16.06.2021 11:49 Uhr

Volles Haus in Ungarn: Hoeneß kritisiert "schlechtes Signal"

Volles Haus war in Budapest angesagt
Volles Haus war in Budapest angesagt

Über 55.000 Zuschauer im Stadion, Masken trug fast niemand. Die Bilder von Ungarns EM-Auftakt in Budapest erinnerten an die Zeit vor der Pandemie. Aus Deutschland gab es dafür Kritik von prominenter Stelle.

Uli Hoeneß gefielen die Fan-Bilder aus Budapest überhaupt nicht. "Ein schlechtes Signal" sei die Zulassung der über 55.000 Menschen, die Ungarns EM-Auftakt am Dienstag so feierten, als wäre die Pandemie ausgestanden. Kaum Masken, Zuschauer dicht an dicht und ein gigantischer Fanmarsch durch die Innenstadt: Die Szenen vom ersten Spieltag an der Donau sorgten vielerorts für Befremdung.

"Man kann nur hoffen, dass nichts passiert", sagte Hoeneß bei "MagentaTV". Die Stimmung bei der 0:3-Niederlage gegen Europameister Portugal war erstklassig, phasenweise kochte die Puskas-Arena, und Torwart Peter Gulacsi sprach von einer "lebenslangen Erfahrung". Doch ein Nachgeschmack bleibt.

Schon vor dem Spiel wirkte es unfreiwillig komisch, dass auf Bildschirmen zum Tragen einer Maske aufgerufen worden war, sich aber nahezu keiner der 55.662 Besucher daran hielt.

Pflicht ist der Mund-Nasen-Schutz eben nicht. Es bleibt bei der Empfehlung, der nur Wenige folgten. Schon vor der Partie waren rund 25.000 Ungarn-Fans vom Heldenplatz zum Stadion gezogen. Rauch in Landesfarben lag in der Luft, Böller wurden gezündet und Menschen schoben sich eng aneinander durch die Straßen. Abstand zu halten war nicht möglich, Masken wieder Fehlanzeige. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Vorkommnisse scharf.

"Diese Bilder zeigen genau das, was die EM vermeiden sollte", schrieb der 58-Jährige bei Twitter: "Während halb Europa und 95 Prozent der ärmeren Welt noch nicht geimpft sind, verhält man sich so, als ob die Pandemie vorüber wäre. Rücksichtslos und unsportlich."

Dass es zu solchen Aktionen kommen würde, war absehbar. Die ungarische Regierung hatte der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für Budapest eine Auslastung von 100 Prozent zugesichert - als einziger EM-Standort. Bilder von Fanscharen waren unvermeidlich.

Ungarn stellt Bedingungen für Stadion-Besuch

Die Sicherheit der Zuschauer vor dem Virus soll indessen mit Immunausweisen garantiert werden. Jeder ungarische Fan braucht einen solchen, um ins Stadion zu gelangen. Nur wer mindestens einmal geimpft oder von einer Corona-Infektion genesen ist, bekommt ihn. Laut John-Hopkins-Universität haben bislang rund 42 Prozent der 9,8 Millionen Einwohner Ungarns die vollständige Impfdosis erhalten. Ausländische Besucher benötigen für den Stadionbesuch einen PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Einen vollumfänglichen Schutz vor Corona bieten diese Maßnahmen freilich nicht, ein Restrisiko besteht. Die Zahlen sprechen zumindest für das ungarische Vorgehen, die Sieben-Tages-Inzidenz lag in Ungarn am Mittwoch bei 9,3, in Deutschland bei 13,2. Und auch hierzulande lief beim 0:1 (0:1) der deutschen Mannschaft gegen Frankreich längst nicht alles glatt. Auch die 14.000 Zuschauer in München trugen wenig Maske, französische Fans lagen sich freudetrunken in den Armen. Auch das wird Uli Hoeneß nicht gerne gesehen haben.

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