14.02.2021 14:38 Uhr

Flick attackiert Lauterbach, Reaktion folgt

Hansi Flick muss mit dem FC Bayern gegen Bielefeld ran
Hansi Flick muss mit dem FC Bayern gegen Bielefeld ran

Sonderrolle? Hansi Flick platzt angesichts der Kritik am Katar-Trip von Bayern München der Kragen. Der Trainer attackiert vor dem Heimspiel gegen Bielefeld die Politik und "sogenannte Experten".

Hansi Flick scherzte gut gelaunt über das "Faschingsoutfit" von Thomas Müller, doch beim Namen Karl Lauterbach platzte dem Trainer von Bayern München plötzlich der Kragen. Statt ewig Kritik an der Sonderrolle des Fußballs zu üben, sollten sich die Politik und "sogenannte Experten" wie der SPD-Mann jetzt doch bitte endlich mal "zusammensetzen und eine Strategie entwickeln, dass man irgendwann Licht am Ende des Tunnels sieht", schimpfte Flick: "Das ist aktuell zu wenig."

Der Münchner Erfolgscoach redete sich vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld am Montag (20:30 Uhr) regelrecht in Rage. Er habe das Gefühl, "dass jeder aus der Situation seinen Profit schlagen will und darauf schaut: Wie kann er bei der nächsten Wahl ein paar Prozentpunkte mehr machen", führte Flick sichtlich aufgebracht aus: "Das ist weit an dem vorbei, was sie als Aufgabe haben: Gemeinsam zu arbeiten, dass es irgendwann zu einer Normalität kommt."

Angela Merkel nahm Flick bei seiner Kritik ausdrücklich aus. Die Bundeskanzlerin nehme sich "nicht zu wichtig". Es sei aber "krass", wie ihr Handeln von Experten und Politikerkollegen ohne Unterlass bewertet werde. "Da sollte man ein Miteinander finden, um den Menschen wieder Zuversicht zu geben. Das ist aktuell nicht der Fall."

Flick verteidigt Katar-Reise

Ja, sagte Flick, der Fußball genieße einen Sonderstatus. Aber allein er sei "an die 100-mal" getestet worden. Dass es dabei wie zuletzt bei der Klub-WM in Katar bei Müller zu positiven Ergebnissen kommen könne, könne bei aller Diszipliniertheit "mal vorkommen". Aber Reisen wie jene in die Wüste seien "unser Job, unser Business, eine Sache, die wir machen müssen".

Kritik daran wie von Lauterbach könne er nicht nachvollziehen: "Der Herr Lauterbach hat immer zu allem einen Kommentar abzugeben. Wenn ich nicht in der Verantwortung stehe und mir nur das Ergebnis anschaue, kann ich das immer leicht bewerten", echauffierte sich Flick.

Lauterbach reagiert via Twitter

Der Politiker und Epidemiologe reagierte via Twitter. "'Sogenannte Experten' äußern sich, weil Journalisten sie um Einschätzung bitten", schrieb er. Sollte Flick anderer Meinung sein, dürfe er diese gerne kundtun. "Aber als Amateur-Sportler sage ich: nicht unfair sein!"

Flicks Ausbruch wirkte nicht kalkuliert, vielmehr schien bei ihm lange Aufgestautes auszubrechen. Grundsätzlich hatte er vor der Rückkehr in den grauen Ligaalltag nach dem historischen "Sixpack" gute Laune. Er witzelte über Spätheimkehrer Müller und dessen Ganzkörperanzug ebenso wie dessen Quarantäne: "Ich kann mir Thomas in Isolation gar nicht vorstellen. Er ist ein Mensch, der gerne und viel kommuniziert."

Deshalb schaltete Flick seinen Wortführer am Sonntag auch per Video zur Teamsitzung zu. Müller war dabei längst nicht der einzige Profi, der nicht selbst zugegen sein konnte. Gleich sieben Spieler werden gegen Bielefeld fehlen. Darunter sind Leon Goretzka (Wade) und Javi Martínez (nach Corona) ebenso wie Serge Gnabry (Muskelfaserriss) und Jérôme Boateng (private Gründe).

Neu hinzu kommt neben Dayot Upamecano (RB Leipzig) zur neuen Saison wohl auch Omar Richards vom englischen Zweitligisten FC Reading. Laut "kicker" wechselt der 23-jährige Linksverteidiger ablösefrei an die Isar. Flick aber wollte noch nicht zu viele Worte über die fernere Zukunft verlieren.

"Wie hat ein bekannter Torhüter gesagt? Es geht weiter, immer weiter. So ist auch die Devise bei uns", betonte er in Anlehnung an einen berühmten Satz des früheren Bayern-Kapitäns Oliver Kahn. Die Belastung ist hoch, die Kritik nervt - aber auch siegen, sagte Flick, "ist unser Job".


Die wichtigsten Aussagen zum Nachlesen:

+++ Flick über Thomas Müller +++

"Wir haben gestern telefoniert. Er ist in Isolation und er ist ein Mensch, der gern kommuniziert. Wir haben ihn heute beim Meeting über Facetime dazu geholt. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns und wir hoffen, dass er schnell wieder zu Kräften kommt und der Mannschaft zur Verfügung steht."

+++ Flick über die Belastung +++

"Ja, es ist unser Job. Wenn ich bei Bayern spiele, ist die Belastung natürlich hoch. Aber wir wollen erfolgreich sein und das spornt alle an. Daher kann man seinen inneren Schweinehund überwinden und 100 Prozent Leistung abrufen. Die Spieler müssen alles raushauen, solange die Kraft reicht und dann kommt ein Neuer. Wir müssen eng zusammenstehen. Es ist in Doha gut gelaufen für uns und jetzt müssen wir schauen, dass wir den Abstand in der Tabelle so halten. Jeder Spieltag mit diesem Abstand ist ein guter Spieltag."

+++ Flick über Lauterbachs Kritik +++

"Ich habe das natürlich auch verfolgt. Der Herr Lauterbach hat immer einen Kommentar abzugeben. Wir haben einen Sonderstatus, aber ich wurde bestimmt schon 100 Mal getestet. Wir leben in einer Blase und sind in einem engen Kreis. Klar hatten wir drei Infektionen in der letzten Woche. Aber alle Spieler sind sehr gewissenhaft, Javi Martínez hat zum Beispiel schulpflichtige Kinder. Da kann schon etwas vorkommen. Die Reise nach Katar ist unser Job und unser Business. Ob Al Ahly oder Tigres, die waren alle hochmotiviert, weil es ein toller Wettbewerb ist. Weil Sie Herrn Lauterbach ansprechen: Die Politik sollte sich mal zusammensetzen und einen Plan entwickeln, dass die Menschen wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Das ist meiner Meinung nach aktuell nicht immer der Fall. Es sollten wieder positive Dinge verkündet werden. (...) Ich habe oft das Gefühl, dass es mehr darum geht bei irgendwelchen Wahlen mehr Prozente zu gewinnen. Das ist weit davon entfernt dafür zu sorgen, dass es wieder Normalität gibt. Die Bundeskanzlerin ist auch nur ein Mensch. Wir alle dürfen Fehler machen, sie auch. Wie das von Experten und Politiker-Kollegen bewertet wird, ist schon krass. Man muss ein Miteinander schaffen, um den Menschen in Deutschland Zuversicht für die Zukunft geben."

+++ Flick zu Boateng +++

"Er wird morgen noch nicht dabei sein. Er hat heute trainiert, aber wird nicht im Kader stehen."

+++ Flick über Upamecano +++

"Es liegt in der Zukunft. Wir sind froh, dass wir Dayot bekommen haben, aber ich konzentriere mich auf das Jetzt und er wird das auch machen und 100 Prozent für RB Leipzig geben."

+++ Flick über die Aufgaben +++

"Die Bundesliga ist die Basis für alles, was wir erreicht haben. Nur dadurch konnten wir Champions League spielen und den Weltpokal holen. Wir wollen die Spiele gewinnen. Die Belastung war sehr hoch, aber das wollten wir unbedingt. Und wir haben es geschafft. Riesen Kompliment an alle, das war herausragend. Aber jetzt geht es weiter. Wenn wir mal länger frei haben, können wir reflektieren, was wir erreicht haben. Morgen haben wir ein Spiel gegen Arminia Bielefeld. Und da müssen wir wieder die Mentalität an den Tag legen, die die Mannschaft auszeichnet. Das ist unser Job und dem wollen wir gerecht werden."

+++ Flick über Müller und Goretzka +++

"Wie hat ein bekannter Torhüter gesagt? Es geht immer weiter. Das ist auch unsere Divise. Bei Thomas müssen wir abwarten. Leon hat heute nicht trainiert, weil er die Wadenmuskulatur gespürt hat. Er wird deshalb morgen wohl noch kein Thema sein. Bei Javi müssen wir auch noch schauen."

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