Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat sich mit kritischen Worten zum 2:2-Unentschieden der DFB-Auswahl gegen die Ungarn zum Gruppenabschluss der Fußball-EM geäußert. 

Für den 60-Jährigen stand im Gespräch mit "Sky" fest, dass mit der gezeigten Leistung weder "Trainer, Spieler und vor allem die Fans" zufrieden sein können. Deutschland lief gegen den ungarischen Außenseiter lange Zeit einen einem Rückstand hinterher, traf erst in der 84. Minute zum umjubelten Ausgleich durch Leon Goretzka vom FC Bayern.

Vor allem in taktischer Hinsicht missfiel Matthäus einiges am Auftritt der Deutschen um Bundestrainer Joachim Löw: "Wir hatten im Zentrum keine Lösungen, im Aufbauspiel waren wir zu langsam mit sehr vielen Querpässen. Von den Spielern im Mittelfeld kam nichts Vertikales, keine Bälle in die Tiefe. Die Ungarn haben es überragend gemacht, aber wir haben vieles vermissen lassen, was uns noch vier Tage zuvor gegen Portugal ausgezeichnet hat", so der Weltmeisterschafts-Kapitän von 1990.

Matthäus sei sich nicht sicher, "ob Jogi Löw überhaupt schon seine Mannschaft und sein System gefunden hat".

Erst mit den Einwechslungen mehrerer Bayern-Stars um den Torschützen Leon Goretzka und Youngster Jamal Musial sei es in der Schlussphase entscheidend besser geworden. 

Liegt England dem DFB-Team mehr als Ungarn?

Vor allem die Leistung gerade 18-jährige Musiala gefiel Matthäus, der deutlich mehr Einsatzzeiten für den EM-Debütanten fordert: "Er hatte mehr positive Offensivaktionen als alle Offensivspieler zusammen, die vorher auf dem Platz gestanden haben. Er ist ein Straßenkicker, bringt Ideen und Leichtigkeit ins Spiel. Ich würde sagen, Musiala sollte im nächsten Spiel gegen England von Anfang an spielen, weil er das gewisse Etwas hat, was ich bei den anderen Offensivspielern vermisst habe."

Am kommenden Dienstag geht es für die deutsche Nationalmannschaft im Londoner Wembley-Stadion mit der Achtelfinal-Partie gegen England weiter. Der heutige TV-Experte Matthäus erwartet einen offenen Schlagabtausch gegen einen Kontrahenten, der der DFB-Auswahl womöglich deutlich besser liegen könnte als die sehr defensiv agierenden Ungarn.

"Wir treffen auf einen Gegner, der auch bisher nicht seine Leistung abgerufen hat. Sie sind auch noch nicht im Turnier angekommen. Deutschland wird mehr Platz in der Offensive bekommen als gegen Ungarn."