13.05.2021 17:52 Uhr

Wie Edin Terzic den BVB aus der Krise holte

Edin Terzic brachte den BVB wieder in die Spur
Edin Terzic brachte den BVB wieder in die Spur

Mit einem Sieg im Finale des DFB-Pokals gegen RB Leipzig kann Interimstrainer Edin Terzic nach einer schwierigen Saison mit Borussia Dortmund noch einen großen Titel holen. In der Liga hat er den BVB wieder auf Kurs Champions League gebracht. Wie hat Terzic das geschafft?

Als Edin Terzic am 13. Dezember 2020 nach einer 1:5-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart das Amt von Lucien Favre bei Borussia Dortmund übernahm, sprach er beinahe ehrfürchtig über die ihm anvertraute Aufgabe. "Ich habe es nicht ansatzweise gewagt davon zu träumen, dass ich mich mal in so einer Position befinde."

Der 38-Jährige, dessen Herz laut eigener Aussage für den BVB schlägt seit er neun Jahre alt ist, hat mit seiner bescheidenen, aber zielstrebigen Art Eindruck gemacht und soll mittlerweile bei Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt als Cheftrainer gehandelt werden. Terzic kann nun etwas schaffen, was sein vorheriger Chef Favre in knapp zweieinhalb Jahren nicht erreichte: einen großen Titel zu holen.

Am Donnerstag steht Terzic mit dem BVB im Endspiel des DFB-Pokals gegen RB Leipzig. Auf dem Weg dorthin hat er unter anderem Borussia Mönchengladbach mit Terzics Nachfolger, Marco Rose, im Viertelfinale aus dem Weg geräumt (1:0). In der Bundesliga gewann Borussia Dortmund die vergangenen fünf Spiele. Die vor Wochen fast ad acta gelegte Champions-League-Qualifikation ist nun wieder in Reichweite – genauer gesagt: Der BVB steht erstmals in der Rückrunde auf einem CL-Platz.

BVB: Weniger Ballbesitz als unter Lucien Favre

Doch wie hat Terzic die Borussen wieder in die Spur gebracht? Insbesondere die Defensivarbeit galt es zu verbessern, schließlich hatte die Ära Favre mit einem blamablen 1:5 gegen den VfB Stuttgart geendet. Das Umschalten und die Konterabsicherung waren große Themen für die BVB-Verantwortlichen.

Bei eben jenem 1:5 kassierte die Borussia zwei Gegentreffer nach schnellen Gegenstößen, in den 21 Spielen unter Terzic war es nur noch ein einziges. Der Deutsch-Kroate stellte wieder auf eine Viererkette um, nachdem Favre häufig mit einer Dreierreihe hinten gespielt hatte.

Grundsätzlich setzt der Interimscoach trotz offensiver Spielweise auf deutlich weniger Ballbesitz als Vorgänger Favre. In den 21 Bundesliga-Spielen unter Terzic hatte der BVB im Durchschnitt 58 Prozent Ballbesitz, zuvor waren es in der laufenden Saison 64 Prozent.

Edin Terzics guter Riecher bei Personalien

Was aber viel wichtiger ist: In den vergangenen Wochen hat es Terzic geschafft, dass seine launige Mannschaft die Konzentration auch über mehrere Spiele hochhält. Er hat sich nach Rückschlägen – von denen es einige gab – nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und traf mutige Personalentscheidungen:

  • Im Tor legte er sich für Marwin Hitz als Nummer 1 fest – auch nachdem Roman Bürki nach Verletzung wieder fit war.
  • Mahmoud Dahoud holte er nach dem Achillessehnenriss von Axel Witsel aus der Versenkung und verhalf ihm zu alter Stärke, erfahrene Spieler wie Thomas Delaney oder Julian Brandt fanden sich häufiger auf der Bank wieder.
  • Top-Talente wie Jude Bellingham sowie Spieler aus dem eigenen Nachwuchs  -zum Beispiel Ansgar Knauff oder Youssoufa Moukoko – bekamen ihre Einsatzzeit und dankten es ihrem Trainer mit ansprechenden Leistungen.

Verpflichtung von Marco Rose als Startschuss?

Wie einige seiner Spieler brauchte auch Terzic eine gewisse Anlaufzeit, um als Trainer bei einem so großen Verein anzukommen.

Auffällig ist, dass es für die Borussia und Terzic fast durchgehend bergauf ging, nachdem die Verpflichtung von Marco Rose Mitte Februar bekannt gegeben wurde.

Nicht nur die Spieler hatten Gewissheit und wussten, woran sie sind. Für den loyalen Terzic schien es ebenfalls eine Befreiung zu sein, zumindest lässt sich das aus seiner Bilanz seither schließen.

 

Der BVB holte acht Dreier aus elf Bundesliga-Spielen und siegte sich zurück auf einen Champions-League-Platz. Diesen hatten Terzic und Co. bei zwischenzeitlich sechs Zählern Rückstand aus den Augen verloren.

BVB wieder im Gleichgewicht

Terzics Selbstsicherheit übertrug sich auf die Spieler: Kaltschnäuziger vor dem gegnerischen Tor (67 Prozent Großchancenverwertung) und stabiler im Defensivverhalten.

Oder wie es Terzic bei seiner ersten Pressekonferenz auf den Punkt brachte: "Es gibt zwei Arten, wie man ein Fußballspiel gewinnen kann: Ein Tor weniger zu kassieren als der Gegner. Oder ein Tor mehr zu schießen. Ich bin für die zweite Version."

So passiert am 32. Spieltag gegen Finalgegner RB Leipzig. Dortmund gelang ein spektakulärer 3:2-Sieg, bei dem Jadon Sancho in der Schlussphase das eine Tor mehr schoss. Im Pokalfinale wäre Edin Terzic aber sicher auch mit einem faden 1:0 zufrieden.

Lars Wiedemann

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