06.01.2021 19:30 Uhr

Malocher-Stil statt Spektakel: Ist das der neue BVB?

Der BVB sucht noch nach seiner Spielweise
Der BVB sucht noch nach seiner Spielweise

Borussia Dortmund ist zwar mit einem Sieg ins neue Jahr gestartet, doch gegen den VfL Wolfsburg (2:0) war noch lange nicht alles Gold, was glänzte. Die spielerische Klasse des Teams blitzte nur selten auf, vielmehr setzte Edin Terzic gegen die Wölfe auf den Malocher-Stil und war damit erfolgreich. Doch ist das wirklich der neue BVB, wie ihn die Verantwortlichen sich vorstellen?

Immerhin: Den Heimfluch von drei verlorenen Spielen in Folge haben sie bei Borussia Dortmund am späten Samstagnachmittag hinter sich gelassen und gleich noch drei wichtige Punkte gegen einen Mitkonkurrenten um die Champions-League-Plätze eingefahren. Doch zum Zungeschnalzen war dieser Erfolg gegen die Niedersachsen nicht. 

Das waren, das sollte der Fairness halber ebenfalls erwähnt werden, die letzten Spiele unter Lucien Favre ebenfalls nicht, was letztlich auch zur Trennung vom Schweizer führte.

"Wir haben uns zuletzt schwergetan, leichtfüßig zu spielen, Ideen zu entwickeln, kreativ zu sein. Als läge alles unter Mehltau begraben", analysierte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke zu Beginn der Woche im "kicker". 

Genau jenen "Mehltau" muss Terzic nun in seiner neuen Rolle als Chefcoach erst einmal abtragen. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen, das der 38-Jährige mit dem Fokus auf "Erwachsenen-Fußball" (Zitat Mats Hummels) angehen will. Das heißt konkret: Bei den Dortmundern soll vorerst mit viel Arbeit und Zweckdienlichkeit agiert werden.

Der BVB besinnt sich auf die Grundtugenden des Fußballs

Das bedeutet nicht, dass die Stars nun die Grätschen auspacken und die Bälle lang nach vorne hauen sollen, wohl aber eine Besinnung auf die Grundtugenden des Fußballs: Robuste Zweikampfführung, intensive Läufe, einfache Pässe sowie den ein oder anderen Schnörkel weniger. Sozusagen "Back to the Roots" für das große Ganze.

Dies dürfte auch ganz nach dem Geschmack von Watzke sein, der mahnte: "Es fehlten zuletzt Form und Fokussierung. Daran müssen wir im neuen Jahr weiterarbeiten. Dann werden wir auch wieder besser Fußball spielen."

Zwei, die sinnbildlich für den derzeitigen Weg des BVB stehen, sind Thomas Delaney und Julian Brandt. Während der Däne genau jene klassischen Eigenschaften mitbringt, die im Moment gefragt sind, hat es Freigeist Brandt schwer. Nicht ganz zufällig schmorte der Ex-Leverkusener gegen den VfL 90 Minuten lang auf der Bank, während Delaney über die volle Spielzeit auf dem Feld stand und überzeugte.

"Thomas ist ein absolut stabilisierender Faktor bei uns - und er ist berechenbar", sagte Sportdirektor Michael Zorc dem "kicker" und fügte an: "Du weißt, was du bei ihm bekommst." Was Zorc damit meint: Nicht unbedingt Zauberfußball, dafür Leidenschaft, Einsatz und Gradlinigkeit. 

BVB will "hin zu mehr Kreativität"

Unter Favre waren Delaneys Qualitäten nur selten gewünscht, der geschasste Coach setzte auf technisch feinere Spieler. Dass der 29-Jährige allerdings auch einen guten Ball spielen kann, bewies er zuletzt gegen Wolfsburg. 

"Thomas hat sich auch spielerisch entwickelt", lobte Zorc. Nicht umsonst wählten die Leser der BVB-nahen "Ruhr Nachrichten" den Dänen mit 44 Prozent zum Mann des Spiels, vor Torschütze Manuel Akanji (41 Prozent), einem, der ebenfalls die derzeitige Spielweise der Borussia verkörpert. Abgeschlagen dahinter: der formverbesserte Jadon Sancho (15 Prozent). 

Doch die klaren Strukturen, die Delaney fördert, sollen nur das Fundament sein für den Übergang zur neuen Spielweise des BVB. Diese soll die Fans an den TV-Geräten oder im Stadion - so sie denn irgendwann wieder hinein dürfen - wieder begeistern. Weniger mit Ballbesitzfußball bis fast ins Tor hinein, wie Favre es zelebrierte, als mit dem ein oder anderen Überraschungsmoment aus dem gepflegten Spiel heraus.

Dafür soll Terzic schon in den nächsten Wochen sorgen, wie Watzke betonte, der "Edins Aufgabe" folgendermaßen umschrieb: "Wir müssen ein bisschen weg vom geduldigen Spielaufbau und hin zu mehr Kreativität. Da sind wir uns in der Analyse alle einig."

Dann dürften auch Spieler wie Julian Brandt, der auf dem Platz nicht selten den Prototyp des unkonventionellen Einfalls verkörpert, wieder mehr gefragt sein. Doch auch der 24-Jährige wird sich in seiner Spielweise anpassen müssen, denn: Ein Kreativkopf zu sein, soll dieser Tage beim BVB nicht mehr genügen. Ein bisschen mehr "Delaney" sollte es schon sein. 

Chris Rohdenburg

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