28.01.2021 11:30 Uhr

Ist der Überflieger schon am Limit?

Serge Gnabry überzeugt beim FC Bayern derzeit nur bedingt
Serge Gnabry überzeugt beim FC Bayern derzeit nur bedingt

Seitdem er in die Bundesliga wechselte, nahm die Karriere von Serge Gnabry Jahr für Jahr einen steileren Verlauf. 2020/2021 befindet sich der Offensivspieler des FC Bayern München allerdings im Leistungstief. Private Probleme könnten eine Rolle dabei spielen.

Beim krachenden 8:0 des FC Bayern gegen den FC Schalke 04 zum Auftakt der Bundesliga-Saison 2020/21 schenkte Serge Gnabry den Knappen gleich drei Treffer ein und verabschiedete sich nach seiner Auswechslung nach nur 73 Minuten unter die Dusche.

Gnabry war an diesem Abend des 18. Septembers 2020 der herausragende Akteur in einem Team, das vor herausragenden Akteuren nur so strotzte.

Die Gala des Flügelflitzers nährte die Hoffnung, Gnabry könnte seine überragende Vorsaison noch einmal toppen, als er sich im Münchner Triple-Rausch zu einem der besten Spieler Europas auf seiner Position aufschwang. Doch in den Monaten nach dem Schalke-Schützenfest folgte zunehmend Ernüchterung.

Einen Sieg im deutschen Supercup, 17 Bundesliga-Spieltage, zwei Pokal-Runden und sieben Partien auf internationaler Ebene später sind gerade einmal fünf Torbeteiligungen (2 Treffer/3 Vorlagen) von Gnabry hinzugekommen - vom Glanz der Vorsaison mit 23 Toren und 14 Assists in 46 Pflichtspielen ist wenig geblieben. Vielmehr gilt Gnabry derzeit als ein großes Sorgenkind in der Bayern-Offensive.

FC Bayern: Warum steckt Serge Gnabry im Formtief?

Besonders problematisch: Die Gründe für den offensichtlichen Leistungsabfall liegen keineswegs auf der Hand.

Gnabry blieb von größeren Verletzungen verschont, hat sich in seinen dritten Jahr an der Isar längst ein gutes Standing im Team und in der Öffentlichkeit erarbeitet und bewies 2019/20 ausreichend, dass er hervorragend ins System von Trainer Hansi Flick passt.

Bleibt die Frage: Was hat sich geändert? Klar, mit Leroy Sané hat der deutsche Rekordmeister einen Konkurrenten verpflichtet, der ebenfalls den Anspruch hat, immer auf dem Rasen zu stehen. Mit Ex-Leihspieler Philippe Coutinho gibt es auf der anderen Seite allerdings eine illustre Alternative weniger im Kader. Da mit Douglas Costa ein weiterer Neuzugang zudem bislang überhaupt nicht zündet, besteht derzeit keine Gefahr, dass Gnabry ins Abseits geraten könnte.

In puncto Effizienz ist in der Liga zwar ein Abfall zu erkennen: 2019/20 war etwa jeder neunte Abschluss Gnabrys erfolgreich, 2020/21 sitzt jeder zehnte Schuss aufs Tor.  Läuferisch absolviert der gebürtige Stuttgarter aber beständig rund zehn Kilometer pro Partie und auch die Quote gewonnener Zweikämpfe zeigt nur geringe Abweichungen (knapp unter 50 Prozent).

FC Bayern: Private Probleme bei Serge Gnabry

Eine fußballerische Erklärung für Gnabrys Tief fällt also schwer. Umso mehr liegt die Vermutung nahe, dass er die Schlagzeilen, die sein Privatleben in den vergangenen Monaten verursachte, nicht ausreichend verarbeiten kann.

Anfang des Jahres riefen Streitigkeiten zwischen Gnabry und seiner Freundin Sandra Kaminska Jerze sogar die Polizei auf den Plan. Das bestätigten die Ordnungshüter der "Bild". Es folgte die Trennung, beide verbannten gemeinsame Bilder von ihren Instagram-Accounts. 

Er sei "locker und lässig drauf" nannte Gnabry einst eins seiner Erfolgsgeheimnisse. Genau das scheint im nun abhanden gekommen sein.

Serge Gnabrys Karriere-Knick nach dem rasanten Aufstieg

Fakt ist, dass der 25-Jährige nach einigen Jahren rasanten Aufstiegs erstmals wieder auf einen Karriere-Knick zusteuert.

Nachdem das einstige Top-Talent beim FC Arsenal keinen Schritt nach vorne machen konnte, folgten der Wechsel in die Bundesliga und eine irre Erfolgsgeschichte. Bei Werder (2016/17) und 1899 Hoffenheim (2017/18) überzeugte Gnabry auf Anhieb. Der Durchbruch bei den Bayern, den ihm dennoch nicht viele Experten zutrauten, gelang 2018/19 ebenfalls prompt.

Dazu kamen die Übersaison 2019/20 sowie eine tragende Rolle in der deutschen Nationalmannschaft, die Bundestrainer Joachim Löw einmal mit den Worten untermauerte: "Serge Gnabry spielt bei mir immer."

Ob der Unverzichtbare lediglich ein kleines Tal durchschreitet oder die Gründe für seine schwächeren Scorer-Werte tiefer liegen, werden die kommenden Wochen zeigen. Wenn es für den FC Bayern wieder um Titel geht, dann braucht es einen Serge Gnabry in Schalke-Form.

Marc Affeldt

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