17.06.2021 13:51 Uhr

Sergio Ramos und ein letzter Gefallen

Die Ära Ramos ist bei Real Madrid beendet
Die Ära Ramos ist bei Real Madrid beendet

Sergio Ramos tat Luis Enrique diesen Gefallen wohl eher ungewollt. Nicht etwa die Seleccion, sondern der Abschied ihres langjährigen Kapitäns von seinem Klub Real Madrid bestimmte am Donnerstagmorgen die Titelseiten der spanischen Zeitungen. Die besorgniserregende Torflaute der Nationalmannschaft war zwei Tage vor dem wegweisenden Krisen-Duell mit Polen nur Randthema - ausnahmsweise.

"Eine Legende geht", stand in riesigen Buchstaben auf dem Cover der "Marca", die ebenso selbstverständlich wie andere Medien die nach 16 Jahren endende Erfolgs-Ära des Kapitäns auch der Königlichen würdigte. Die Sportzeitung "As" widmete gar ihre ersten drei Seiten ausschließlich Ramos. Am Donnerstag wurde er durch Präsident Florentino Perez in Madrid feierlich verabschiedet.

"Die Zeit ist gekommen, eine der schwierigsten in meinem Leben, um mich zu verabschieden", sagte Ramos, ehe er mit Tränen in den Augen seine Rede kurzzeitig unterbrechen musste. "Danke an Real Madrid, ich werde euch immer in meinem Herzen tragen."

Ramos sorgt für Ablenkung

Ob auch Nationaltrainer Enrique im nahegelegenen Teamquartier in Las Rozas bei der Zeremonie einschaltete, ist nicht bekannt. Der Coach der Furia Roja dürfte allerdings froh gewesen sein, dass es in Spanien neben seinem Sturmproblem und der Reizfigur Alvaro Morata plötzlich ein anderes, großes Thema gibt.

Enrique hatte vor Turnierbeginn aus Fitnessgründen ganz bewusst auf Rekordnationalspieler Ramos verzichtet - und damit zweifellos eine mutige und bemerkenswerte Entscheidung getroffen. Denn Ramos, laut Toni Kross "Bester! Verteidiger! Jemals", gilt nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine als Leitwolf. Seit 2006 hatte er in jedem Turnier für Spanien auf dem Feld gestanden.

Doch Enrique wollte lieber frische Gesichter, setzt auf gleich 18 Turnierdebütanten. Das junge spanische Team ist am Samstag (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) gegen Polen um Weltfußballer Robert Lewandowski gefordert, das 0:0 zum Auftakt gegen Schweden vergessen zu machen. Und das geht nur mit Toren. "Torflaute? Ich kann es nicht mehr hören, wir hatten doch eine Menge Chancen", motzte Enrique.

Ramos drückt die Daumen

Im Zentrum der Kritik steht unverändert Morata. Der Stürmer von Juventus Turin hatte gegen Schweden gleich mehrere Chancen liegen gelassen. Dass Enrique seinen Angreifer, der nach den Pfiffen bei seiner Auswechselung sichtlich betroffen auf der Bank gesessen hatte, fallen lässt, ist jedoch unwahrscheinlich. Am Freitagabend darf Morata sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Polen selbst den kritischen Fragen stellen: Ein klares Indiz dafür, dass er am folgenden Tag auch spielen wird.

Ramos, das ist sicher, verfolgt die Spiele von daheim als Fan. Vor dem Schweden-Spiel hatte er dem Team über die sozialen Medien seine "Unterstützung und Ermutigung" übermittelt. Manch ein spanischer Fan würde wohl auch gern auf die Torgefährlichkeit des kopfballstarken Defensivspielers zurückgreifen. In 180 Länderspielen gelangen Ramos immerhin 23 Treffer.

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