16.12.2020 15:00 Uhr

Pavard beim FC Bayern im Tief: Wo ist "Mr. Zuverlässig"?

Benjamin Pavard hat beim FC Bayern zuletzt nur selten überzeugt
Benjamin Pavard hat beim FC Bayern zuletzt nur selten überzeugt

In seinem ersten Jahr beim FC Bayern ließ Benjamin Pavard sämtliche Kritiker verstummen. Aktuell schlägt sich der Franzose jedoch mit hartnäckigen Formschwankungen herum. Hoffnung auf Besserung macht ein Rückkehrer.

Seit Benjamin Pavards Wechsel vom VfB Stuttgart zum FC Bayern im Sommer 2019 gilt beim deutschen Rekordmeister ein ungeschriebenes Gesetz: Ist der Defensiv-Allrounder fit, dann spielt er auch.

Schon unter Niko Kovac war der Weltmeister von 2018 unumstritten, pendelte damals allerdings noch zwischen Abwehrmitte und Außenbahn hin und her. Hansi Flick beendete das Wechselspiel und machte Pavard auf rechts zum Stammverteidiger.

Der 24-Jährige zahlte das Vertrauen zurück, sammelte in 47 Einsätzen beachtliche elf Torbeteiligungen (vier Tore, sieben Vorlagen) und war auch sonst ein Vorbild an Fleiß und Disziplin.

Erst Anfang August bezeichnete Flick seinen Schützling als "Mr. Zuverlässig". "Benji hat eine sensationelle Runde gespielt. Er bringt normalerweise in jedem Spiel hundertprozentige Leistung", schwärmte der Münchner Erfolgstrainer im Gespräch mit "Sport1".

Wenige Monate später, genauer gesagt vor dem Heimspiel gegen den noch ungeschlagenen VfL Wolfsburg (Mittwoch ab 20:30 Uhr im Live-Ticker), ist von der einst gepriesenen Zuverlässigkeit des Dauerbrenners nicht mehr viel zu sehen.

Pavard beim FC Bayern zuletzt ein Risikofaktor

Die jüngsten Defensivprobleme des FC Bayern sind untrennbar mit dem Namen Pavards verbunden. Auch wenn der französische Nationalspieler selten spielentscheidend patzte, war er doch stets ein Risikofaktor in der Viererkette.

Die sport.de-Noten seiner vier letzten Bundesliga-Auftritte gegen Werder Bremen (4,5), den VfB Stuttgart (4,5), RB Leipzig (3,5) und Union Berlin (4,0) waren mäßig bis schwach. Hinten fahrig, vorne wirkungslos - von der Gala-Form der Vorsaison ist Pavard derzeit ein gutes Stück entfernt.

Einige Teams haben Pavard zuletzt gar als Schwachstelle ausgemacht und bewusst über dessen rechte Abwehrseite attackiert. Sie profitierten dabei auch vom verletzungsbedingten Fehlen Joshua Kimmichs.

Der 25-Jährige, früher Platzhirsch auf Pavards Position, ist als Lückenstopfer auf der Sechs unersetzlich geworden. Ohne Kimmich, dessen Mix aus Zweikampfhärte, Laufarbeit und Stellungsspiel für Stabilität sorgt, gelangt der Gegner deutlich leichter hinter die letzte Linie.

Pavard, dessen Stärke die Rückwärtsbewegung noch nie gewesen ist, geriet durch Kimmichs Abstinenz in eine Zwickmühle: Schaltete er sich offensiv mit ein, war seine Seite zu oft blank, hielt er sich zurück, war die rechte Flanke gefühlt tot.

Brutales Pensum beim FC Bayern macht Pavard zu schaffen

Zu all den taktischen Schwierigkeiten gesellt sich das wahnwitzige Pensum, das Pavard seit dem Restart der Bundesliga im Juni absolvieren musste. 27 Mal lief er seither für den FC Bayern auf, hinzu kommen vier Länderspiele mit der Équipe Tricolore.

Unterbrochen wurde Pavards persönlicher Einsatz-Marathon durch eine im Training erlittene Teilruptur in den Bändern des linken Knöchels, die ihn zu Beginn des Champions-League-Finalturniers in Lissabon kurzzeitig außer Gefecht setzte.

Dass der Franzose mittlerweile müde und überspielt wirkt, verwundert angesichts des extrem eng getakteten Terminkalenders kaum. Pavard würde eine Verschnaufpause fraglos gut tun, doch in Zeiten von Corona geht es Schlag auf Schlag.

Auch gegen die formstarken Wolfsburger dürfte Flicks Musterschüler wieder zur Startelf zählen. Pavards am Deadline Day verpflichteter Landsmann Bouna Sarr fremdelt noch mit der neuen Umgebung, andere Konkurrenten gibt der Kader im Augenblick nicht her.


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Heißt: Pavard muss die Zähne zusammenbeißen und versuchen, sich den Esprit der Vorsaison über den Wettkampf zurückzuholen.

Helfen könnte dem 24-Jährigen, dass das Comeback von Joshua Kimmich näher rückt. Mit dem deutschen Nationalspieler an seiner Seite dürfte es Pavard schneller gelingen, wieder "Mr. Zuverlässig" zu werden.

Heiko Lütkehus

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