03.03.2021 14:16 Uhr

Warum Schalke jetzt auf Grammozis setzt

Dimitros Garmmozis ist der neue Coach des FC Schalke 04
Dimitros Garmmozis ist der neue Coach des FC Schalke 04

Mit Dimitros Grammozis hat der FC Schalke am Dienstag den fünften Cheftrainer der laufenden Bundesliga-Saison vorgestellt. Was erwarten sich die Königsblauen vom neuen Übungsleiter? Was bringt der gebürtige Wuppertaler mit? Und warum fiel die Wahl der Verantwortlichen überhaupt auf den 42-Jährigen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Nur zwei Tage nach der Entlassung von Christian Gross präsentierte der FC Schalke am Dienstag Abend mit Dimitros Grammozis seinen neuen Cheftrainer. "Fachlich wie menschlich" sei der Grieche die "richtige Wahl", begründete Interims-Sportchef Peter Knäbel die Einstellung des Deutsch-Griechen, der auf der großen Bühne noch ein recht unbeschriebenes Blatt ist.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Personalie Grammozis in der Übersicht:

  • Warum hat sich der FC Schalke 04 für Grammozis entschieden?

Grammozis war schon länger im Visier der Knappen. Bereits vor der Einstellung von Manuel Baum wurde der Name Grammozis in der Chefetage diskutiert. Ex-Sportchef Jochen Schneider entschied sich damals jedoch für Baum. Seit einigen Tagen ist aber auch Schneider auf Schalke Geschichte. Dass der Klub nun auf dem "kurzen Dienstweg" Kontakt zu einem Trainer aufnimmt, zu dem es schon einmal Kontakt gab, liegt nahe.

Hinzu kommt: Grammozis war vereinslos, dementsprechend direkt als Sofort-Hilfe verfügbar. Gehaltstechnisch wird der 42-Jährige in einer anderen Liga als so manch anderer Kandidat spielen. Für den finanziell angeschlagenen FC Schalke ein wichtiger Faktor.

Zudem ließ sich Grammozis auf einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2022 ein. Arrivierte Trainer wie Domenico Tedesco oder auch Bruno Labbadia hätten dieser kurzen Laufzeit womöglich nicht zugestimmt. Abgesehen davon, dass sie vielleicht auch gar nicht mit in die 2. Liga gegangen wären. 

Für Peter Knäbel ist die Wahl des Klubs über jeden Zweifel erhaben. Grammozis sei "der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort", betonte der Sportchef am Mittwoch. 

  • Für welchen Fußball steht Grammozis?

Viel bekannt ist über den Grammozis-Fußball nicht - zumindest nicht im Senioren-Bereich. Der Grieche verdiente sich seine Sporen zwischen 2016 und 2019 vor allem in den Jugend-Abteilungen des VfL Bochum. Daraus Schlüsse auf sein Wirken in Gelsenkirchen zu ziehen, verbietet sich.

Deutlich lehrreicher ist da schon seine Zeit als Trainer des SV Darmstadt. Bei den Lilien setzte er auf kontrollierte Offensive. Der erste Weg führte bei ihm über Ballbesitz nach vorne. Die Defensive blieb aber auch immer im Blick. Sein Plan ging auf: Im ersten Halbjahr führte er den SVD ins gesicherte Mittelfeld, in seiner einzigen vollen Saison verpasste sein Team den Relegationsplatz nur um drei Punkte. 

Ob er auch auf Schalke an seinem bevorzugten 4-2-3-1 festhalten wird, bleibt abzuwarten. Unter Christian Gross funktionierte dieses System nicht, allerdings nahm der Schweizer auch immer wieder kleine Änderungen vor, die die Mannschaft sichtlich destabilisierten. 

"Es ist klar, dass Schalke nicht der Tiki-Taka-Klub ist, sondern dass hier harte Arbeit und Zusammenhalt in vorderster Linie stehen", erwartet Grammozis vor allem eins: "ehrlichen Fußball".

  • Was erwartet der FC Schalke von Grammozis?

Der neue Cheftrainer ist nur ein Teil der neuen königsblauen Zukunft. Ab sofort soll der Fokus wieder mehr auf der Ausbildung der eigenen Talente liegen. "Die Knappenschmiede wird mit Blick auf die nächsten Monate und Jahre eine ganz zentrale Rolle einnehmen", versprach Knäbel.

Die Rolle von Grammozis ist klar: Er soll die Talente in die erste Mannschaft einbinden, sie fordern und fördern. Dass er mit jungen Spielern gut umgehen kann, hat er in Bochum bewiesen. Jetzt soll er seine Fähigkeiten auch in Gelsenkirchen unter Beweis stellen. 

Die gestandenen Profis soll der neue Trainer unterdessen mit einer "Malocher-Mentalität" abholen. Grammozis gilt als zugänglicher Typ, dem es an Ehrgeiz nicht mangelt. Er soll die gespaltene Schalke-Kabine wieder einfangen und auf ein gemeinsames Ziel einschwören. Christian Gross gelang dies nachweislich nicht. "Ich habe da Lust drauf", sagt der neue Mann. 

Für Grammozis spricht zudem noch seine Lehrzeit in der 2. Liga. In Unterhaus ticken die Uhren anders als in der Bundesliga. Ein anderer Fußball und zuteilen auch eine andere Einstellung ist nötig, um zu bestehen. Dem Griechen wird zugetraut, beides glaubhaft zu vermitteln.

Eine kleine und gleichzeitig die größte Hoffnung der Verantwortlichen ist, dass der neue Trainer das Wunder doch noch schafft und den Klub in der Bundesliga hält. Darauf wetten würde im Moment aber wohl niemand.  

  • Welche Risiken birgt die Einstellung von Grammozis?

Die Einstellung von Grammozis zu diesem frühen Zeitpunkt birgt eine große Gefahr: Was, wenn der FC Schalke auch unter dem ehemaligen griechischen U-Nationalspieler weiter verliert? Wenn der Klub in den nächsten elf Spielen zehn Niederlagen kassiert? Angesichts der jüngsten Auftritte der Mannschaft muss dieses Szenario in den Gedankenspielen eine Rolle gespielt haben.

Das Risiko ist, dass Grammozis "verbrannt" ist, bevor er sich seiner eigentlichen Aufgabe überhaupt richtig widmen kann. Manuel Baum ging es so, Christian Gross auch. Auch der neue Mann hat sich vor seiner Unterschrift darüber Gedanken gemacht, sagt aber: "Ich weiß, auf was ich mich einlasse." 

Fraglich ist auch, wie die Schalker Profis auf Grammozis reagieren. Akzeptieren die Spieler, die Christian Gross in den Rücken gefallen sind, einen Trainer, der im Grunde noch keine Erfolge im Senioren-Bereich vorzuweisen hat und ein unbeschriebenes Blatt ist? Eine Antwort darauf wird es frühestens in einigen Wochen geben, wenn der FC Schalke womöglich schon als Absteiger feststeht.

Christian Schenzel

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