24.01.2021 14:15 Uhr

Hertha-Boss nach Doppel-Rausschmiss: "Wollen Neuanfang"

Carsten Schmidt ist Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hertha BSC
Carsten Schmidt ist Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hertha BSC

Hertha BSC hat mit einer Doppel-Entlassung von Trainer Bruno Labbadia und Manager Michael Preetz auf die aktuelle Krise reagiert. Der Sportdirektor steigt auf, der Interimstrainer könnte ein alter Bekannter werden.

Das Olympiastadion war in ein tristes Grau gehüllt, als an diesem regnerischen und nasskalten Sonntagmittag mal wieder das "Big City Chaos" auf Hertha BSC einstürzte. Trainer Bruno Labbadia und Manager Michael Preetz wurden am Tag nach der bitteren 1:4 (1:2)-Heimpleite zum Rückrundenstart gegen Werder Bremen entlassen, das ungewöhnliche Doppel-Aus ist Herthas Antwort auf die akute Ergebniskrise und die Abstiegssorgen. Im Fall von Preetz, der zwölf Jahre als Geschäftsführer Sport verantwortlich war, ist es aber auch eine Zäsur.

Man befinde sich in einer "sehr ernsten Situation" und wolle "einen neuen Impuls setzen", sagte Carsten Schmidt, der neue Vorsitzende der Geschäftsführung: "Wir wollen einen Neuanfang." Schmidt nahm am 55. Tag seiner Amtszeit in der Kabine die Spieler in die Pflicht: "Ich habe an die Mannschaft einen Appell gerichtet und deutlich gemacht, in welcher Phase wir sind: im Abstiegskampf."


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Preetz' Aufgaben übernimmt bis Saisonende Sportdirektor Arne Friedrich. Als Interimstrainer könnte Pál Dárdai zurückkehren, der Ungar hatte Herthas Profiteam schon von 2015 bis 2019 betreut. Als neuer starker Mann wird Ralf Rangnick gehandelt, er könnte wie früher schon bei RB Leipzig als Trainer und Manager in Personalunion agieren. Schmidt wollte diese Spekulationen am Sonntag weder bestätigen noch dementieren: "Wir haben einen klaren Plan, den wir umsetzen."

Schmidt betonte, dass sich Investor Lars Windhorst bei der Entlassung von Labbadia und Preetz nicht eingemischt habe: "Der Verein agiert in diesen Personalangelegenheiten völlig selbstständig." Aber es habe einen Informationsaustausch gegeben.

Teuerster Kader der Klubgeschichte steckt in Abstiegssorgen

Labbadia wurde die erschreckende Ausbeute von nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen gegen Bremen, Hoffenheim, Köln und Bielefeld zum Verhängnis. "Natürlich fehlen uns gerade die Argumente", gab der 54-Jährige zu. Für Kopfschütteln sorgte, dass Labbadia unmittelbar nach dem Abpfiff im "Sky"-Interview mit einer Meldung über seine bereits feststehende Entlassung konfrontiert wurde.

"Ich habe mich bei Bruno im Namen des Klubs entschuldigt, das war eine Schlecht-Leistung von Hertha BSC", ärgerte sich Schmidt. Labbadia sei deswegen "nicht nachtragend, wir sind im Guten auseinandergegangen."

Dass der teuerste Kader der Klubgeschichte erneut im Abstiegskampf steckt, wurde auch Preetz zum Verhängnis. Der Manager gab in dieser und der vergangenen Saison rund 145 Millionen Euro für Neuzugänge aus. Doch Spieler wie Lucas Tousart (25 Millionen), Krzysztof Piatek (24) oder Dodi Lukebakio (20), der gegen Bremen aus sportlichen Gründen nicht mal im Kader stand, entpuppten sich nicht als große Verstärkungen.

Labbadia erst seit April 2020 im Amt

Preetz war 25 Jahre im Verein, erst als Spieler, dann als Assistent von Dieter Hoeneß und schließlich als Geschäftsführer. Unter der Leitung des Rekord-Torjägers erlebte der Klub zwei Ab- und zwei Aufstiege, aktuell wird ihm eine missglückte Spieler- und Trainerauswahl vorgeworfen. Weder Labbadia noch Ante Covic oder Alexander Nouri und schon gar nicht Jürgen Klinsmann konnten Hertha nach dem Dárdai-Aus im Sommer 2019 sportlich nach vorne bringen. Schon vor dem Bremen-Spiel hatten rund 250 Fans bei einer Demonstration Preetz' Rücktritt gefordert.

Labbadia hatte die Berliner im April 2020 übernommen und in einer schwierigen Lage zum Klassenerhalt geführt. Aber Labbadia holte bei der Alten Dame im Schnitt nur 1,11 Punkte pro Spiel - viel zu wenig für die großen Ansprüche.

Moralische Unterstützung hatte er von Werder-Coach Florian Kohfeldt erhalten. Labbadia sei "ein Top-Trainer der Liga", sagte Kohfeldt nach dem Duell, "da hat auf keinen Fall eine leblose Mannschaft auf dem Platz gestanden."

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