Zu Wochenbeginn wurde Kevin de Bruyne 30 Jahre alt. Aber der einstige Bundesliga-Star bei Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg gehört damit im EM-Team Belgiens immer noch zu den jüngeren Leistungsträgern.

Bei Werder Bremen trauern sie ihm noch heute nach. Als Kevin De Bruyne zu Wochenbeginn 30 Jahre alt wird, kamen Glückwünsche zu diesem runden Geburtstag auch von der Weser, garniert mit de Bruynes besten Szenen im Trikot der Grün-Weißen. Ein Jahr lang verzückte der damals 21-Jährige in der Saison 2012/2013 als Leihgabe des FC Chelsea die Fans im Weserstadion.

Neun Jahre später ist der SV Werder nur noch zweitklassig, der Belgier hingegen ein Topstar der EM-Endrunde - irgendwie immer noch mit der Attitüde eines jugendlichen Himmelsstürmers. Kaum kantiger ist sein Babyface seit 2012 geworden und de Bruyne ist immer noch jünger als fünf seiner wichtigsten Teamkollegen in der Nationalmannschaft.

Für Trainer Roberto Martínez ist der rothaarige Mittelfeldspieler nicht nur in seiner Mannschaft der Primus inter Pares. "Für mich ist Kevin der derzeit beste Spielmacher der Welt. Er macht die Spieler um sich herum besser", sagte der Spanier.

Umso mehr bangt man beim aktuellen Weltranglisten-Ersten um den Einsatz de Bruynes im Viertelfinale am Freitag (21:00 Uhr) in München gegen Italien. Denn im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Portugal (1:0) hat sich der flinke Dribbler eine Verletzung im linken Knöchel zugezogen.

De Bruyne für Belgien "kaum zu ersetzen"

Ein Ausfall würde den WM-Dritten von 2018 hart treffen. Martínez: "Er wäre kaum zu ersetzen, besonders, weil er vielseitig ist. Kevin hat den Fußball bei uns neu definiert."

Und anders als im kleinen Königreich vorher gemutmaßt, kann sich der Familienvater von drei Kindern bei der EM-Endrunde fast komplett auf die Offensive konzentrieren. Denn hinten räumen die drei alten Haudegen Thomas Vermaelen, Toby Alderweireld und Jan Vertonghen, zusammen stattliche 101 Jahre alt, prächtig ab.

Nur ein Gegentor in vier Spielen spricht für das routinierte Trio. Und gegen Befürchtungen, die belgische Dreierkette sei zu langsam in den Duellen mit Europas Topstürmern. Selbst Cristiano Ronaldo ging gegen die "Rode Duivels" leer aus.

Dennoch: Die paneuropäische EM ist für Belgien die wohl vorletzte Chance, mit diesem exzellent eingespielten Team endlich einen Titel zu holen. Nach der Wüsten-WM 2022 in Katar scheint ein Umbruch unvermeidlich. Und dann könnte de Bruyne sogar zum Senior der Mannschaft avancieren. Mit dann 31 Jahren.