12.10.2021 12:07 Uhr

Timo Werner lässt Häme verstummen

Timo Werner traf doppelt gegen Nordmazedonien
Timo Werner traf doppelt gegen Nordmazedonien

Seine beiden Treffer waren für Timo Werner Balsam für die Fußball-Seele. Doch die Diskussionen über den Stürmer werden nicht vollständig verstummen.

Den Status des Ehrenbürgers konnte man Timo Werner nicht so einfach entziehen. Schließlich hatte die Zeitung Vecer ihm nach seinem Slapstick-Fehlschuss bei der 1:2-Blamage der deutschen Nationalmannschaft im Hinspiel einen mazedonischen Pass "gültig bis 31.03.2031" ausgestellt. Doch dieser bittere Moment voller Häme war für Werner am Montagabend vergessen. Die beiden Treffer beim 4:0 (0:0) in Nordmazedonien waren Balsam für seine geschundene Fußball-Seele.

"Wenn der Trainer auf einen setzt, dann hilft das jedem Spieler", sagte der von einer Last befreite Werner erleichtert. "Ich brauche dieses Vertrauen von außen, das gibt er mir zu hundert Prozent. Das versuche ich zurückzuzahlen", betonte der 25-Jährige: "Das hat in vier von fünf Spielen gut geklappt."

Fünf Tore hat der Stürmer des Champions-League-Siegers FC Chelsea in diesen fünf Begegnungen unter Bundestrainer Hansi Flick erzielt. Doch nach seinem unglücklichen und ungeschickten Auftritt gegen Rumänien (2:1) hagelte es Kritik. Werner ließ es nicht an sich heran.

"Es muss ja abperlen", sagte er nach seinen Länderspieltoren Nummer 20 und 21, "hätte ich mir jetzt zwei Tage lang einen Kopf gemacht, hätte ich nicht spielen können." Sicherlich sei "irgendwann das Fass auch voll. Aber man muss sein Spiel machen".

Nach einer vergebenen Großchance und einem Pfostenschuss in der ersten Halbzeit gelang das eindrucksvoll. Flicks größtes Sorgenkind stellte die Weichen mit seinem Doppelpack (70./73.) in Skopje endgültig auf Sieg. Werner, meinte Flick, sei für die Nationalmannschaft "enorm wertvoll".

Mit zahlreichen Einzelgesprächen und einem großen Lob vor der versammelten Mannschaft noch in Hamburg hatte er seine Nummer neun wieder in die Spur gebracht.

Werner ist "vielleicht nicht Lewandowski"

Da schnalzte auch Flick-Kumpel und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus mit der Zunge. "Der Schuss kann nicht besser sein. Ein wunderschönes Tor - mit Kopf und Überlegung", sagte der RTL-Experte über Werners zweiten Treffer, den auch Flick als "unser schönstes Tor" würdigte.

Werners Mitspieler hatten schon vor dem Anpfiff betont, "alle hinter Timo" zu stehen, wie Serge Gnabry berichtete. Dieser sei "vielleicht nicht Lewandowski, der klassische Mittelstürmer. Aber er hat seine Qualitäten, schießt viele Tore ist schnell und macht gute Laufwege. Das ist genau so wichtig".

Doch wie geht es mit dem ehemaligen Stuttgarter und Leipziger weiter? Bei seinem Klub hat ihm Teammanager Thomas Tuchel den belgischen Sturmtank Romelu Lukaku vor die Nase gesetzt. In der Premier League kam Werner an den ersten sieben Spieltagen erst dreimal über 90 Minuten zum Einsatz und traf einmal.

Werner benötigt Spielpraxis und Selbstvertrauen. Ansonsten dürften die Diskussionen um seine Person nicht dauerhaft verstummen. Er muss zeigen, dass er nicht nur gegen Liechtenstein, Armenien und Nordmazedonien treffen kann.

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