06.03.2021 16:10 Uhr

Kohler fehlen "Gier" und "Galligkeit" beim BVB

Spielte sowohl für den FC Bayern als auch für den BVB: Jürgen Kohler, zuletzt U19-Coach von Viktoria Köln
Spielte sowohl für den FC Bayern als auch für den BVB: Jürgen Kohler, zuletzt U19-Coach von Viktoria Köln

Der frühere Fußball-Weltmeister Jürgen Kohler vermisst bei Borussia Dortmund vor dem Bundesliga-Spitzenspiel bei Bayern München am Samstag (18:30 Uhr) den unbedingten Willen zu Großtaten.

"Mir fehlt da die absolute Gier, diese Galligkeit, einen Titel gewinnen zu wollen", sagte der 55 Jahre alte Kohler, der für beide Klubs gespielt hat, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Genau dies aber "muss der Anspruch sein, sie haben einen großen Etat, einen starken Kader", betonte Kohler. Der BVB könne den "Leuten nicht immer sagen, dass sie mit dem zweiten Platz zufrieden sind. Der Anspruch, nach oben zu wollen, muss automatisiert werden. Das muss immer wieder eingefordert werden. Ansonsten kriegt man nicht die Mia-San-Mia-Mentalität der Bayern."

Diese Mentalität habe sich der Klub aus München auch dadurch erarbeitet, indem "ehemalige Profis im Verein" eingebunden wurden. "Außerdem ist Uli Hoeneß für mich der beste Manager der Welt gewesen", so Kohler deutlich: "Er war ein Visionär." 

Da der FC Bayern "nun mal das meiste Geld" im nationalen Vergleich einnimmt, kann der Klub regelmäßig die besten Spieler verpflichten - auch die der direkten Konkurrenz. "Gleichzeitig schaffen sie es ihren Profis aber auch, den Willen zum Erfolg einzuimpfen. Und sie halten ihre Spitzenspieler." Ohne Manuel Neuer oder Robert Lewandowski, zeigte sich Kohler überzeugt, "wären die Münchner meiner Meinung nur halb so stark".

Kohler kritisiert Entscheidung gegen Terzic beim BVB

Bei Borussia Dortmund steht, unabhängig vom Ausgang des Top-Spiels des 24. Spieltags, im kommenden Sommer ein weiterer Wechsel auf der Trainerbank an. Edin Terzic, Nachfolger des in der Hinrunde entlassenen Lucien Favre, rückt zur neuen Saison zurück in die zweite Reihe, um Platz für den Noch-Gladbacher Marco Rose zu machen.

Jürgen Kohler findet diesen Wechsel "schwierig", wie er gegenüber der Funke Mediengruppe ausführte: "Wenn der BVB diese Saison noch erfolgreich abschließt, vielleicht sogar den Pokal gewinnt", werde es Edin Terzic "sicher schwerfallen, sich wieder zurückzunehmen". 

Allerdings, so der 398-fache Bundesliga-Spieler, kann es bei Borussia Dortmund in dieser Spielzeit "noch in beide Richtungen laufen". Heißt: Zwar hat der BVB durch das bislang gute Abschneiden im Pokal und in der Champions League theoretisch noch Chancen auf Silberware, genauso gut könnte der Revierklub am Ende der Saison mit leeren Händen dastehen. 

Kohler: Klopp-Figur in Zukunft beim BVB kaum noch möglich

Die Trainerfähigkeiten von Rose schätzt Kohler indes sehr hoch ein. Er könne durchaus ein Coach sein, mit dem der BVB wieder ambitioniertere Ziele formuliert. "Er hat einen großen Vorteil im Gegensatz zu vielen anderen Trainern, weil er selbst Profi war. Er kann Situationen besser einschätzen, weil er sie wirklich erlebt hat. Schon in Salzburg hat er gute Arbeit geleistet. Auch dort hat man die Verpflichtung, immer Meister zu werden", führte Kohler im Interview mit "Spox" und "Goal" aus.

Spätestens unter Rose müsse die Borussia aber so bald wie möglich wieder Titel gewinnen. Es nutze nämlich nichts, "wenn du jedes Jahr international spielst, aber keine Titel holst. Sonst verlierst du mittel- bis langfristig deine Topspieler und bekommst auch keine neuen." 

Besonders viel Zeit dürfe der neue Trainer beim Revierklub deshalb nicht erwarten. Inzwischen zähle nur noch der sofortige Erfolg in Dortmund, weshalb der Wunsch nach einem neuen Jürgen Klopp für Kohler vermessen scheint. "Die schwierige Situation mit der drohenden Insolvenz hat vermutlich dazu geführt, dass Klopp mehr Zeit bekommen hat und man geduldiger war. Mit dem jetzigen Etat kann man nicht mehr sagen: ‚Da müssen die Leute Geduld haben.'" 

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