13.12.2020 11:17 Uhr

"Wut-Motor" des FC Bayern läuft zu spät heiß

Thomas Müller haderte mit dem Remis des FC Bayern bei Union Berlin
Thomas Müller haderte mit dem Remis des FC Bayern bei Union Berlin

Nach dem 1:1 bei Union Berlin übte sich Bayern München in Selbstkritik. Müdigkeit und mangelhafte Chancenverwertung machte Trainer Hansi Flick als Ursachen aus - und forderte ein anderes Auftreten für den Weihnachts-Endspurt.

Bayern-Retter Robert Lewandowski marschierte nach der Beinahe-Blamage von Berlin mit finsterer Miene in die Kabine, auch Thomas Müller wirkte genervt - und ein enttäuschter Trainer Hansi Flick ging sofort unverblümt die Analyse.

"Den frischesten Eindruck machen wir gerade nicht", sagte der Coach von Rekordmeister Bayern München nach dem 1:1 (0:1) beim Underdog Union Berlin. Müdigkeit sprach in der Tat aus den Gesichtern der Münchner, die dieser Tage keineswegs unbesiegbar scheinen. Und das geht ihnen gehörig auf den Geist.


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"Woran hat's gelegen? Das ist die goldene Frage", sagte ein leicht angesäuerter Müller nach der Partie im "ZDF": "Wir nehmen uns auf jeden Fall vor dem Spiel nicht vor, dass wir die ersten 20 Minuten nachlässig sind - ganz klar. Aber scheinbar passiert uns das trotzdem, dass wir uns überrumpeln lassen. Und dass dann erst der Wut-Motor so ein bisschen angeht."

Eine Erklärung wäre, dass die Belastung durch die hohe Taktung der Spiele selbst die Bayern mit ihrem Pracht-Kader Substanz und Konzentration kostet.

"Wir müssen auch unter Druck an unsere Qualität glauben"

Die 17 Gegentore in bislang elf Ligaspielen wären ein Beweis dafür, zudem haben die Bayern drei der vergangenen vier Bundesliga-Duelle nicht gewonnen. Neben dem Mangel an geistiger Frische führte Flick ganz praktische Gründe für diese Entwicklung an. "Es ist einfach so, dass wir häufig wechseln müssen aufgrund der Belastung. Das ist ganz normal", sagte er 55-Jährige: "Und da ist die Abstimmung, die wir letzte Saison hatten, einfach nicht möglich."

Sichtbar war das in Berlin schnell, denn Union presste unermüdlich. Die Gastgeber kamen früh zu besten Chancen und trafen durch Grischa Prömel (4.). Bayern wackelte defensiv und schien beeindruckt von den leidenschaftlich kämpfenden Gastgebern. Flick vermisste über weite Strecken vor allem das Selbstbewusstsein im Spiel seiner Mannschaft, das zu oft bemühte "Mia-san-mia"-Gefühl. "Wir müssen auch unter Druck an unsere Qualität glauben", forderte Flick.

Das tat sein Team so richtig erst recht spät in Halbzeit zwei. Am besten zu betrachten beim 1:1 durch Weltfußballer-Kandidat Lewandowski (67.), der am Donnerstag zum Besten des Planeten gekrönt werden könnte. Bayerns Flügelflitzer Kingsley Coman schnitt pfeilschnell durch die Berliner Abwehr, bevor er dem Polen sein 13. Saisontor auflegte. Momente wie diesen gab es aber viel zu selten, beste Möglichkeiten zum Spielende hin ließ der Meister aus.

So blieb Flick nach Schlusspfiff nur eine wirkliche Erkenntnis: "Am Ende ist es wichtig, dass wir das Spiel abhaken, nach vorne schauen und gegen Wolfsburg und in Leverkusen anders auf dem Platz stehen."

Gewinnen die Bayern gegen den VfL am Mittwoch (20:30 Uhr) und am Samstag (18:30 Uhr) das Top-Spiel gegen Bayer dürften sie als Tabellenführer in die kurze Weihnachtspause gehen. Das verlangt Flick auch von seiner Mannschaft. Daran wird nicht gerüttelt, auch wenn es durchaus fragwürdig ist, welche Anstrengungen der Corona-Spielplan den Fußballern abverlangt.

"Die Spieler sind schon hoch belastet - keine Frage", sagte Flick: "Aber wir haben die Qualität, dass wir für die zwei Spiele eine Mannschaft auf den Platz bringen, die die Punkte holt." Und um nichts anderes geht es.

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