14.04.2021 15:12 Uhr

So gut ist die neue "Waffe" des BVB

Shootingstar beim BVB: Ansgar Knauff
Shootingstar beim BVB: Ansgar Knauff

Borussia Dortmund verfügt über eine Reihe von Newcomern, denen eine große Zukunft zugetraut wird. Einer, der sich in der Riege der Hochtalentierten jüngst besonders hervorgetan hat, ist Ansgar Knauff.

Wer ist der 19-Jährige mit dem Turbo-Antritt? Was sind Knauffs Stärken und Schwächen? Und welche Perspektive hat er beim BVB? sport.de begibt sich vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Manchester City (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) auf Spurensuche.

  • BVB-Juwel Ansgar Knauff: Seine Anfänge

Seit 2016 ließ sich Ansgar Knauff in der Nachwuchsabteilung von Borussia Dortmund das Fußball-Einmaleins beibringen. Seitdem er 14 Jahre alt ist, wird dem gebürtigen Göttinger also die BVB-DNA eingeimpft. Doch schon Jahre zuvor hatte der junge Knauff einen prominenten Fan.

Jürgen Klopp war 2012 schwer angetan von Knauff, der beim von Sponsor Opel und dem "kicker" initiierten Family Cup zum besten Spieler des Finalturniers ausgezeichnet wurde. Klopp, seinerzeit noch BVB-Cheftrainer der Profimannschaft, knüpfte damals erste Kontakte für einen Wechsel in den Dortmunder Nachwuchs.

Erstmals ins Visier der Herrenabteilung stürmte sich Knauff im Juni 2019. In der Finalrunde um die Meisterschaft der B-Junioren brillierte der Youngster. In den Halbfinals gegen Wolfsburg lieferte er ein Tor und drei Assists. Das spätere Finale gegen Köln ging zwar mit 2:3 verloren. Knauff überzeugte aber auch da mit einem formidablen Auftritt (ein Tor) – und das vor den Augen von Sportdirektor Michael Zorc.

Lucien Favre hatte ebenfalls von diesem aufstrebenden Talent aus dem eigenen Nachwuchs erfahren und lud Knauff ein, die Sommervorbereitung mit den Profis zu bestreiten. Seitdem weilte er immer öfter bei den Einheiten des Bundesliga-Teams.

  • BVB-Juwel Ansgar Knauff: Seine ersten Profi-Erlebnisse

Im Dezember 2020 streifte sich Knauff erstmals das schwarz-gelbe Profidress über – und das auch noch in der Champions League. Beim 2:1 in St. Petersburg sammelte Knauff seine ersten Minuten auf Profiniveau und kam in der Schlussphase für den angeschlagenen Thorgan Hazard in die Partie.

Danach wurde es zunächst still um den Tempodribbler, der bei der zweiten Mannschaft aber weiterhin herausragende Leistungen bot. Tatsächlich nominierte ihn Favre-Nachfolger Edin Terzic erst wieder im März in sein Spieltagsaufgebot. Das 2:2 in Köln war für den BVB zwar ein weiterer Rückschlag. Doch auch dieses Spiel wird Knauff nie mehr vergessen.

Dem inzwischen 19-Jährigen ist unmittelbar vor Spielende die Vorlage auf Erling Haaland gelungen. Über den Treffer dürfte sich der BVB-Nachwuchsmann mehr gefreut haben als der Torschütze selbst. Es folgten weitere Kalendertage, die sich Knauff mit Sicherheit rot anmarkerte.

Den 6. April 2021 zum Beispiel, als er im Viertelfinalhinspiel der Champions League gegen Manchester City (1:2) völlig überraschend ein Startelfmandat erhielt und Terzic stattdessen arrivierte Kräfte wie Julian Brandt oder Thorgan Hazard auf der Bank ließ. Ein weiteres Highlight seiner noch jungen Karriere hielt das vergangene Wochenende bereit.

Beim im Europakampf wichtigen Auswärtsspiel gegen den VfB Stuttgart erzielte der eingewechselte Knauff den vielumjubelten 3:2-Siegtreffer. Und wie: Einen Pass von Haaland nahm Knauff sauber an, ging ins Dribbling, zog nach innen und schlenzte den Ball schließlich ins lange Eck. Gleich drei Stuttgarter ließ er zuvor ziemlich alt aussehen.

  • BVB-Juwel Ansgar Knauff: Seine Stärken und Schwächen

Das unglaubliche Tempo, das Ansgar Knauff mitbringt, ist für Außenbahnspieler seiner Generation eine unerlässliche Eigenschaft. BVB-Sportdirektor bezeichnete es gegenüber den "Ruhr Nachrichten" als "sportliche Waffe, die sehr schwer zu verteidigen ist". Dieses obligate Gut kombiniert der gebürtige Göttinger mit allerlei technischen Finessen. Wie in Stuttgart zu erkennen, beherrscht er eine vorzügliche Ballan- und mitnahme. Seine Versiertheit mit dem Spielgerät am Fuß ermöglicht es ihm, Gegner auf engstem Raum zu düpieren.

Neben den für Flügelspieler typischen Attribute und unter den jüngsten Lobeshymnen krankt es bei Knauff aber auch noch an einigen Stellen. So fehlen ihm teilweise die richtigen Handlungsabläufe in der Rückwertbewegung. Und wie meist üblich muss der U19-Nationalspieler des DFB an seiner körperlichen Beschaffenheit arbeiten.

Dass der gebürtige Niedersachse bereit ist, hart an sich zu arbeiten, stellte er bereits eindrucksvoll unter Beweis. In den letzten eineinhalb Jahren explodierte der zuvor schmächtig daherkommende Knauff nahezu. Nachwuchskoordinator Lars Ricken erinnerte sich noch genau an Knauffs Anfänge.

"Ansgar war, als er in die U15 zu uns gekommen ist, der mit Abstand kleinste Spieler", so Ricken über den heute 1,80 Meter Körpergröße messenden Knauff. Trotz der körperlichen Defizite seien alle beim BVB überzeugt gewesen. In der Vergangenheit habe es, so Ricken, schon einmal einen ähnlichen Nachwuchsspieler gegeben. Sein Name: Marco Reus, der in seinen jungen Jahren ähnlich klein und schmächtig beschaffen war.

  • BVB-Juwel Ansgar Knauff: Seine Perspektive in Dortmund

Die Ansätze, die Knauff in den Trainingseinheiten sowie seinen bisherigen Einsätzen offenbarte, lassen eine große Perspektive vermuten. Für den Senkrechtstarter wird es in den kommenden Wochen und Monaten aber nicht nur bergauf gehen. Entscheidend wird sein, wie Knauff mit aufkommenden Widerständen umgeht und diese zur Weiterentwicklung nutzt.

Entscheidend sind ebenso die Ansichten von Neu-Trainer Marco Rose. Den defensiven Part wird er aber wohl kaum für Knauff vorsehen. Rose könnte ihn eher, sofern er auf eine Dreierkette setzt, den Bereich im linken oder rechten Mittelfeld übernehmen lassen.

Knauff könnte nächste Saison außerdem zum essenziellen Baustein werden, sollte Jadon Sancho wider Erwarten den BVB im Sommer verlassen. Hierfür müsste ein Interessent allerdings wohl mindestens 120 Millionen Euro aufbieten. Dass Knauff jüngst Spieler wie Brandt und Hazard auf die Bank verdrängte, zeigt in jedem Fall, wohin es für ihn gehen könnte.

Andre Oechsner

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