Riskanter BVB-Plan mit Terzic und Rose

Marco Rose wird neuer Chefcoach bei Borussia Dortmund, Edin Terzic, der den BVB 2021 immerhin in die Champions League und zum DFB-Pokal-Sieg führte, sein Co-Trainer: So lautete das lange präferierte Planspiel der Klub-Bosse. Doch nun ist die Konstellation eine ganz andere - und trotzdem nicht weniger brisant.
Am Dienstag teilte der BVB mit, Edin Terzic werde "auf eigenen Wunsch" doch nicht Co-Trainer von Marco Rose, sondern werde fortan den neugeschaffenen Posten des Technischen Direktors bekleiden.
"Die Idee ist im Zuge unserer Saisonanalyse entstanden, Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl und ich haben gemeinsam ein Anforderungsprofil entwickelt und mein Aufgabengebiet abgesteckt. Jetzt kann ich es kaum erwarten zu beginnen", ließ der BVB Terzic in der Vereinsmitteilung zu Wort kommen.
"Ursprünglich hatten wir zugegeben andere Pläne bezüglich der Zukunft von Edin Terzic", gestand Sportdirektor Michael Zorc ein, letztlich habe man allerdings "eine echte BVB-Lösung gefunden".
BVB: Marco Rose klingt wenig euphorisch
Deutlich weniger überschwänglich klang hingegen Rose, der bei seiner offiziellen Vorstellung am Donnerstag zur Personalie Terzic erklärte: "Ich hätte ihn gerne als Co-Trainer gehabt. Ich akzeptiere und respektiere aber seine Entscheidung für die neue Aufgabe." Die Konstellation sei jetzt eben "so, wie sie ist".
Dabei darf sich der neue BVB-Coach auf den ersten Blick eigentlich als Gewinner fühlen. Ein Co-Trainer Terzic hätte von der ersten Minute an wie ein Damoklesschwert über Roses Amt geschwebt. Gerade bei einem misslungenen Auftakt von Roses Amtszeit wären die Rufe nach dem beliebten Ur-Borussen Terzic wohl sofort erklungen.
Erinnerungen an die Vorsaison wären wach geworden, als Terzic seinen vormaligen Chef Lucien Favre ablöste und die Saison letztlich zu einem guten Ende führte.
Rose und Terzic beim BVB nun auf Augenhöhe
Auf der anderen Seite hätte die einst angedachte Konstellation mit Terzic als Zuarbeiter für Rose auch eine gewisse Sicherheit garantiert, die nun wegfällt.
Schließlich lässt die Hierarchie zwischen Trainer und Assistent keinen Raum für Fragen. Rose hätte in der Klub-Hierarchie eindeutig über Terzic gestanden. Als Technischer Direktor begegnet der Ex-Interimscoach seinem Nachfolger nun auf Augenhöhe. Immerhin: Vorgesetzt ist Terzic Rose rein formal explizit nicht.
"Marco, das gesamte Trainerteam und ich werden eng, offen und ehrlich zusammenarbeiten und unsere positive Verbindung festigen. Nur wird das eben niemand sehen, weil wir auf der Trainerbank nicht nebeneinander sitzen", bestätigte Terzic aber, dass seine neue Aufgabe ihn zum einflussreichen Schattenmann beim BVB macht.
Erinnerungen an Ottmar Hitzfeld und Nevio Scala
Sollten die sowohl von Terzic als auch von Rose getätigten Sympathie-Bekundungen ("Wir hatten vom Moment unseres Kennenlernens an eine sehr gute Verbindung" - O-Ton Terzic) allerdings tatsächlich auch im stürmischen Bundesliga-Alltag bestehen, könnte der Austausch der beiden Fußball-Fachmänner, die "echte BVB-Lösung", den Revierklub durchaus in rosige Zeiten führen.
Dass es dafür allerdings keine Garantie gibt, ist dem BVB aus leidvoller Erfahrung nicht neu: Nach zwei Meistertiteln und dem Gewinn der Champions League übergab Otmar Hitzfeld im Sommer 1997 das Traineramt an Nevio Scala und übernahm die neu geschaffene Stelle des Sportdirektors.
Unter dem Italiener belegte der BVB in dessen Debütsaison nur Rang zehn in der Tabelle. Die Mannschaft moserte teils öffentlich über den laschen Stil Scalas. Hitzfeld hingegen sprang dem Coach zur Seite. "Bevor mein Freund Nevio entlassen wird, gehe ich!", sagte die Trainer-Legende.
Letztlich verließen sowohl Hitzfeld als auch Scala den BVB am Saisonende.
Marc Affeldt