23.09.2021 12:05 Uhr

Ist Alabas Traumstart gleichzeitig das Ende eines Traums?

David Alaba überzeugt bei Real Madrid
David Alaba überzeugt bei Real Madrid

Nach sechs Siegen im DFB-Pokal, dem Rekord von zehn deutschen Meisterschaften und zwei Erfolgen in der Champions League kehrte David Alaba seinem Haus-und-Hof-Klub FC Bayern - nicht ohne reichlich Nebengeräusche - den Rücken und schloss sich Real Madrid an. Schlecht scheint der Tapetenwechsel dem Österreicher nicht zu bekommen. Wohl auch, da er sich von einem alten Traum verabschiedet hat.

Nachdem Alaba im Schoß des FC Bayern zwischen 2010 und 2019 zu einem Linksverteidiger vom Format "absolute Weltklasse" gereift war, übernahm im November 2019 mit Hansi Flick ein neuer Coach das Ruder, verpasste Alaba mit der Innenverteidigung ein neues Hoheitsgebiet und lag damit goldrichtig.

Wie wertvoll Alaba in der Abwehrmitte ist, hat man auch in Madrid schnell erkannt, wo man in der Folge alle Hebel in Bewegung setzte, um dem FC Bayern den Österreicher zu entreißen. Dass dieses Vorhaben 2021 gelang, ohne dass eine Ablöse gezahlt werden musste, dürfte man in Madrid umso mehr feiern. 

Zumal es bei den Königlichen keine geringeren Fußstapfen, als die von Klub-Legende Sergio Ramos auszufüllen gab. Eine schier unmöglich zu meisternde Herausforderung, die Alaba bislang dennoch problemlos aus dem Ärmel schüttelt.

Ancelotti stellt klar: Dort spielt Alaba

Zu Saisonbeginn schickte Coach Carlo Ancelotti den 29-Jähirgen zwar als Linksverteidiger ins Rennen, seit vier Partien ist Alaba allerdings in der Innenverteidigung gesetzt.

"Als Innenverteidiger gefällt er mir sehr gut. Wenn es keinen Notfall gibt, wird er dort spielen", stellte Ancelotti unlängst im Interview mit der "AS" klar. Kein Wunder: Mit Alaba in der Abwehrmitte, meist an der Seite des 23-jährigen Brasilianers Éder Militao, fuhr Real in vier Spielen vier Siege ein. Bei der 6:1-Gala gegen RCD Mallorca glänzte der Linksfuß außerdem mit einer sehenswerten Vorlage, als er das Leder aus der eigenen Hälfte butterweich in den Lauf von Karim Benzema servierte. 

Einen netten Nebeneffekt hat die Sache zudem: Links hinten ist somit Platz für das hochveranlagte Eigengewächs Miguel Gutiérrez, das bei ausbleibender Spielpraxis bereits mit einem Abschied gedroht haben soll. 

Der Topstart in der spanischen Hauptstadt bedeutet für Alaba allerdings wohl auch, dass er einen lang gehegten Traum einmal mehr begraben muss: Den von einem Stammplatz im zentralen Mittelfeld.

Dass er seine eigentliche Bestimmung vor der Abwehrreihe sieht, ist hinreichend bekannt. "Meine Lieblingsposition ist im Mittelfeld", hatte Alaba schon 2015 gegenüber "Die Presse" erklärt. "Es ist allen bewusst, dass ich mich als Mittelfeldspieler sehe." Als der "kicker" Alaba 2020 mit der Frage konfrontierte, ob er in der Innenverteidigung nun auf seiner "Idealposition" angekommen sei, ließ sich der Allrounder lediglich ein "Puh ..." entlocken. Ein kurzer Laut, der allerdings tief blicken ließ.

Alaba, "der Traum eines jeden Trainers"

Kein Wunder, dass während der ewigen und letztlich gescheiterten Vertragsverhandlungen zwischen dem FC Bayern und Alaba auch Gerüchte ins Kraut schossen, Alaba mache seine Entscheidung von einer Versetzung ins Mittelfeld abhängig. Die Realität heißt nun allerdings: Abwehrchef in Madrid. 

Ins Abwehrzentrum zwingen, muss man Alaba allerdings freilich nicht. "Man hat das Spiel vor sich, kann es vielleicht noch einmal anders lesen. Man hat viel den Ball und kann das Tempo bestimmen. Deswegen hat man viel Einfluss auf den Spielaufbau", erklärte er nach Bekanntwerden seines Wechsels der Webseite der UEFA. Er wolle ohnehin dort spielen, wo er "der Mannschaft helfen kann".

Dass er Real mit seiner Klasse hilft, ist selbst nach der bisher eher geringen Anzahl an Auftritten im weißen Trikot bereits in Stein gemeißelt.

Alaba sei "wie geschaffen" für Real, wirke, als hätte er schon 500 Partien im Dress der Königlichen absolviert und passe perfekt in die Lücke, die das schwer zu ersetzende "Puzzleteil" Ramos hinterlassen habe. Die Legende "vermisse im Moment niemand", jubelte unlängst die "Marca". "AS" hob gerade Alabas Vielseitigkeit hervor: "Spieler, die so viele Fenster bedienen, sind der Traum eines jeden Trainers."

Zumindest der Traum von Coach Ancelotti sieht Alaba eindeutig als "neuen Ramos", Alabas Traum vom Mittelfeld dürfte somit ein solcher bleiben.

Marc Affeldt

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