Kritik an Steuer-Plattform: Grünen-Politiker kontert Hoeneß

Wirbel um Uli Hoeneß: Nach Kritik an der geplanten Online-Meldeplattform für Steuerbetrug hat der Ehrenpräsident des FC Bayern einen Konter von Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz kassiert. Im Fokus: Hoeneß' eigenes Steuer-Vergehen, das ihm einst eine Gefängnisstrafe einbrockte.
Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Diese wohlbekannte Weisheit sollte in Sachen Steuer-Vergehen eigentlich auch auf Uli Hoeneß zutreffen.
Immerhin saß der langjährige Manager, Präsident, Aufsichtsratschef und heutige Ehrenpräsident des FC Bayern zwischen seinem Haftantritt im Juni 2014 und seiner vorzeitigen Haftentlassung im Januar 2016 wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe im Gefängnis.
Bei "n-tv" ließ es sich Hoeneß am Donnerstag in der Sendung "Wahlcheck - Wer schafft Wirtschaft?" dennoch nicht nehmen, das zuvor in der Politik schon breit diskutierte geplante Online-Meldeportal für Steuerbetrug von Baden-Württemberg zu kritisieren.
Uli Hoeneß über neues Steuer-Portal: "... das halte ich für übertrieben"
Es sei zwar richtig, internationale Zahlungsströme zu kontrollieren, teilte der ehemalige Bayern-Macher gewohnt meinungsstark mit. "Aber dem Nachbarn die Möglichkeit zu geben, durch anonyme Telefonate oder digital mitzuteilen, dass der Nachbar dem jungen Burschen, der den Rasen mäht, 20, 30 oder 40 Euro gibt, das halte ich für übertrieben."
Der Gegenwind ließ nicht lange auf sich warten. Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz konterte Hoeneß' Aussage via Twitter.
"Bei unserem Hinweisportal geht's nicht ums Rasenmähen beim Nachbarn, wie Hoeneß behauptet", schrieb der Grünen-Politiker beim Kurznachrichtendienst.
"Ein hypothetischer und rein fiktiver Fall ..."
Dann folge eine kaum verhohlene Anspielung auf Hoeneß' eigenes Vergehen. "Ein hypothetischer und rein fiktiver Fall: 28,5 Mio. Euro Steuerbetrug aus Währungswetten. Wie gesagt: nur ein theoretisches Beispiel", schrieb Bayaz.
Für genau diese Steuerschuld war Hoeneß damals verurteilt worden. Pikant: Auch im Fall Hoeneß soll es Tipps von so genannten Whistleblowern gegeben haben.
Das Vorhaben Baden-Württembergs hatte zuvor auch bei Union und FDP im Bund für Kritik gesorgt. Menschen würden durch die Einführung der Plattform dazu aufgerufen, ihren Nachbarn anzuschwärzen, hieß es.
Bayaz hatte daraufhin darauf verwiesen, dass Steuerhinterziehung Deutschland pro Jahr geschätzte 50 Milliarden Euro koste. Anonyme Anzeigen seien zudem schon länger möglich, bislang jedoch nur per Brief oder Telefon.