31.10.2021 10:56 Uhr

BVB: Ein Bayern-Jäger auf dem Zahnfleisch

Der BVB hat in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln gewonnen
Der BVB hat in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln gewonnen

Erfolgreich ist Borussia Dortmund trotz seiner vielen Personalsorgen - jetzt fehlt noch guter Fußball.

Der kleinen Kinderparty seiner geschlauchten Stars mit dem Nachwuchs schaute Marco Rose noch recht freudig zu. Doch vor der Südtribüne dämmerte dem Trainer schnell, dass sich einiges ändern muss im Spiel von Borussia Dortmund: Erfolgreich ist der Bayern-Jäger - es fehlt allerdings der gute Fußball.

"Viele Dinge sind verbesserungswürdig", sagte Rose nach einem 2:0 (1:0) gegen den 1. FC Köln, bei dem der Gegner eigentlich die bessere Mannschaft gewesen war. "Wir wollen anders auftreten, dominanter spielen, den Gegner mehr unter Druck setzen", betonte Rose. Doch sein Team kriecht auf dem Zahnfleisch: "Wir sind viel hinterhergelaufen."

Nun lässt sich einer Mannschaft ja kaum vorwerfen, ein Bundesliga-Heimspiel gewonnen zu haben. Aber am Mittwoch stellt sich in der Champions League Ajax Amsterdam in Dortmund vor, zwei Wochen nach dem 0:4-Debakel des BVB in den Niederlanden. "Da werden wir schon wieder abgefragt", sagte Rose über die knifflige Prüfung: "Und da müssen wir weitermachen, kämpfen und Gas geben."

Haaland fehlt dem BVB "noch einige Wochen"

Zumindest dies war gegen Köln vortrefflich gelungen. Mehr Läufe, Sprints und gewonnene Zweikämpfe wies die frisch gedruckte Statistik aus, allerdings auch 8:21 Torschüsse gegen einen Gast aus dem Mittelmaß. "Diese Spiele sind erklärbar, wenn man sieht, wer uns alles seit Wochen fehlt", analysierte Rose: "Großes Kompliment, dass wir in dieser Phase Punkte sammeln, Spiele gewinnen, im Pokal weiterkommen."

Besonders das Fehlen des Ausnahmestürmers Erling Haaland ist nicht zu kompensieren. Der Norweger wird aber laut Sportdirektor Michael Zorc "noch einige Wochen" fehlen, er hält sich in der Heimat bei seiner Familie auf, "um den Kopf frei zu kriegen". Ein Einsatz im Ligagipfel gegen den FC Bayern am 4. Dezember erscheint utopisch: "Wir hoffen, dass er dieses Jahr noch spielen kann."

Rose hatte gegen Köln "nicht zwingend Tiki-Taka" erwartet, sondern Kampf mit Tendenz zum Krampf. Er konnte weitere Stürmertore notieren: Thorgan Hazard, Doppeltorschütze im Pokal gegen den FC Ingolstadt, traf erneut (40.) - "nach zwei Sprints aber war er mausetot", wie Rose berichtete. Steffen Tigges, eigentlich Drittligastürmer, erzielte sein erstes Bundesligator (64.) ebenfalls mit dem Kopf und war "stolz wie Bolle".

BVB in der Defensive mit Steigerungspotenzial

Eine nachhaltige Tendenz zu kompromissloser Abwehrarbeit ließ sich trotz des ersten Dortmunder Zu-Null-Spiels dieser Saison auch nicht ableiten.

Der BVB bietet Räume, die gegen Ajax wohl deutlich gnadenloser ausgenutzt werden. "Wir können sicherlich besser spielen", sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. "Aber die Leute", also große Teile der 66.709 Zuschauer (Pandemie-Rekord), "sind alle sehr zufrieden."

Es bieten sich zwei Deutungsvarianten an: Wenn der BVB so schon vier Ligaspiele in Folge gewinnt - wie wird das erst mit vollständigem Personal und gutem Fußball? Oder: Wer weiter so spielt, wird bald verlieren. Dann stimmt nicht mal mehr das Ergebnis, und der Kontakt zur Spitze reißt ab.

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