04.09.2021 08:43 Uhr

Boateng spricht über Bayern-Aus und Hoeneß-Sticheleien

Jérôme Boateng hat den FC Bayern im Sommer verlassen
Jérôme Boateng hat den FC Bayern im Sommer verlassen

Im Sommer gingen der FC Bayern und Jérôme Boateng nach zehn überaus erfolgreichen Jahren getrennte Wege. Nach einigen Wochen des Überlegens hat der Innenverteidiger mit Olympique Lyon mittlerweile einen neuen Verein gefunden. An seine Zeit in München denkt er dennoch gerne zurück.

Im Gespräch mit "Sport1" zog Boateng nun ausführlich Bilanz. "Meine Zeit beim FC Bayern war ein für einen Fußballer in der heutigen Zeit ein sehr langes und schönes Kapitel. Ich habe aber oft betont, dass ich noch einmal eine Veränderung möchte", erklärte der 33-Jährige.

Dabei wäre ein Verbleib an der Säbener Straße durchaus eine Option gewesen. "Was ich gesagt habe ist, dass ich es mir hätte vorstellen können, nochmal zu verlängern, wenn man zusammenfindet. Das war nicht der Fall, also war es für mich schnell erledigt", gewährte Boateng Einblick.

Anschließend wurde der frühere deutsche Nationalspieler bei vielen Klubs gehandelt, darunter auch bei seinem Ausbildungsverein Hertha BSC, der kurz zuvor seinen Halbbruder Kevin-Prince zurück nach Berlin geholt hatte.

Eine Familienzusammenführung in der Hauptstadt war laut Boateng aber "kein Thema". Seine Begründung: "Ich habe den Menschen um mich herum immer gesagt, dass ich gerne ins Ausland möchte. Es wäre für mich ohnehin schwer gewesen zu einem anderen Verein zu wechseln, weil ich so lange bei den Bayern gespielt habe."

Hoeneß-Sticheleien beim FC Bayern haben Boateng "enttäuscht"

Gleichwohl verbindet Boateng mit dem FC Bayern nicht nur positive Erlebnisse. In der Vergangenheit sah sich der Abwehrmann immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt - auch aus den eigenen Reihen. Allen voran Uli Hoeneß stichelte regelmäßig.

"Die Aussagen haben mich enttäuscht, zumal man es gewohnt war, als Spieler des FC Bayern von oben gestärkt zu werden", gestand Boateng, schob aber direkt hinterher: "Ich bin davon nie umgekippt, im Gegenteil. Ich weiß, dass ich anders beurteilt werde als andere Spieler, damit muss ich leben. Das ist halt so."

Umso wichtiger war für ihn das Vertrauen von Trainer Hansi Flick, unter dem der Weltmeister von 2014 in München wieder aufblühte.

"In den letzten zwei Jahren war ich wieder sehr stabil, nachdem die anderthalb Jahre zuvor für mich sehr schwierig waren – mit all den Folge-Verletzungen, die vor allem mit meiner großen Verletzung an meiner Schulter zu tun hatten", betonte der Routinier.

Boateng weiter: "Sich aus so einem Loch herauszukämpfen, das war nicht so einfach für mich. Ich habe dann von Hansi eine faire Chance bekommen. Eine, bei der es um Leistung geht. Das war alles, worum ich beim FC Bayern die ganze Zeit gebeten habe. Ich glaube, dass ich meine Chance genutzt habe."

Warme Worte für Flick, Rückendeckung für Alaba

Wie eng der Draht zu Flick war und ist, bestätigt die Tatsache, dass Boateng vor seiner Unterschrift in Lyon zunächst mit dem neuen Bundestrainer telefonierte.

"Ich habe ihn nach seiner Meinung und seinem Rat gefragt. Das mache ich aber immer, weil ich zu Hansi schon immer ein gutes Verhältnis habe. Wir haben viele Titel miteinander gewonnen. Bei der Nationalmannschaft und beim FC Bayern. Er hat einen großen Anteil an meiner Karriere, weil er mich kennt und meinen Weg seit meiner Jugend begleitet", so Boateng.

Der erfahrene Profi, der für den FC Bayern 363 Mal auflief und mit ihm 24 Titel gewann, nutzte die Gelegenheit noch, um einen langjährigen Weggefährten in Schutz zu nehmen: David Alaba. Der Österreicher hatte bei seiner Präsentation in Madrid das Real-Wappen geküsst und dafür eine Menge Kritik einstecken müssen.

Boateng dazu: "Jeder weiß doch, welche Bedeutung der FC Bayern für David hat. Dass er das gemacht hat, war bestimmt aus der Situation heraus oder vielleicht hat ihn ein Fotograf darum gebeten. Das weiß man nicht. Hundertprozentig hatte er dabei keinerlei böse Absichten im Kopf. Da muss man nicht so ein Theater draus machen."

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