09.07.2021 10:46 Uhr

Eingeschränkte Menschenrechte? Das sagt WM-Gastgeber Katar

Hassan Al-Thawadi ist OK-Chef der Fußball-WM 2022
Hassan Al-Thawadi ist OK-Chef der Fußball-WM 2022

Die WM 2022 wirft ihre Schatten voraus. Gastgeber Katar verspricht ein "außergewöhnliches" Turnier, sein Team spielt sich beim Gold Cup warm.

Auf ins Paradies! Dieses Motto gilt aus Sicht der katarischen Gastgeber der Fußball-WM 2022 zum Ende der EM gleich doppelt: Während die Elf des Asienmeisters beim Gold Cup in den USA ab Samstag den Finalort Paradise anvisiert, blickt der Rest der Fußball-Welt 500 Tage vor dem Anpfiff voraus auf das erste globale Sportevent "nach" der Pandemie. In gut 16 Monaten, so versprechen die Veranstalter, werden in der Wüste himmlische Oasen erblühen.

OK-Chef Hassan Al-Thawadi versprach vor wenigen Tagen eine "außergewöhnliche" und vor allem "sichere" Endrunde. Corona werde dann vergessen und das Turnier "offen für alle" sein - ein echtes Fußball-Fest mit einem würdigen Gastgeber, der all die Vorurteile als eben solche entlarven werde.

Und die vielen toten Arbeiter, die Menschenrechte? Al-Thani verwies stolz auf die "Vielzahl von Reformen" sowie auf die "großen Fortschritte" im Land und verkündete: "Jeder, der in Katar lebt, soll mit Würde behandelt werden" - heute, morgen und nach der WM.

Katar auf Promo-Tour in den USA

Damit diese Botschaft auch den letzten Zweifler erreicht und die Boykott-Rufe endgültig verhallen, wurde der 9. Juli als echter Feiertag geplant. 500 Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel am 21. November 2022 füllte die beIN Media Group aus Doha ihre Sportkanäle mit Sondersendungen, in denen Weltstars wie Arsene Wenger oder Peter Schmeichel von der ersten arabischen WM schwärmten.

Die Nationalelf des Landes befindet sich derweil auf Promo-Tour in den USA. Auf Einladung des Verbandes von Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) spielen die "Purpurnen" beim Gold Cup. Dort sollen sie es bis 2. August mit Kanada um Bayern-Star Alphonso Davies, den Gastgebern mit Schalkes Matthew Hoppe oder dem Jamaika von Leverkusens Leon Bailey aufnehmen.

Wer das für einen schlechten Scherz hält, verkennt die (finanziellen) Hintergründe. Katar sieht sich schon seit längerer Zeit als "Förderer" der lokalen Fußball-Basis. Am vergangenen Sonntag gab die nationale Fluggesellschaft Qatar Airways, die auch mit der UEFA, der FIFA und Klubs wie den Bayern verbandelt ist, eine mehrjährige Partnerschaft mit der CONCACAF bekannt; sie sponsert unter anderem - den Gold Cup.

"Wir können mit jedem Gegner mithalten"

Dass das Werbeplakat des katarischen Verbandes für das Turnier unter anderem die Freiheitsstatue zeigt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

In einem Werbefilmchen zur Kaderbekanntgabe ruft ein junger Fan enthusiastisch: "Wir haben das Virus besiegt!" Was sind dagegen Panama, Grenada oder Honduras, die in Houston/Texas in Gruppe D warten? "Wir sind bereit zu kämpfen", heißt es in einem anderen Film, das Motto lautet: "Ein Team, ein Herz, ein Funke, der für Katar entflammt."

Als Gast der Copa America schied Katar 2019 als Gruppenletzter aus. Doch 2021 ist "Al Annabi" noch ungeschlagen. In der WM-Qualifikation, wo die Nummer 58 der Weltrangliste auf Einladung der UEFA spielt, gelangen Siege gegen Luxemburg (1:0) und Aserbaidschan (2:1) sowie ein Remis gegen Irland (1:1).

"Wir können mit jedem Gegner mithalten - ob es sich um eine globale Supermacht oder eher um Durchschnitt handelt", sagte Nationaltrainer Félix Sánchez, der einst an der weltberühmten Akademie des FC Barcelona coachte. Der Gold Cup mit dem Finale vor den Toren der Glücksspiel-Metropole Las Vegas werde "eine wertvolle Erfahrung" für die WM. Dort lockt schließlich das "wahre" Paradies.

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