommt wohl schleichend das Ende der Ära Mats Hummels, der in der kommenden Saison ein Edel-Back-up sein könnte. Oder der mittlere Mann in einer Dreierkette.

Kehl soll dem BVB neue Impulse bringen

"Wenn ein Spieler deutlich jenseits der 30 ist, muss man gucken, wie lange er noch in der Lage ist, Top-Leistungen zu bringen", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Talk der "Ruhr Nachrichten". Er bezog sich damit auf Hummels (33) und Kapitän Marco Reus (32), beide besitzen einen Vertrag, der 2023 ausläuft. "In der nächsten Saison werden wir die Gespräche führen und uns klar in die Augen schauen", sagte Watzke.

Schlotterbeck und Süle sind die ersten Top-Transfers von Sebastian Kehl, der im Sommer von Sportdirektor Michael Zorc übernehmen wird und nun schon Profil gewinnt. Auch davon verspricht sich die Borussia neue Impulse.

Die Erkenntnis, dass die Gegentorflut beileibe nicht nur der Innenverteidigung zuzuschreiben ist, sollte dabei helfen. Manuel Akanji wird wohl den Verein wechseln, in Dan-Axel Zagadou besteht offensichtlich kein größeres Vertrauen.

Kein "einfach weiter so" beim BVB

Mit Veränderungen in der Abwehr allerdings ist es ohnehin nicht getan. Der bevorstehende Abgang von Stürmerstar Erling Haaland bietet dem BVB auch die Chance, sich aus der Rolle des Durchlauferhitzers für Top-Talente zu befreien. Sollte tatsächlich Nationalspieler Karim Adeyemi (20/Red Bull Salzburg) kommen, verriet Watzke, "würden wir versuchen, das ohne Ausstiegsklausel hinzubekommen".

Dies ist eine klare Lehre aus dem Fall Haaland. Der Norweger wäre laut Watzke ohne entsprechende Nebenabsprache jedoch erst gar nicht nach Dortmund gekommen, sondern direkt zu Manchester United in die Premier League gewechselt. Das Sprungbrett BVB hätte er also ausgelassen.

Sebastian Kehl hat seine Umbruchstrategie zuletzt schon ausführlich in der "SZ" skizziert. Er wolle "neue Energie im Team kreieren, ein paar verkrustete Strukturen im Kader aufbrechen, neuen Konkurrenzkampf anheizen", sagte er: "Ein 'Einfach weiter so' kann es nicht mehr geben." Viele Fans würden ihm wohl zustimmen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten