25.04.2021 12:52 Uhr

"Es gibt keine Nibelungen-Treue" - Kohfeldt-Zukunft offen

Florian Kohfeldt muss erneut um seinen Job fürchten
Florian Kohfeldt muss erneut um seinen Job fürchten

Am Sonntag stand Florian Kohfeldt ganz normal auf dem Trainingsplatz. Pünktlich um elf Uhr erschien der Bremer Trainer wie üblich zum Training der Ersatzspieler.

Doch ob Kohfeldt das so dramatisch abgestürzte Werder-Team in der kommenden Woche auch auf das DFB-Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig am Freitag vorbereiten darf, blieb zunächst unklar. Nach dem 1:3 bei Union Berlin am Samstag, der siebten Niederlage in Serie, wollten nach Informationen des Multimedia-Portals "deichstube.de" der Aufsichtsrat um Marco Bode und die Geschäftsführung um Frank Baumann die Situation beraten.

Gegenüber "Sky" erklärte Baumann am Sonntagmittag, dass diese Beratungen noch bis zum Montag andauern würden - mit offenem Ergebnis. "Die Überzeugung, dass wir mit Florian die Situation bewältigen können, ist nach wie vor vorhanden. Wir haben eine sehr hohe Wertschätzung von den fachlichen und menschlichen Qualitäten von Florian. Es gibt aber keine Nibelungen-Treue. Man kann auch zu dem Entschluss kommen, dass es nicht passt. Ich bitte, dass wir uns einfach noch ein, zwei Tage Zeit nehmen wollen", meinte Baumann.

Kohfeldt hatte unmittelbar nach dem Spiel einen Rücktritt ausgeschlossen. Der 38-Jährige gab im Gegensatz zu seiner Mannschaft alles. Jetzt bloß nicht auch noch neben dem Rasen eklatante Schwächen zeigen. Also: Kämpfen, zumindest verbal. Das kann Kohfeldt. Das war auch die leicht zu erkennende Taktik des tief enttäuschten Trainers nach dem alarmierenden Auftritt seiner mutlosen Mannschaft an der Alten Försterei. "Es geht nur um Werder Bremen. Ich kann für mich ausschließen, dass ich weglaufe", sagte der 38-Jährige. Mehr als sein halbes Leben hat Kohfeldt bei Werder verbracht.

In der vergangenen Saison hatte er die Bremer in der Relegation noch vor dem Abstieg bewahrt, auch weil Baumann bis zum Schluss bedingungslos hinter ihm gestanden hatte. Nun hat Werder nach einer eklatanten Niederlagenserie als Tabellen-14. aktuell nur noch einen Punkt Vorsprung auf den 1. FC Köln auf dem Relegationsplatz 16. Zudem hat der Tabellenvorletzte Hertha BSC bei vier Punkten Rückstand auf die Grün-Weißen noch drei Nachholspiele zu bestreiten.

Trend spricht derzeit klar gegen Werder

Der Trend im Tabellenkeller spricht gegen Kohfeldt und sein Team. Die Frage ist, ob die Werder-Bosse ihrem eigentlich hoch geschätzten Trainer noch einmal die Wende zutrauen - oder ob sie im Kampf gegen den auch finanziell dramatischen Abstieg auf einen neuen Impuls setzen. Geschäftsführer Baumann sagte gleich nach dem sportlichen Offenbarungseid in Berlin nichts, auch Kohfeldt sagte die sonst übliche Journalisten-Runde nach der Pressekonferenz ab.

Dass es ihm nicht gelungen ist, die Mannschaft weiterzuentwickeln und wie geplant stabil in der Liga zu halten, nervt den Coach. Auch, weil die Lage diesmal noch ernster ist. "Wir müssen es jetzt in viel kürzerer Zeit schaffen, eine Umkehr zu schaffen. Es ist eine sehr schlechte Situation, die wir mit aller Kraft bekämpfen müssen", sagte Kohfeldt.

Abwehrmann Niklas Moisander beschwor den Geist der Vorsaison. "Wir müssen jetzt als Mannschaft richtig gegenhalten. Aber wir können das, das haben wir letztes Jahr gezeigt", sagte er. Argumente für diese These lieferte sein Team in Berlin nicht.

Das Restprogramm mit Spielen gegen Bayer Leverkusen, beim FC Augsburg und gegen Borussia Mönchengladbach bietet reichlich Absturzgefahr. "Ich hoffe, dass wir uns erholen können", sagte Kohfeldt angesichts der zweiwöchigen Bundesliga-Pause. Dass am Freitag noch das Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig ansteht, hatte er womöglich kurz vergessen. Die angesichts der Frühlingsform recht vage Titelchance hat wohl in seinem Orbit derzeit keinen Platz.

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