22.01.2021 13:53 Uhr

Joachim Löw gibt Stadion-Comeback

Joachim Löw beobachtet wieder vor Ort im Stadion
Joachim Löw beobachtet wieder vor Ort im Stadion

Joachim Löw nimmt nach einem halben Jahr Pause die Stadionbesuche wieder auf. Es ist auch eine Reaktion auf seine Kritiker.

Der Fußball-Bundestrainer besucht ein Fußballspiel. Im Journalismus heißt so etwas "Hund-beißt-Mann-Meldung" - beileibe nichts Besonderes, keiner Rede wert. Im Falle von Joachim Löw allerdings liegen die Dinge anders, denn: Der Fußball-Bundestrainer hat pandemiebedingt seit dem DFB-Pokal-Finale am 4. Juli kein Fußballspiel besucht, wofür er hart kritisiert wurde. Das ändert sich. Also doch: Mann beißt Hund.

"In wenigen Wochen finden mit dem Auftakt in die WM-Qualifikation auch mit Blick auf die weiteren EM-Planungen wichtige Länderspiele statt", sagte Löw in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vom Freitag: "Zusätzlich zu unseren bislang ohnehin schon sehr umfangreich durchgeführten und detaillierten Analysen der TV-Bilder wollen wir nun auch wieder die persönlichen Eindrücke in unsere Studien einfließen lassen."

Mit der Anwesenheit beim Topspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund am Freitagabend nimmt der Bundestrainer den Kritikern in der EM-Saison einen Hauptangriffspunkt. Viel zu selten wage sich Löw aus seiner Freiburger Komfortzone, lautete der Vorwurf, zu selten sei er vor Ort, wenn der FC Bayern, der BVB, Gladbach oder Leipzig spielen. Freiburg gegen Mainz zu sehen, was hilft das?

Löw hatte Anfang Dezember energisch Stellung bezogen. "Wir würden am liebsten zu Fuß ins Stadion laufen. Es war eine klare Anweisung vor der Saison an uns vom Arbeitsministerium, den Ärzten, uns nicht ins Stadion zu begeben", sagte er. "Wir sind da auch Vorbilder." Ohnehin kenne er die Liga wie seine "Westentasche".

In Zeiten der Pandemie war Löws Zurückhaltung ebenso verständlich wie geboten. Jetzt aber, wo es auf das Turnier zugeht, ob, wo und wie es auch stattfindet, befürwortet Oliver Bierhoff nach einem halben Jahr Pause die intensivere Spielbeobachtung im Lockdown.

Der DFB-Direktor betonte, sechs Monate vor der Europameisterschaft werde "es Zeit, dass er und seine Trainer sich live Eindrücke aus dem Stadion holen. Gleiches gilt für Stefan Kuntz, der in diesem Jahr mit der U21-EM und dem Olympischen Fußballturnier mit seinem Jahrgang gleich zwei sportliche Highlights vorzubereiten hat."

Alles, darauf verwies der Bundestrainer, "selbstverständlich" unter strengster Einhaltung der Maßnahmen gegen Corona. "Ich versichere, dass wir uns (...) verantwortungsvoll, akribisch und mit größter Sorgfalt an sämtliche Hygienevorgaben und behördlichen Regeln halten werden", sagte der 60-Jährige. Die Gesundheit aller besitze "höchste Priorität".

Bierhoff lobte, Löw sei "im vergangenen Jahr unglaublich sorgsam und extrem verantwortungsvoll mit der schwierigen Gesamtsituation umgegangen", er habe "viele Kompromisse in Kauf genommen". Abgesprochen sei eine individuelle Anreise, die Spielbeobachtungen werden jeweils allein durchgeführt. Löw werde sich zudem im Vorfeld testen lassen. Am Freitagvormittag fiel der Test vor der Anreise mit dem Auto negativ aus.

Der DFB hatte vorab Kontakt zur Deutschen Fußball Liga (DFL) aufgenommen. Diese habe die Klubs der Bundesliga und 2. Liga gebeten, die Besuche "im Rahmen der im derzeitigen Spielbetrieb vorhandenen Kontingente möglichst zu unterstützen - im Sinne einer guten sportlichen Vorbereitung auf die anstehenden Turniere, bei denen das gemeinsame Ziel lautet, den deutschen Fußball international bestmöglich zu vertreten".

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