24.08.2021 08:31 Uhr

Warum der BVB-Deal mit Halstenberg fragwürdig ist

Marcel Halstenberg steht vor einem Wechsel von RB Leipzig zum BVB
Marcel Halstenberg steht vor einem Wechsel von RB Leipzig zum BVB

Borussia Dortmund schlägt offenbar noch einmal auf dem Transfermarkt zu und verpflichtet Marcel Halstenberg von RB Leipzig. Das Profil des Nationalspielers, der früher schon einmal beim BVB unter Vertrag stand, sowie die angeblichen finanziellen Dimensionen seines Wechsels werfen allerdings Fragen auf.

Ins Schaufenster stellen konnte sich Marcel Halstenberg in dieser Saison noch gar nicht. Eine Sprunggelenksverletzung macht dem 29 Jahre alten Abwehrspieler zu schaffen. Sowohl den Saisonauftakt im DFB-Pokal, als auch die ersten beiden Bundesligaspiele von RB Leipzig verpasste er.

Glaubt man übereinstimmenden Medienberichten, hat Halstenberg es allerdings ohnehin nicht mehr nötig, sich für andere Klubs interessant zu machen. Sein neuer Arbeitgeber steht demnach fest. Es handelt sich um den BVB.

Nur noch Details seien zwischen allen Parteien zu klären, vermeldeten die gewöhnlich gut informierten "Ruhr Nachrichten". Beispielsweise die Frage, ob Halstenberg für drei Jahre in Dortmund unterschreibt oder länger.

So viel zahlt der BVB angeblich für Marcel Halstenberg

Die kolportierten wirtschaftlichen Rahmendaten des Deals lassen aufhorchen: Eine Sockelablöse von zehn Millionen Euro plus etwaige Bonuszahlungen fließen angeblich nach Leipzig. Beim BVB soll Halstenberg fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen.


In Pandemiezeiten sind das beträchtliche Summen, auch wenn die Borussia im Gegenzug wohl Thomas Delaney für sechs Millionen Euro zum FC Sevilla abgibt und mit dem Verkauf von Jadon Sancho an Manchester United unlängst schlanke 85 Millionen Euro einstrich.

Dennoch: 73 Millionen Euro betrugen der Corona-bedingte Konzernverlust des BVB in der vergangenen Saison. 45 Millionen Euro investierte der Revierklub schon in die Transfers von Torhüter Gregor Kobel (VfB Stuttgart) und Angreifer Donyell Malen (PSV Eindhoven). Und dazu kommt jetzt wohl noch Halstenberg.

BVB: Halstenberg-Transfer wirft Fragen auf

Aus wirtschaftlicher Sicht ist seine Verpflichtung für die Dortmunder kein gutes Investment. Halstenberg wird Ende September 30 Jahre alt, große Marktwertsteigerungen und ein hoher Wiederverkaufswert sind bei ihm nicht zu erwarten. Stattdessen erhält er beim BVB den wohl letzten großen Vertrag seiner Karriere.

Ob Halstenberg einen großen sportlichen Mehrwert mit nach Dortmund bringen kann, bleibt ebenfalls abzuwarten. Lediglich 31 Pflichtspiele bestritt er 2020/2021 für RB. Seine Leistungen: wechselhaft. Unumstrittene Stammkraft war er unter Julian Nagelsmann nicht mehr.

Dass er dennoch im deutschen EM-Kader von Ex-Bundestrainer Joachim Löw stand, war wohl eher dem Mangel an Alternativen geschuldet. Dementsprechend reichte es für Halstenberg auch nur zu einem Kurzeinsatz im Gruppenspiel gegen Portugal.

Wie plant der BVB mit Marcel Halstenberg?

Die größte Schwachstelle in der BVB-Defensive, auf der rechten Abwehrseite, behebt Halstenberg nicht. Dort stehen Trainer Marco Rose aufgrund des monatelangen Ausfalls von Mateu Morey nur noch Thomas Meunier und Felix Passlack zur Verfügung. Meunier fiel zuletzt wegen einer Covid-Erkrankung aus, Passlack bleib in den ersten Saisonspielen den Nachweis schuldig, ein adäquater Backup zu sein.

Links, auf Halstenbergs Lieblingsposition, sind die Dortmunder dagegen nominell gut aufgestellt. Raphael Guerreiro hat, wenn fit, eigentlich seinen Stammplatz sicher, auch wenn die Qualitäten des Portugiesen klar in der Offensive liegen. Sorgenkind Nico Schulz zeigte zuletzt unter Rose immerhin einen kleinen Aufwärtstrend.

Bliebe für Halstenberg noch die Option, aushilfsweise in der Innenverteidigung aufzulaufen. Dort ist die Personaldecke des BVB in der Tat dünn: Neuzugang Soumaila Coulibaly fällt nach einem Kreuzbandriss noch aus und wird sich mit seinen 17 Jahren danach erst einmal akklimatisieren müssen. Die Rückkehr des seit Monaten verletzungsgeplagten Dan-Axel Zagadou ist noch nicht absehbar.

Positionsfremde Spieler wie Axel Witsel oder Emre Can sind als Alternative für die Platzhirsche Mats Hummels und Manuel Akanji allenfalls Notlösungen. Sollte Rose von seinem präferierten System mit Raute abweichen und auf eine Dreierkette in der Defensive setzen, könnte Halstenberg ebenfalls helfen. Zumindest von dieser Seite aus betrachtet ergibt der ansonsten durchaus fragwürdige Deal mit Halstenberg also Sinn für die Borussia.

Und: Für Halstenberg spricht auch seine Verbundenheit mit den Schwarz-Gelben. Schon von klein auf sei er BVB-Fan und mit seinem Bruder häufig im Stadion gewesen, berichtete er unlängst in einem "WAZ"-Interview. Von seinem Gastspiel für die zweite Mannschaft des BVB zwischen 2011 und 2013 sei auch vor diesem Hintergrund "eine besondere Beziehung hängengeblieben", schwärmte Halstenberg.

Tobias Knoop

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