03.11.2021 10:52 Uhr

"Postbote" Meunier liefert beim BVB endlich ab

Thomas Meunier findet beim BVB immer besser in die Spur
Thomas Meunier findet beim BVB immer besser in die Spur

Thomas Meunier lieferte mit 18 Briefe aus und setzte im Schichtdienst Windschutzscheiben ein. Erst danach begann seine Karriere so richtig.

Tot ou tard - früher oder später, so heißt ein Dokumentarfilm über Thomas Meunier. Das passt, denn anfangs wirkte der Belgier bei Borussia Dortmund, als hätte man ihm die Füße falsch herum eingehängt. Einfachste Dinge misslangen, Fehlpässe verursachten Gegentore - und bei Bayern München führte der BVB im März 2:0, als Meunier nur noch den freistehenden Erling Haaland hätte bedienen müssen. Der Ball kam nicht an: Der BVB verlor 2:4.

Wer den Nationalspieler in diesen Wochen beobachtet, sieht einen anderen Profi: selbstbewusst, kompromisslos, präzise, mit butterweichen Flanken von der rechten Seite. "Thomas zeigt ein anderes Gesicht. Er hatte in den bisherigen Spielen einen deutlich größeren Einfluss als vergangene Spielzeit", lobte Lizenzspielleiter Sebastian Kehl im kicker. Trainer Marco Rose schätzt den Rechtsverteidiger als "wichtigen Faktor".

Meunier gibt nicht so schnell auf. Als er mit 15 aus der Jugendakademie von Standard Lüttich flog, musste er sich seinen Weg erquälen. Mit 18, in einem Alter, in dem andere schon großes Geld verdienten, arbeitete er zwei Monate lang als Postbote, woran er fast verzweifelte. Dann setzte er in einer Autofabrik Windschutzscheiben ein: "Jeden Tag von 6 bis 14 Uhr, danach ging ich zum Training."

Wohlgemerkt: Damals noch als Stürmer, bei Royal Excelsior Virton. Beim Aufstieg halfen die sozialen Medien: "Bald sprachen alle in Belgien von diesem Typen aus der 3. Liga, der diese irren Tore macht", sagte Meunier. Er fand zum FC Brügge, aber vor allem fand er seine Lockerheit und darüber wieder die Liebe zum Fußball - mit 15 hatte er noch aufhören wollen. Tot ou tard.

Start beim BVB war schwierig

Heute kann Meunier (übersetzt: Müller) schon mal innerlich etwas fest werden. "Thomas ist sehr selbstkritisch, manchmal sogar etwas zu sehr. Ihm würde ein Schuss Lockerheit gut tun", sagt Sportdirektor Michael Zorc. Nach dem ablösefreien Wechsel von Paris Saint-Germain war die Eingewöhnung in Dortmund auch durch Verletzungen schwierig, zudem erkrankte der 30-Jährige nach einer guten EM an Corona.

Danach überzeugte er mit Leistung und Einstellung. "Er ist jemand, der den Motor hat, um eine hohe Intensität zu gehen; einer, der körperlich eine Präsenz hat", sagt Kehl. "Er arbeitet hart daran, sich zu verbessern, und lebt sehr professionell." Hinzu kommt endlich ein geregelter Trainings- und Spielrhythmus.

Zwischenzeitlich hatte Meunier seinen Stammplatz verloren. "Nicht auf dem Platz zu stehen ist, wie wenn du deine Kinder nicht sehen darfst - ich werde traurig und frustriert", berichtete er. Die drei Kinder mit seiner Jugendliebe Deborah hält er aus den Medien fern. Bei Twitter und Instagram gibt es nur sportliche Einblicke - aber mit einem Hashtag: Tot ou tard.

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