Hamann kritisiert "Machtspielchen" beim "FC Hollywood"

Obwohl der FC Bayern kurz vor der neunten Meisterschaft in Folge steht, herrscht bei den Münchnern Unruhe. TV-Experte Dietmar Hamann sieht seinen ehemaligen Verein deshalb vor einem Problem.
Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic reißen nicht ab. Zuletzt sorgte die angekündigte Trennung von Jérôme Boateng für Aufsehen. Nun hat Hamann die Vorgänge beim FC Bayern scharf kritisiert.
"Die aktuelle Situation bei Bayern erinnert mich ein wenig an meine eigene Zeit. Damals nannte man uns den FC Hollywood", schrieb der Ex-Profi in seiner "Sky"-Kolumne: "Allerdings lagen die zwischenmenschlichen und daraus resultierenden sportlichen Probleme im Bereich der Mannschaft. Heute spielt es sich eine Etage drüber ab."
Die Debatte nehme "langsam groteske Züge" an, meinte Hamann. Dabei zweifelte der 47-Jährige auch das Verhalten von Trainer Flick an. "Auf die Personalie Boateng angesprochen, reagiert Hansi Flick immer wieder äußerst emotional und angefasst. Muss das sein? Tut er sich mit öffentlichen Retourkutschen wirklich einen Gefallen?", hinterfragte Hamann.
In der Vergangenheit hätte es beim FC Bayern immer wieder konträre Ansichten gegeben, so der ehemalige Profi. "Aktuell ist es aber so, dass die Interessen und Machtspielchen über Dritte ausgetragen werden und das kann kein gutes Ende nehmen", prognostizierte Hamann, der beim Rekordmeister zwei Lager sieht: "Hoeneß und Salihamidzic auf der einen, Rummenigge und Flick auf der anderen Seite und mittendrin Oliver Kahn."
Hamann glaubt an Flick-Rücktritt beim FC Bayern
Aufgrund der angespannten Lage zweifelt Hamann an Flicks Zukunft beim FC Bayern. "Ich denke, eine Zusammenarbeit zwischen Brazzo (Salihamidzic, Anm.d.Red.) und Hansi kann sich spätestens nach den Aussagen und vor allem den Zwischentönen der letzten Tage wirklich keiner mehr vorstellen", sagte der Vize-Weltmeister von 2002.
Seit dem angekündigten Rücktritt von Bundestrainer Joachim Löw wird Flick immer wieder mit dem DFB in Verbindung gebracht. Bislang vermeidet der 56-Jährige klare Aussagen zu seiner sportlichen Zukunft. Für Hamann spielt der Bundestrainer-Posten aber nicht die entscheidende Rolle.
"Selbst wenn Flick nicht Bundestrainer werden sollte, sitzt er nächste Saison nicht mehr auf der Bayern-Bank. Denn es ist davon auszugehen, dass Salihamidzic weiter Vorstand bleibt. Diese beiden haben offensichtlich keine Lust mehr, miteinander zu arbeiten", prophezeite Hamann.
Das Beste wäre, wenn sich Flick und Salihamidzic "demnächst nicht mehr täglich über den Weg laufen und für den FC Bayern arbeiten", meinte der Experte. Als Nachfolgekandidaten sieht Hamann übrigens Julian Nagelsmann.