Fall Silas: Mislintat spricht von "Menschenhandel"

Als mutmaßliches Opfer der Machenschaften eines dubiosen Spielervermittlers saß Silas Wamangituka schüchtern und verängstigt vor den Verantwortlichen des VfB Stuttgart. "Wie ein Häufchen Elend" habe der Angreifer dort gehockt, erinnerte sich Sportdirektor Sven Mislintat an das Gespräch mit dem Kongolesen Mitte Mai.
Silas schockte den Kaderplaner mit einer in dieser Form in der Fußball-Bundesliga wohl einmaligen Geschichte: Der in der vergangenen Saison oft so begeisternde Stürmer hat bisher unter falscher Identität gespielt. Sein richtiger Name ist demnach Silas Katompa Mvumpa. Auch sein Geburtsdatum war nicht korrekt.
"Wenn man es mit der Überschrift Menschenhandel beschreibt, dann kommen wir dem Thema schon sehr nah", kommentierte Mislintat den Sachverhalt, den der VfB am Dienstagmorgen öffentlich gemacht hatte. Demnach habe Silas den VfB-Bossen berichtet, dass sein ehemaliger Spielervermittler an der falschen Identität schuld sei.
Laut VfB-Angaben wurde Silas am 6. Oktober 1998 in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo geboren und ist somit heute 22 und damit genau ein Jahr älter als ursprünglich angenommen.
VfB Stuttgart: Mislintat von Entwicklungen um Silas "erschreckt"
Diese Geschichte beginnt laut VfB im Jahr 2017, als der damals 18-Jährige vom belgischen Topklub RSC Anderlecht zu einem Probetraining eingeladen wird. Um von der Demokratischen Republik Kongo nach Belgien reisen zu können, erhält er ein zeitlich befristetes Visum.
Nach drei Monaten will der RSC ihn wohl verpflichten, da sein Visum jedoch vor dem Ablauf steht, muss Silas zunächst zurück in die Heimat, um ein neues zu bekommen.
Hier schaltet sich der ehemalige Spielervermittler ein. Unter massivem Druck solle dieser Silas davon überzeugt haben, dass er nicht mehr nach Europa zurückkehren dürfe, wenn er Belgien einmal verlasse und in die Demokratische Republik Kongo reise.
Also zieht Silas stattdessen zum Vermittler nach Paris und soll in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten sein. Er habe in dieser Zeit "augenscheinlich" weder auf sein Konto noch auf seine Papiere Zugriff gehabt. Schließlich habe der Vermittler auch seine Identität geändert und neue Papiere verschafft.
Der VfB vermutet, dass dies zum einen passierte, um die Verbindung des Stürmers zu seinem Ausbildungsverein im Kongo zu unterbrechen, zum anderen habe sich dadurch Silas' Abhängigkeit vom Vermittler erhöht - da er von nun an erpressbar gewesen sei.
"Das ist ein Thema, das eine Komponente hat, die es nicht geben darf im Fußball und in der Welt", stellte Mislintat klar. "Das ist für mich eine völlig neue Dimension, die mich erschreckt."