14.07.2021 09:30 Uhr

Demonstrativer Neubeginn bei der Wiener Austria

Dieses Trio will Austrias Zukunft gestalten
Dieses Trio will Austrias Zukunft gestalten

Manfred Schmid und Manuel Ortlechner stellen sich als verantwortliches Duo für den sportlichen Bereich der schwierigen Aufgabe, die marode Austria wieder auf den Weg nach oben zu führen.

Es soll ein Neubeginn sein. Zwar endete die vergangene Saison für die Austria im Hoch, den Blick zurück will die neue sportliche Führung der Wiener aber nicht tun. Mit einem laut Vorstand Gerhard Krisch "großen wirtschaftlichen Rucksack" ausgestattet, schicken sich die einstigen Meistermacher Manfred Schmid und Manuel Ortlechner an, eine rosige violette Zukunft zu gestalten. Der Weg der Jugend soll demonstrativ verfolgt werden. Die Zielsetzung ist vage formuliert.

Für Schmid ist es eine Rückkehr an eine Wirkungsstätte, die ihm schon seit seiner Kindheit vertraut ist. "Ich kenne die Austria und weiß, was mich hier erwartet", sagt der Nachfolger von Peter Stöger gegenüber der APA. Viele Jahre war Schmid als Co-Trainer an der Seite seines einstigen Teamkollegen. 2013 holte das Duo die Meisterschaft nach Wien-Favoriten, ehe es nach Deutschland zum 1. FC Köln und später Borussia Dortmund ging. 2019 trennten sich die Wege.

Vage Zielsetzung bei der Austria: "Es geht nicht um Platzierungen"

Schmid - als Aktiver mit der Austria dreimal Meister und zweimal Cupsieger - will auch nun nicht in Stögers Fußstapfen wandern. Von allen Verantwortlichen ist von einem "Neubeginn" die Rede. Neun Spieler haben den Klub verlassen, darunter Arrivierte wie Michael Madl, Christoph Schösswendter, Stephan Zwierschitz, Christoph Monschein oder Thomas Ebner. Der ausgeliehene Erik Palmer-Brown kehrte zu Manchester City zurück. Von den Neuen ist Marvin Martins 26, Manfred Fischer 25 und Filip Antovski 20 Jahre alt. Die ohnehin schon junge Austria ist noch einmal jünger geworden. 23 Jahre beträgt derzeit das Durchschnittsalter des Kaders.

Vor allem in der Abwehr gibt es noch großen Bedarf, Schmid hofft auf Verstärkung. Drei, vier Spieler sollen noch kommen. Es gehe aber in erster Linie darum, die eigenen Talente zu entwickeln. Teure Zugänge kann sich die Austria nicht leisten. "Das ist kein Geheimnis. Dieser Weg kann steinig sein. Aber wir haben uns darauf geeinigt, dass wir diesen Neufang machen wollen", meinte Schmid. Er werde gemeinsam mit seinem Trainerteam alles versuchen, um etwas entstehen zu lassen. "Natürlich muss man da auch eine Entwicklung sehen."

Im Verein sei "alles umgedreht worden", bekräftigte Routinier Markus Suttner. Der Linksverteidiger ist einer der wenigen gestandenen Profis im Kader und trat bei der Kick-off-Veranstaltung der Bundesliga am Dienstag in Wien als Kapitän auf. "Aber man hat trotzdem gemerkt, dass die Qualifikation für die Conference League einen Elan entfacht hat, wo die neuen Mitarbeiter einen Zusammenhalt zeigen, den wir lange nicht gesehen haben und den wir weiterentwickeln wollen."

Bei seiner Präsentation hatte der 50-jährige Schmid angemerkt, dass er jener Cheftrainer der Austria sei, der sich der schwierigsten Ausgangssituation der Vereinsgeschichte stelle. Man müsse sich womöglich auf "Scheiß-Jahre" einstellen. "Die Betonung liegt auf könnte. Es kann aber auch sein, dass wir überraschen", hielt Schmid nun fest. Rückschläge seien eingeplant. Zur Zielsetzung meinte Schmid: "Es geht nicht um Platzierungen, auch wenn wir so weit rauf wie möglich wollen."

Millionenregen durch Insignia vorerst nicht in Sichtweite

Klar ist, dass die sportliche Führung mit Schmid und dem ebenfalls neuen Sportdirektor Ortlechner auf dem Transfermarkt ein gutes Händchen haben wird müssen. Inwiefern der strategische Partner Insignia Abhilfe schaffen kann, ist nach wie vor unklar. Das Lifestyle-Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge gute Kontakte zu Chelsea oder der AS Roma. Zumindest nach außen hin plant die Austria nicht damit. Schmid sagt dazu: "Es gibt das Thema. Ich gebe meine Wunschvorstellungen ab. Was sich dann realisieren lässt, muss man abwarten."

Der Vertrag mit dem Partner wurde noch von Markus Kraetschmer ausverhandelt, Gerhard Krisch hat inzwischen als Vorstand übernommen. Insignia soll Sponsoren akquirieren. Vorerst scheint das Unternehmen selbst als Brustsponsor auf, soll dem Vernehmen nach aber Platz machen, wenn ein Geldgeber kommt. Der in Aussicht gestellte Millionenregen durch den Deal ist für die Austria vorerst nicht in Sichtweite.

Krisch will die wirtschaftliche Stabilität im Verein "wieder nachhaltig herstellen", wie er betonte. Er versprach eines: "Ich denke, dass wir einen Kader bekommen werden, der nicht schlechter ist, als der Kader, den wir letzte Saison hatten." Schmid betonte am Dienstag dann auf großer Bühne: "Ich habe einen Stamm, der absolut in Ordnung ist. Wir haben viele Spieler mit Potential und Talent. Das Problem ist einfach der Zeitfaktor."

Dringend benötigte Einnahmen könnten am Transfermarkt lukriert werden. Für Patrick Wimmer soll ein Angebot vorliegen. Der Vertrag des 20-jährigen Flügelspielers läuft wie jener von Torhüter Patrick Pentz im Sommer 2022 aus. Schmid nimmt es, wie es kommt. Für seine Schützlinge geht es bald ans Eingemachte. Angefangen mit dem Auswärtsspiel in der ersten Runde des ÖFB-Cups bei Spittal/Drau am Samstag geht es in englische Wochen mit Auftritten in der Qualifikation zur neuen Conference League am 22. und 29. Juli. In die Bundesliga starten die Wiener am 25. Juli in Ried. Schmid weiß: "Für uns beginnt die Saison schnell, aber wir haben diese Situation angenommen."

apa

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